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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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beugte sich vor und sah Kate mit einem unergründlichen Blick seiner dunklen Augen an.
    »Manchmal trifft das scheinbar Unwahrscheinliche zu.«
    Kate wußte nicht, was sie darauf antworten sollte.
    »Haben Sie mir nicht schon vor einiger Zeit erzählt, daß Ihr Nachbar Sie belästigt habe?« fragte er weiter.
    »Was hat er genau getan?«
    Kate stieß ein unfrohes Lachen aus. »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    Er gab keine Antwort. Statt dessen fragte er leise:
    »Wie sehr hassen Sie ihn?«
    »Hassen?« Ein hysterischer kleiner Kiekser entschlüpfte Kate. »Also, hassen ist vielleicht zuviel gesagt. Obwohl, manchmal … wissen Sie, ich glaube, er hat unsere Katze umgebracht. Und unseren Apfelbaum hat er zerstört, und er hat mir den Flötenunterricht verbieten lassen. Er ist … er ist wirklich eine Landplage.«
    Mit einer fahrigen Bewegung strich sie sich die Haare aus dem Gesicht.
    »Vielleicht wollten Sie dieser Landplage eins auswischen und haben die durchschaubare falsche Spur gelegt, damit der Verdacht auf ihn fällt?«
    »Wie bitte?« Kate blieb der Mund offenstehen. »Das meinen Sie doch wohl nicht im Ernst? Glauben Sie wirklich, ich zünde meine Werkstatt an, lasse mein teures Werkzeug verbrennen, bringe mich selbst um meine Existenzgrundlage und meinen Sohn in Lebensgefahr, und das alles, um meinen Nachbarn zu ärgern?«
    Sie war aufgesprungen und funkelte Lander wütend an.
    »Nein«, sagte er sachlich und erhob sich ebenfalls.
    »Das klingt wirklich nicht sehr wahrscheinlich.«
    »Aber manchmal trifft ja das scheinbar Unwahrscheinliche zu«, sagte Kate mit beißender Ironie.
    Lander rieb sich mit den Händen erschöpft das Gesicht.
    »Zu früh aufgestanden heute morgen«, brummte er entschuldigend. »Sagen Sie, waren Sie eigentlich versichert?« fragte er dann, als sei ihm der Gedanke gerade in den Sinn gekommen.
    Schweigend hielt Kate ihm ein Schreiben hin, in dem die Versicherung ihr mitteilte, das abgebrannte Gebäude sei lediglich als Abstellschuppen, nicht aber als Werkstatt versichert gewesen. Deshalb fielen die Instrumente, das Werkzeug und das Holz bedauerlicherweise nicht unter den Versicherungsschutz.
    »Tut mir leid, Kate.« Er sah sie mitfühlend an.
    Einen Moment hoffte sie unsinnigerweise, er würde sie in den Arm nehmen. Aber er drückte ihr nur kurz die Hand.
    »Danke, daß Sie Zeit für mich hatten.«
    Nachdem er gegangen war, blieb Kate noch einen Moment in Gedanken versunken stehen. Dann verließ sie das Haus und ging langsam durch den Garten, hinüber zu den Resten des Schuppens.
    Am ersten Tag war die Brandstelle abgesperrt gewesen, und Polizisten hatten dort nach Spuren gesucht. Inzwischen waren die Absperrseile verschwunden. Vorsichtig stieg Kate über verkohlte Holzbalken, durch Asche, Schutt und Steine. Ein scharfer Geruch stieg ihr in die Nase.
    Sie dachte an Jacques. Er hatte seine gerechte Strafe erhalten. Aber derjenige, der das hier angerichtet hatte, würde er jemals bestraft werden?
    Dieser verkohlte Holzklumpen mit den rußgeschwärzten Metallteilen darauf war ihre Werkbank gewesen. Das verbogene Ding da drüben Samuels Fahrrad. Und ungefähr hier hatten die fertigen Flöten gelegen, Aufträge im Wert von vielen tausend Mark. Alles beim Teufel.
    »Glaub mir, er wird es büßen«, ertönte eine Stimme hinter ihr.
    Kate fuhr herum. Malise kam auf sie zu und umarmte sie. Kate schluchzte auf.
    Malise streichelte schweigend ihren Rücken. Dann flüsterte sie ihr ins Ohr: »Der Mensch ist nichts als ein gezähmtes Tier. Ob Lämmchen oder Wolf, es steckt in dir.«
    Kate löste sich aus der Umarmung und sah sie verwirrt an. Malise strich zärtlich über ihr Gesicht, während sie leise sagte: »Wir werden die Ratte ausrotten.«
    Kate nickte. Zögernd zuerst, dann immer heftiger.
    » Wenn sie dich liebt, geht sie für dich durchs Feuer. «
    Kate drückte Malise an sich. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Kommissar Lander auf Mattuscheks Haushälfte zusteuerte.
     
    Am Abend kamen die Frauen zum ersten Mal nach dem Streit zwischen Malise und Rita wieder zusammen. Die Stimmung war angespannt; alle vier standen unter dem Eindruck der Unglücksnacht. Sie hatten Angst. Angst, dies könnte nur der Anfang gewesen sein.
    »Wir müssen was unternehmen«, stellte Malise fest, nervös auf und ab gehend, den unvermeidlichen Zigarillo zwischen den Lippen.
    »Und was?« Inge blickte ihn fragend an.
    »Keine Ahnung.« Malise blieb am Fenster stehen und starrte in den dunklen Garten

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