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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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einer jungmädchenhaften Bewunderung als auf echter Zuneigung basierte. Wir halten Sie demnach für ausgesprochen geeignet, Ihrem Mann einige Informationen abzuringen, die für uns sehr wichtig sind.“
    „Ich werde mich bemühen“, entgegnete sie tonlos. „Es erscheint mir nur nicht sehr anständig, dem Bezwinger des Pluto derart zu mißtrauen. Man dürfte im Geheimdienst niemals das sein, was man als anständig bezeichnet. Haben Sie sonst noch Wünsche?“
    Der Zivilist biß sich auf die Lippen und sah erneut auf die Uhr.
    „Das Mondschiff ist bereits in der Lande-Ellipse. Es dürfte jeden Augenblick anschweben. Das Flottenkommando vertraut Ihnen ob Ihrer zweifellos vorhandenen Verdienste. Erledigen Sie die Sache Ramsay Eltron, und denken Sie immer daran, daß Sie keinen Ehevertrag auf Lebenszeit haben. Guten Tag, Doktor.“
    Der Mann drehte sich abrupt um, und so übersah er das wütende Funkeln der dunklen Augen.
    Während er im Lift verschwand, jagte weit draußen ein silberhell blitzender Körper über die mehr als zehn Meilen lange Landepiste, die nur den großen Mondraketen vorbehalten war.
    Schon das erste raumtüchtige Raketenschiff war mit Hilfe ausfahrbarer Tragflächen und aerodynamisch wirksamer Ruder nach der Art eines alten Flugzeuges gelandet worden. Man verzichtete auf eine ausgesprochene Raketenlandung auf dem eigenen Gasstrahl und fing die kinetische Energie heimkehrender Schiffe grundsätzlich durch den natürlichen Luftreibungswiderstand auf. Die hohen Fallgeschwindigkeiten verzehrten sich damit von selbst. Man begann mit den Manövern in den dünsten Schichten der Atmosphäre, so daß man die Raketen langsam in die dichter werdende Lufthülle des Planeten absinken ließ. Bei den hohen Fahrtstufen schneller Mondraketen bedeutete das eine dreimalige Umkreisung der Erde. Das verschlang zwar eine gewisse Zeitspanne, aber die damit verbundene Ersparnis an Arbeitsmedien kam dem Massenverhältnis und damit der Nutzlast eines Schiffes zugute. Landungen nach Raketenwert hätten erhebliche Gasmassen verschlungen.
    Somit war die Lufthülle der Erde eine ganz natürliche und kostenlose Bremse, die lediglich einen gewissen konstruktiven Aufwand erforderte, der sich vordringlich in den Tragflächen, den Rudern und hitzeabsorbierenden Klimaanlagen ausdrückte.
    Die soeben anschwebende Mondrakete glühte nicht mehr. Nur noch die vorderen Kanten der scharfgepfeilten Flächen schimmerten in leichter Glut, die sich bereits in einem stumpfen Glanz verlor.
    Dr. Altry Eltron konnte deutlich sehen, wie das wuchtige Bugrad-Fahrwerk aus dem schlanken Rumpf kam. Ehe das knapp fünfzig Meter lange Schiff die Piste berührte, zuckten aus den Tragflächenkanten nochmals die hellen Gassäulen der Lande-Hilfstriebwerke auf. Dabei handelte es sich um normale Brennkammern für chemische Treibstoffe, deren Schubleistung durchaus genügte, die restliche Fahrt eines Schiffes zu vermindern.
    Mit nur 280 km/h setzte die Rakete auf, und damit verschwand sie aus dem Blickfeld einer jungen Frau, deren Herz in dem Augenblick wie unsinnig zu klopfen begann.
    Dr. Eltron gehörte zwar zum Ministerium für psychologische Kriegsführung, aber sie war trotzdem eine Frau geblieben. In der soeben gelandeten Rakete wußte sie einen Mann, den sie dreiundsiebzig Monate lang nicht gesehen hatte.
    Ihre feinen Hände umkrampften die helle Plastiktasche, die sie nach der vorherrschenden Mode an einem goldfarbenen Band über der Schulter trug. Unwillkürlich fuhren ihre Finger durch das kurze Haar. Dann legte sich das Lächeln der geschulten Psychologin über ihre vollen Lippen.
    Es dauerte noch zwanzig Minuten, bis der kleine Verbindungsschrauber vor der Plastikkuppel landete.
    Fiebernd richteten sich ihre Augen auf den hochgewachsenen, breitschultrigen Mann in der kleidsamen Uniform des Raumoffiziers. Mit einem Blick erfaßte sie die Erscheinung, und dann sah sie kalte Augen von der Farbe zerbrochenen Stahles auf sich gerichtet.
    Unter der ungewohnten Schwerkraft der Erde leicht gebeugt, durchschritt er die Strahlschleuse, hinter der eine total verstörte Frau stand. Dreiundsiebzig Monate, mehr als sechs Jahre, hatte sie dieses leicht ironische Lächeln nicht mehr gesehen.
    ‚Er ist imponierend, erschreckend imponierend’, dachte sie, ehe ihre bebenden Lippen flüsterten:
    „Ramy … wie … wie geht es dir?“ Der Fremde, dessen wahres Dasein sich hinter den Molekülen und Zellkernen menschlicher Stoffverbindungen verkrochen hatte, war in

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