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Der Mantel - Roman

Der Mantel - Roman

Titel: Der Mantel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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dir ja, ich weiß es nicht. Aber es ist mein Gefühl. Es war immer mein Gefühl. Aber es gehörte zu Karls großen Stärken, dass er nie versuchte, meine Geheimnisse auszuforschen. Er respektierte meine Sphäre.«
    »Er hat dich wirklich geliebt. Ohne Rückhalt und nur mit dem Blick auf dein Wohlergehen. Das genau hat Tomas´ offenbar nie getan.«
    »Belehr mich doch nicht ständig über die Liebe. Du schulmeisterst nun seit einer Stunde herum an mir, meinem Leben, meinen Liebesbeziehungen. So ein erfolgreicher Experte in Sachen Liebe bist du nun bestimmt nicht.«
    »Lass das. Dass ich nie sehr viel Glück mit Frauen hatte, sollte bei dir keine Triumphgefühle auslösen. Ich habe nie die richtige Frau gefunden. Ich war auch nie richtig begehrt. Andere Männer haben mich immer ausgestochen. Mit mir will eine Frau aufstehen und frühstücken, aber mit einem anderen wollen sie ins Bett gehen.« Er hielt inne, seinen Worten nachlauschend. »Nein, das ist nur ein dummer Spruch. In Wahrheit will ich ja wohl selbst lieber frühstücken als mit jemandem ins Bett gehen. So wichtig war mir das nie.« Und nach einer erneuten kurzen Pause: »Ich weiß nicht, was es wirklich ist.« Seine Hand fuhr unruhig über seinen Oberschenkel. Dann beugte er sich herunter und streichelte abwesend Shivas auf den Pfoten ruhenden Schädel.
    »Du hast dir eben nie etwas zugetraut bei Frauen. Dabei warst du schon als junger Mann sehr interessant.«
    »Danke für die Blumen. Da hätte man schon sehr genau hinschauen müssen. Und dafür haben die meisten Frauen vielleicht keine Zeit. Aber ich habe nicht recht an mich geglaubt. Und ich hätte auch keine Bocksprünge für eine Frau gemacht.«
    »Und Bettina?«
    »Bettina traf ich am Ende des Jurastudiums. Wir gingen zum gleichen Repetitor. Wir litten unter dem Studium und den Examensvorbereitungen. Endlose Klausuren, lächerliche Fallbeispiele, Regeln und Ausnahmen. Da sind wir uns nähergekommen. Eher eine Leidensgemeinschaft.«
    »Sie sah süß aus, also hast du doch einige Bewerber ins Feld geschlagen?«
    Er lachte leise: »Das Bild hat noch zu keiner meiner wenigen Beziehungen gepasst. Vielleicht sprichst du noch von einer Eroberung, das passt genauso wenig. Nein, die guten Juristen kümmern sich im Studium um Jura. Sie waren blass und allenfalls mal in der Staatsbibliothek zu sehen. Aber sie mieden das Gespräch. Sie könnten ja ihr Wissen verraten. Und wären nie in unsere Pauktruppe gekommen. Die haben alle alleine gelernt. Darum war Bettina sozusagen verfügbar.«
    »Ich gebe zu, meine Geschichte ist romantischer als deine.«
    »Das Leben ist keine Oper, Mama. Na ja, meines jedenfalls nicht«, seufzte er nachdenklich. »Wir lernten zusammen, verbrachten Tag und Nacht zusammen, schrieben ein leidliches Examen, sie ein extrem leidliches. Lizenz für Schadenssachbearbeitung in einer Versicherung, nicht Anwaltsdiplom. Referendariat, noch drei solche Jahre. Regelmäßig in Regensburg bei Gericht, aber weiter wohnhaft in München. Sie war lustig, vielleicht zu lustig. Ich fand sie oft recht kindlich.« Er schaute auf die Tischplatte: »Es war keine große Liebe. Aber für eine ganze Zeit war es recht schön. Ein Leben trotz Jura, so empfanden wir es. Sie hörte mir gerne zu, wenn ich über geschichtliche Zusammenhänge oder Gesellschaftsordnungen sprach. Und sie ging gerne aus, um zu lachen und zu tanzen. Ich konnte damit nie viel anfangen. Und dann kam das zweite Examen: Ende des Ausnahmezustandes, Ende der Angst und des Prüfungsdrucks. Die Kreise der Verlegenheitsjuristen zerstreuten sich. Es begann der Alltag. Kanzlei für mich, Versicherung für Bettina. Langweilige Arbeit, aber zu viel davon. Wenige Freunde. Nicht genug Abwechslung für Bettina. Spaß haben wollte sie. Der fiel immer mehr aus. Und kein Kind. Wir haben jeden Arzt konsultiert. Geistheiler. Afrikanische Fruchtbarkeitsriten hat sie zelebriert. Hat darüber gelacht, aber ihr war nicht zum Lachen zumute. Temperaturmessungen. Ernährungsregeln, verordnete Harmonie. Und Sex nach Fahrplan. Furchtbar. Ich war nie ein Zuchthengst. Aber das hat mich fast entmannt. Ich glaube, so kann man Männer am schnellsten impotent machen. Egal, woran es lag, wir waren nicht erfolgreich. Das Gefühl wurde übermächtig. Dann diese Katze und die bizarre Verehrung. Auf jeden Fall wurde sie ihr Kind. Und das ging für mich gar nicht.«
    Der Hund hatte sich erhoben und lief vom Wohnzimmer in den Flur. »Ich glaube, ich muss ihn bald ein wenig auf die

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