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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Bewegung zu verbergen.
    „Oh, das ist eine scharfumrissene Frage. Nein, ich kann mir kaum vorstellen, daß du jemals im Dienst versagen könntest.“
    Ihr Gesicht wurde weicher und fraulicher, als sie seine schweren Atemzüge vernahm. Er schien alle Kräfte aufbieten zu müssen, um sich aufrecht und sicher auf den Beinen zu halten. Wortlos schob sie ihren Arm unter seine Linke, die sich krampfhaft zuckend um ihr Gelenk krallte.
    „Danke, Altry“, stöhnte er unterdrückt. „Es scheint mein Schicksal zu sein, von dem Planeten Erde nur gemartert zu werden.“
    „Ich verstehe dich nicht“, sagte sie leise. „Du warst schon immer ein eigenartiger Mensch, Ramy; aber nun wirst du rätselhaft. Du bist verbittert. Du glaubst dich ungerecht gedemütigt, und dieses Gefühl äußert sich in sinnlos erscheinenden, depressiven Bemerkungen. Du hast den Bannkreis deiner Art verlassen; den Bannkreis, der vom Schöpfer in der Form einer starken Gravitation geschaffen worden ist. Du bist vorgestoßen in das Nichts des lebensfeindlichen Universums. Nur durch dein Wissen und durch deine Technik hast du dein Leben fristen können. Du hast damit etwas erhalten, was hinsichtlich seiner biologischen Struktur nicht in den leeren Raum paßt. Du hast dir alles künstlich schaffen müssen, was uns, was dir freigebig geboten wird, solange wir uns dort befinden, wo wir hingehören. Weshalb also bist du verbittert, wenn du nach der endlich erfolgten Rückkehr dennoch geschlagen wirst? Du wirst dich dazu überwinden müssen, deinen Geist und deinen Körper wieder an das Natürliche zu gewöhnen, das sich ganz einfach in dem Wort ‚Heimatplanet’ realisiert.“
    Der Mann von Oros stand starr. Seine Atemzüge kamen noch hastiger.
    „Wie kommst du zu solchen Ansichten, Altry?“
    „Du wirst mich kaum verstehen können, weil du nicht verstehen willst“, meinte sie ruhig.
    Das gequälte Gelächter traf sie wie ein Peitschenhieb.
    „O Gott, wenn du wüßtest, wie gut ich dich verstehe! Der Mensch wird mit seiner primitiven Raumfahrt so lange gegen ein ursprüngliches Gesetz verstoßen, bis es ihm gelungen ist, seine natürlichen Lebensbedingungen auch im leeren Raum und auf einer fremden Welt genau nachzuahmen. Wenn ihm das möglich wird, hat er das Stadium der beginnenden Reife erreicht. Seine Erkenntnisse sind dann gleich einer höheren Erlaubnis, an der es ihm bisher noch mangelt. Das Geheimnis einer künstlich erzeugbaren Gravitation im idealen Wert von einem ‚g’, die Beseitigung zermürbender Beharrungskräfte, und das spielerische Eindringen in das Nichts sind nur einige wenige Dinge, die zum Begriff der beginnenden Reife gehören. Noch sind wir nicht so weit. Wir bezwingen den Raum gewaltsam, nicht aber ethisch und elegant, wie ich sagen möchte.“
    Sie registrierte seine Worte mit der präzisen Sicherheit einer elektronischen Maschine.
    „Gemäß deiner eigenen Erklärungen bin ich zur Zeit ein Eindringling. Ich bin ein Mann, der sich in seine natürliche Umgebung zurückkämpfen muß. Ich bin ein Parasit.“
    Die Falte zwischen ihren Augenbrauen vertiefte sich. Die letzten Worte hatten so eigenartig und zynisch geklungen. Sein Lachen wirkte unecht und flatternd. Sie wußte, daß Ramsay Eltron nicht mehr mit den Maßstäben betrachtet werden konnte wie vor 73 Monaten.
    „Du darfst nicht stehenbleiben“, entgegnete sie ruhig. „Langsam beginne ich zu begreifen, was Raumfahrt eigentlich heißt. Wenn du dich noch einige Minuten beherrschen kannst?“
    Er nickte stumm. Sein Metabolismus war versucht, durch eine winzige Umstellung des menschlichen Muskelgewebes den Körper stärker zu machen, um die grausame Schwerkraft der Erde zu bannen. Auf ihm lag eine Gewalt, die mehr als doppelt so stark war als die Kräfte einer Beschleunigung von nur 0,42 g. Nur sein Geist bewegte ihn, das Vorhaben zu verwerfen und in dem Zustand zu verbleiben, dem jeder menschliche Organismus nach einer so langen Reise unterliegen mußte. Er ahnte, daß er sich schon verdächtig genug gemacht hatte.
    Mit vorgebeugten Schultern stand er in dem Lift, der ihn 80 Meter tief unter die Erdoberfläche brachte. Als sich die Türen aufschoben, sah er in eine der strahlend erleuchteten Abfertigungshallen von Nevada-Point. Weiter rechts glitt leise summend ein geschoßartiges Fahrzeug aus einem finsteren Tunnel. Er wußte, daß es sich dabei um die Rohrbahn der Hafenverbindung handelte.
    Er sah nur Uniformen. Seit Tagen war Nevada-Point für den zivilen Verkehr

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