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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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los?« fragte Kate mißtrauisch.
    »Nichts«, sagte Rita.
    Kate packte sie bei den Schultern. »Jetzt sag schon, war da oben irgendwas?«
    Rita senkte den Blick.
    »Ja, ich hab’ was gefunden. Aber ehrlich gesagt möchte ich dir die Einzelheiten ersparen.«
    Kate sah erschrocken aus. »Ist es so schlimm?«
    Rita nickte.
    »Dann will ich es lieber nicht so genau wissen«, murmelte Kate, »mir reicht’s erst mal.«
    »Ich werde Malise davon erzählen«, sagte Rita mit singender Stimme, »sie wird sich dafür interessieren.«

ZWÖLF
     
    I n der »Schuppenaffäre«, wie Olga die Angelegenheit ironisch nannte, war das Urteil gefallen: Der Teil des Daches, der in Mattuscheks Grundstück hineinragte, mußte entfernt werden.
    »Wie soll das denn gehen?« wunderte sich Kate.
    »Abschneiden«, meinte Olga kurz. »Dachziegel weg, Balken absägen, fertig. Sieht zwar Scheiße aus, aber er wollte es ja nicht anders.«
    »Hätte schlimmer kommen können«, sagte Kate munter.
    »Du glaubst doch nicht etwa, das war’s jetzt?« fragte Olga.
    »Man soll nicht aufhören zu hoffen, nicht?«
    »Der Kerl ist krank«, sagte Olga eindringlich.
    »Gegen den hast du keine Chance!«
    »Aber was kann er denn jetzt noch machen?« fragte Kate. »Ein Urteil ist ein Urteil, daran kann auch er nichts ändern.«
    »Warten wir’s ab«, orakelte Olga. »Ich habe den Eindruck, der Mann verfügt über unerschöpfliche Phantasie, wenn es darum geht, seine Mitmenschen zu drangsalieren.«
    Sie sollte recht behalten.
    Kaum hatte Franz, kopfschüttelnd und auf die Blödheit deutscher Gerichte schimpfend, das Dach abgesägt, kam postwendend die Behauptung, das Urteil sei nicht korrekt vollstreckt worden. Wie immer lagen dem Brief endlose Begründungen und Berechnungen bei, die Kate nicht einmal zu verstehen versuchte. Bemerkenswert war allerdings das Fazit des Schreibens: Mattuschek forderte Erzwingungshaft für Kate.
    Sie wußte für einen Moment nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Es war einfach zu absurd.
    »Muß ich jetzt ins Gefängnis?« wollte sie von Olga wissen.
    »Natürlich nicht«, gab Olga zurück, »der Kerl hat ’nen Vogel. Aber wie ich die Sache sehe, müssen tatsächlich wir den Beweis dafür erbringen, daß das Urteil korrekt vollstreckt ist. Da er den Grenzverlauf anzweifelt, müssen wir eine amtliche Vermessung durchführen lassen.«
    »So was kostet doch einen Haufen, oder nicht?« fragte Kate erschrocken. »Muß ich das etwa bezahlen?«
    »Vorerst schon, fürchte ich.« Olga zuckte bedauernd die Schultern. »Vom Ergebnis wird abhängen, wer die Kosten endgültig übernehmen muß.«
    Kates Blick fiel aus dem Fenster direkt auf Mattuschek, der vor einem Haselstrauch stand und mit angespanntem Gesichtsausdruck ein Blatt betrachtete. Vermutlich hatte er wieder einen Schädling entdeckt. Mit einer heftigen Bewegung riß er das Blatt ab, warf es zu Boden und trat mit dem Absatz darauf.
    In diesem Moment wurde Kate schlagartig klar, daß der Terror nicht enden würde. Nicht, solange sie in diesem Haus lebte.
    Herr Petz starrte Kate entgeistert an. »Sie wollen verkaufen? Aber warum denn bloß? Sie haben doch Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um an das Haus zu kommen! Sogar mich haben Sie weichgeklopft, und das will was heißen!«
    »Streit mit dem Nachbarn«, sagte Kate leise.
    »Ach was, so was kämpft man durch, und dann trinkt man gemeinsam auf die Versöhnung.«
    »Nicht mit diesem Nachbarn«, sagte Kate. »Ich möchte das Haus wirklich nicht hergeben, das können Sie mir glauben. Aber er läßt mir keine andere Wahl.«
    Nachdenklich blätterte Herr Petz durch die Unterlagen.
    »Was haben Sie bezahlt? Dreihundertneunzig Mark für den Quadratmeter? Das werden Sie aber nicht mehr kriegen.«
    »Aber warum denn nicht?« Erschrocken sah Kate ihn an.
    »Haben Sie nicht davon gehört? Die Großgärtnerei hat Konkurs angemeldet, die Gemeinde hat den Grund aufgekauft und in Bauland umgewandelt. Jetzt sind die Preise im Keller.«
    »Was … ähm, was heißt das? Wieviel würde ich denn jetzt noch kriegen?«
    Herr Petz wiegte den Kopf. »Zweihundertfünfzig, zweihundertachtzig, im besten Fall dreihundert.«
    Kate rechnete. Selbst wenn sie den Höchstpreis erzielte, würde sie einen Verlust von rund achtzigtausend Mark machen. Das war undenkbar; sie würde ihr ganzes Leben brauchen, um diese Schulden abzubezahlen.
    Sie sank in ihrem Stuhl zusammen.
    »Das ist ja … das ist ja entsetzlich«, murmelte sie verzweifelt.
    »Nehmen Sie’s

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