Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
Vom Netzwerk:
damals auch eine Alarmanlage installieren lassen!«
    Kate vergrub das Gesicht in den Händen. »Dann war dieser Scheißkerl also tatsächlich damals schon in unserer Wohnung«, murmelte sie erschüttert. »Ich fasse es nicht.«
    »Und was sagst du dazu?« fragte Annette und zeigte auf einen anderen Absatz der Akte.
    Kate sah auf.
    »Was ich dazu sage? Daß es genau das ist, was ich ihm zugetraut habe.«
    Mattuschek hatte dreimal wegen Körperverletzung vor Gericht gestanden, einmal war er verurteilt worden. Er hatte seine erste Frau krankenhausreif geschlagen.

DREIZEHN
     
    D er alte Ford, von einer Karlsruher Werkstatt wieder fahrtüchtig gemacht, schluckte Kilometer für Kilometer Autobahn. Kate hatte Mühe, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. In ihrem Kopf wirbelten unzählige Gedanken, die sich nur widerwillig in eine Ordnung bringen ließen.
    Sie fragte sich, wie sie nur eine Sekunde lang auf den hilfsbereiten Nachbarn hatte hereinfallen können. Wenn sie ehrlich mit sich war, hatte sie ihn vom ersten Moment an unsympathisch gefunden, es sich aber nicht eingestehen wollen. Außerdem, was hätte es genützt? Freunde kann man sich aussuchen. Nachbarn nicht.
    Kate rieb sich die müden Augen. Sie war spät weggekommen, es war schon kurz nach elf. Annette hatte sie überreden wollen, eine weitere Nacht zu bleiben, aber die Sehnsucht nach Samuel war stärker gewesen.
    Noch anderthalb Stunden bis nach Hause. Kate freute sich auf ihr eigenes Bett.
     
    Sie entdeckte den Feuerschein gut zwei Kilometer vor dem Dorf. Die Zeit der Sonnwendfeuer war vorbei, für ein Kartoffelfeuer war es zu früh. Sie wurde unruhig. Je näher sie kam, desto dichter wurde der Qualm. Die Leute standen vor den Häusern und redeten aufgeregt miteinander. Ein Feuerwehrauto bog in rasendem Tempo auf die Hauptstraße ein und fuhr vor ihr her. Unwillkürlich beschleunigte auch sie. Wie immer, wenn die Angst kam, spürte sie ihr Herz. Taktaraktaktarak …
    Das Feuerwehrauto bog nach rechts ab in die Bergstraße, ihre Straße. Dort stand bereits ein anderes Löschfahrzeug, daneben ein Haufen Schaulustiger.
    Ein schneller Blick – Gott sei Dank, das Haus war unversehrt.
    Doch dann sah sie es. Der Feuerschein und der Rauch kamen von dahinter. Ihre Werkstatt stand in Flammen.
    Einen Moment wurde ihr schwarz vor Augen, dann fing sie sich wieder. Sie ließ das Auto mitten auf der Straße stehen und rannte Richtung Schuppen. Ein kräftiger Feuerwehrmann stellte sich ihr in den Weg.
    »Lassen Sie mich durch, ich muß mein Werkzeug retten!« schrie Kate und versuchte, sich loszureißen.
    »Da ist nichts mehr zu retten«, brummte der Mann.
    Kate sah im selben Moment ein, daß er recht hatte.
    Der Schuppen war fast bis auf das Fundament abgebrannt, und mit ihm alles, was darin gewesen war.
    Bevor ihr zu Bewußtsein kam, was das bedeutete, sah sie die Sanitäter. Sie beugten sich über eine kleine Gestalt, die reglos auf einer Decke am Boden lag. Daneben erkannte sie Simon und Malise.
    Kates Augen weiteten sich. »Samueeel!«
    Ihr Entsetzensschrei gellte durch die vom Feuer gespenstisch erhellte Nacht. Sie lief los, doch bevor sie ihr Ziel erreicht hatte, versagte ihr Kreislauf, und sie stürzte wieder einmal in den schwarzen Abgrund.
     
    Das erste, was Kate nach dem Aufwachen im Krankenhaus sah, war Malise. Ihr Anblick war furchterregend: Gesicht und Kleidung rußgeschwärzt, die Haare versengt, die Augen blutunterlaufen.
    Kate schoß so schnell in die Höhe, daß ihr erneut schwindelig wurde.
    »Was ist mit Samuel?« stieß sie atemlos hervor.
    Malise machte einen Schritt und setzte sich neben Kate auf die Bettkante. Sie nahm ihre Hand.
    »Was ist mit Samuel? Sag endlich was!« schrie Kate sie an.
    »Er ist hier«, sagte Malise mit zitternder Stimme, »und er lebt. Aber er hat Verbrennungen und eine schwere Rauchvergiftung.«
    »Ich will sofort zu ihm!«
    Kate machte Anstalten, das Bett zu verlassen. Nur mit Mühe konnte Malise sie zurückhalten.
    »Du kannst jetzt nicht zu ihm. Er ist auf der Intensivstation.«
    Kate brach in Tränen aus. »Wie ist … wie konnte das nur passieren?«
    Malise hob hilflos die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Ich weiß auch nicht … Die beiden haben sich heimlich in Samuels Versteck geschlichen. Ich ahnte nichts davon, und als ich das Feuer entdeckt habe, dachte ich natürlich, sie seien im Haus. Ich habe die Feuerwehr alarmiert, aber es hat eine Weile gedauert, bis die Männer losgefahren sind, weil …« Sie

Weitere Kostenlose Bücher