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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Kommandant so seltsam, daß ihn erneut ein prüfender Blick traf.
    „Es stimmt! Senchon hat zuerst gefeuert, nachdem ich ihn angewiesen hatte, das Lebewesen abzuschießen. Das war verkehrt.“
    „Zu einer solchen Ansicht bist du wirklich gekommen?“ fragte sie verwundert. „Ausgerechnet du?“
    „Ja“, entgegnete er hart. „Es war ein Verbrechen an hilflos gewordenen Geschöpfen, die demnach einen guten Grund hatten, die plötzlich aufgetauchten Ungeheuer anzugreifen. Damit meine ich die Menschen. Es wäre anständig und würdig für eine intelligente, kosmische Lebensform gewesen, hilfreich die Hände auszustrecken. Wir waren die Monstren.“
    Sie schwieg so lange, bis vor ihnen die medizinische Station auftauchte.
    „Unfaßbar, es ist kaum glaublich! Langsam beginne ich zu verstehen, warum du dich so verändert hast. In dir ist etwas erwacht, was du als Soldat und Kommandant eines Fernschiffes gar nicht haben dürftest; nämlich ein sogenanntes Gewissen. Seltsamerweise ist man im Flottenkommando gar nicht deiner Ansicht. Gefährlich erscheinende Biester sollte man eben grundsätzlich vernichten, ehe man nach ihrem Begehr fragt. Der Flottenstab grübelte keine Sekunde lang über deine einmal gegebenen Befehle nach, sondern nur über die Frage, ob sich aus dieser Sache eventuell schwerwiegende Verwicklungen ergeben könnten. Vielleicht ist es den Unbekannten gelungen, noch eine Funknachricht über den erfolgten Angriff abzusetzen.“
    „Kaum“, lachte er freudlos. „Sie dürften ziemlich überrascht gewesen sein. Raumkapitän Eltron hat sich durch die äußere Erscheinungsform der Unbekannten verblüffen lassen. Vielleicht war es für sie undenkbar, daß jemand auf den absurden Gedanken kommen könnte, sie als sogenannte Monstren anzusehen. Der Geist ist entscheidend, die sittliche Reife und der gute Wille. Was hat das mit dem Körper zu tun?“
    „Ich komme nicht mehr mit“, sagte sie knapp und hielt den Wagen so hart an, daß er schwer nach vorn gerissen wurde.
    „Du hast mich total überrumpelt, und ich benötige einige Zeit, um deine Erklärungen zu verdauen.“
    „Sie gefallen dir nicht?“ kam es leise aus dem qualvoll verkniffenen Mund.
    „Das ist es eben! Sie gefallen mir großartig. Ich könnte dich bewundern, wenn ich wüßte, was in deinem tiefsten Ich vorgegangen ist. Natürlich entscheidet nur der Geist. Es gehört aber ein starker, ethisch gereifter Wille dazu, eine vollkommen andersartige Lebensform im spontan aufwallenden Gefühl des Abscheus nicht als monströs anzusehen. Das weiß man auch im Flottenstab. Man macht dir also keine Vorwürfe. Man wird nur fragen, ob deiner Meinung nach mit kosmischen Verwicklungen zu rechnen ist. Die Unbekannten könnten an etwas denken, was man gemeinhin Rache nennt.“
    Seine Schwäche rettete ihn. Wäre er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen, hätte der Mann von Oros einen schwerwiegenden Fehler begangen. So aber hauchte er nochmals das gleiche Wort, das er schon vorher gebraucht hatte:
    „Kaum. Vielleicht sind die Fremden nur wieder einmal gedemütigt worden.“
    Er sah ihre wachsamen Augen, und er bemerkte auch ihre unbewußte Reaktion, die sich in einem Verkrampfen der schlanken Hände realisierte. Sein telepathischer Geist nahm Schwingungen auf, die ihn zur allergrößter Vorsicht mahnten. Er war zu unvorsichtig gewesen, was aus ihren stoßartig kommenden Worten hervorging:
    „Mein Gott, selbst ein psychologisch vollkommen ungeschulter Mensch könnte bei solchen Worten auf den Gedanken kommen, daß du diese Lebewesen weitaus besser kennst, als du es zugeben möchtest. Du verwirrst und erschreckst mich.“
    „Das ist nicht mein Wille.“
    „Du tust es aber. Als Wissenschaftler muß ich mir sagen, daß ein logisch denkender Offizier von deinen Qualitäten niemals so unvorsichtig sein könnte, derartige Erklärungen abzugeben. Indem du aber solche Gedanken laut aussprichst, erklärst du damit entweder deine absolute Unschuld, oder du gibst indirekt ein verstecktes Wissen von größter Bedeutung bekannt. Damit sind wir nämlich bei dem Kern der Sache angekommen.“
    Er sah sie an.
    „Welcher Kern? Ich verstehe nicht.“
    „Der Kern der Anklage! Nichts kann man dir verübeln; aber man ist durch deine Forschungen auf Gedanken gekommen, die ich hinsichtlich deiner Erklärungen und Aussprüche in der Tat nicht mehr als so abwegig bezeichnen kann, wie ich es noch vor 24 Stunden getan habe.“
    Der Fremde sah plötzlich klar. Das Flottenkommando

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