Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
gesperrt, was seine Ursache in der revoltierenden Venus-Kolonie fand. Die unterirdische Halle schien sich ins Unendliche zu dehnen. Lautsprecher übertönten das Stimmengewirr junger Menschen, die nur noch auf die Einschiffung warteten.
    Altry zögerte eine Sekunde. Dann zog sie ihren Fuß wieder zurück, den sie eben auf das langsam laufende Gleitband setzen wollte. Sie fühlte, daß er nicht fähig war, die erforderliche Geschicklichkeit aufzubringen.
    Wortlos deutete sie auf den Automatschalter, hinter dessen Sperre die dreirädrigen Elektrowagen abgestellt waren.
    Aufmerksam sah er zu, wie sie einen schmalen, vielfältig gelochten Plastikstreifen in den Aufnahmeschlitz des Automaten steckte. In der Maschine summte es leise, ehe eine blecherne Lautsprecherstimme aufklang:
    „Dr. Altry Eltron, unterstellt dem Amt für Psychophysik, Leiterin der psychotechnischen Abteilung für Weltraum-Eignungskunde. Wagenbenutzung genehmigt. Bitte die Robotsteuerung auf vollautomatische Rückkehr einstellen. Wagen Nummer 18 wird für Sie gebucht. Danke sehr.“
    Der dünne Streifen mit dem verworrenen Muster eingegossener Magnetdrähte glitt aus dem Schlitz zurück. Während die Automatenstimme verstummte, surrte das Sperrgitter zurück, und der Wagen Nummer 18 fuhr lautlos vor.
    Im Bewußtsein des Fremden glühte ein helles Fanal. Er übersah auch nicht ihren plötzlich scheu werdenden Blick, mit dem sie das kleine Gefährt aus leichten Kunststoffen musterte.
    „Jetzt werden mir einige Dinge klar“, brach es aus der Kehle des großen Mannes. „Du hast dein Studium beendet, wahrscheinlich mit Auszeichnung beendet. Amt für Psychophysik, ha! Direkt unterstellt dem Flottenkommando.
    Außerdem Leiterin der Abteilung für Eignungskunde. Nun verstehe ich auch, warum du von den anwesenden Offizieren so respektvoll gegrüßt wirst. Du hast sie natürlich auf Raumtauglichkeit getestet, und sie kennen dich. Sogar das Elektronengehirn des Wagenpark-Automaten ist auf deine Lochkarte geschaltet. Wahrscheinlich kennt man dich in allen fünf Abfertigungshallen des Raumhafens. Nevada-Point ist zur Zeit militärisches Sperrgebiet. Es hätte mich eigentlich gleich verwundern sollen, wieso es einer Zivilistin gelingen konnte, durch die Außensperren zu kommen.“
    „Möchtest du nicht einsteigen“, warf sie gelassen ein.
    Er war nur noch Ramsay Eltron. Das Fremde in ihm hatte sich ganz hinter der Persönlichkeit des Kommandanten verkrochen, und so kam es, daß er aufbrausend entgegnete:
    „Ja, gleich. Falls das aber ein Befehl gewesen sein sollte, so werde ich es sofort tun. Eine Uniform kleidete dich besser. Sie dürfte auch deiner Aufgabe gerecht werden. Nun erscheint es mir nicht mehr verwunderlich, daß man mich meiner Frau anvertraut hat. Natürlich hast du eine bestimmte Aufgabe erhalten, die eine andere Person nicht so dezent lösen könnte. Wenn der Automat ein wirklich denkendes Wesen wäre, so müßte ich mich jetzt bei ihm bedanken.“
    Sie sah ihn lange aus dunklen Augen an, ehe sie flüsternd sagte:
    „Du übersiehst einen sehr wesentlichen Punkt, Ramy! Der Automat hätte niemals gesprochen, wenn ich nicht meine Identifizierungskarte eingeschoben hätte. Niemand hätte mich zwingen können, einen Wagen zu nehmen. Vielleicht solltest du einmal über diese Tatsache nachdenken. Es könnte sein, daß deine Frau schon einer gewissen Aufgabe untreu geworden ist, indem sie ganz bewußt den Automaten anlaufen ließ, der natürlich auf den vollen Namen und Dienstgrad geschaltet ist. Vielleicht wollte ich, daß du es hörst. Möchtest du nun einsteigen? Du kannst dich kaum noch auf den Beinen halten.“
    Schwer und unbeholfen ließ sich der Kommandant in die weichen Plastikpolster des zweisitzigen Wagens fallen. Als sie hinter dem Steuer Platz nahm und den batteriegespeisten E-Motor anlaufen ließ, sagte er leise und niedergeschlagen:
    „Verzeih mir, Altry. Es war nicht so gemeint.“
    Während sie maskenhaft lächelnd den respektvollen Gruß eines Raumgarde-Offiziers erwiderte und das Gefährt auf die beleuchtete Fahrbahn rollen ließ, entgegnete sie kaum hörbar:
    „Ich habe schon vor Wochen darum ersucht, dich empfangen zu dürfen. Wenn du nicht vor einigen Minuten Worte gesprochen hättest, die mich zutiefst überraschten, wäre ich nicht an den Automaten herangetreten. Ich glaube, Ramsay, du wirst mir allerlei erzählen müssen. Du hast dich verändert. Vielleicht bist du auch reifer geworden. Ich weiß es noch nicht genau, aber

Weitere Kostenlose Bücher