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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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hat.«
    Dhar lächelte Marchant auf entwaffnende Weise an. Er hielt alle Trümpfe auf der Hand.
    »Er wollte einen Namen wissen. Von jemandem in London.«
    Endlich, dachte Marchant. Um das zu hören, hatte er den weiten Weg zurückgelegt. »Warum glaubte er, du würdest ihm etwas sagen?«
    Dhar zögerte und blickte durch die Tür zur Wache. Er sprach leiser.
    »Weil ich dummerweise einst zugestimmt hatte, dem Freund der Familie zu helfen.«
    »Und hast du meinem Vater den Namen genannt?«
    »Nein, ich konnte ihm nichts sagen.«
    »Du konntest nicht?«
    »Ich wusste den Namen nicht. Er hat gesagt, in London würde jemand alles zerstören, wofür er gearbeitet hat. Von innen. Ich konnte ihm nicht helfen.«
    »Kennst du den Namen jetzt?«
    »Nein. Solche Sachen werden an anderer Stelle erledigt.«
    Plötzlich war Marchant sehr müde, sogar noch müder als nach dem Marathon. Die Wanderung in der Hitze war nur erträglich gewesen, weil er an die Chance gedacht hatte, die vor ihm lag, an die Möglichkeit, wie unwahrscheinlich
auch immer, den Ruf seines Vaters wiederherstellen zu können. Aber jetzt saß er Salim Dhar gegenüber, einem der meistgesuchten Menschen dieser Welt, und seine Bemühungen erwiesen sich als reine Zeitverschwendung. Dhar wusste nicht das Geringste.
    »Mein Vater hat kurze Zeit danach seinen Posten verloren«, sagte Marchant wütend. »Und dann ist er aus Scham gestorben.«
    »Manche behaupten, die ungläubigen Amerikaner stecken dahinter. Sie haben die Arbeit für uns erledigt. Jemand im MI6, nahe beim Chef.«
    Marchant blickte ihn an. »Aber den Namen kennst du nicht.« Er schwieg kurz. »Wieso warst du mit unserem Treffen einverstanden?«
    »Warum?«
    »Bei meinem Vater hattest du keine Wahl. Du hast im Gefängnis gesessen, als er kam. Aber mich hättest du einfach umbringen können.«
    »Weil ich dir etwas mitzuteilen habe. Etwas, was Stephen mir erzählt hat.« Marchant zuckte zusammen, als Dhar den Vornamen seines Vaters benutzte, und sein Mund wurde trocken. Dhars dunkle Augen begannen zu glänzen. »Er war auch mein Vater.«

44

    Fielding legte den Hörer auf die Gabel und blickte sich im Raum um. Er überlegte rasch. Daniel Marchant sagte ohne Frage die Wahrheit. Jetzt ergab alles einen Sinn: die monatlichen Überweisungen, die von Stephen Marchant, Dhars Vater, autorisiert worden waren. Sein Vorgänger hatte nicht versucht, einen potenziellen Informanten zu ködern; es handelte sich um eine ganz persönliche Sache, von Schuldgefühlen veranlasst, vom MI6 gezahlt.
    Die Daten passten ebenfalls. Stephen Marchants Zeit im britischen Hochkommissariat überschnitt sich mit der von Dhars Vater um sechs Monate Anfang 1980, dem Jahr, in dem Dhar geboren wurde. Damals musste er Dhars Mutter kennengelernt haben, in den Monaten, ehe er für die Geburt von Daniel und Sebastian nach England zurückkehrte, in der Zeit, als er sich ohne seine Frau in Delhi aufhielt.
    Er hob den Hörer wieder ab, wählte Anne Normans Nummer und bat sie, ihn zu Ian Denton durchzustellen, der sich schweigend anhörte, was Marchant Fielding am Telefon erzählt hatte.
    »Von wo hat er angerufen?«, fragte Denton.
    »Das wollte er nicht sagen.«
    »Aber Salim Dhar war auch da.«

    »Nein, der war gerade gegangen.« Eine Pause entstand, die selbst für den wortkargen Denton ungewöhnlich lang war. »Ian?«
    »Wir haben vielleicht nicht viel Zeit.«
    »Können Sie Carter anrufen? Straker nimmt keine Gespräche von mir an.«
    »Das Telefon, Marcus. Falls Daniel von einem überwachten Handy gesprochen hat, wird Fort Meade das Gespräch abgefangen und längst weitergereicht haben.«
    »Deshalb müssen wir mit Carter sprechen.«
    »Ist er nicht inzwischen aus dem Spiel?«
    »Nicht vollständig. Er wird verstehen, was es zu bedeuten hat.«
    »Und Sie denken, Carter wird uns in Langley unterstützen?«
    In den wenigen Minuten, die seit Daniels Anruf vergangen waren, hatte sich in Fielding vor allem eine enorme Erleichterung breitgemacht, denn endlich wusste er, warum Stephen Marchant diese ungenehmigte Reise nach Indien unternommen hatte; eine Reise, die Fielding stets Sorgen bereitet hatte, weil sie nicht ins Bild passte. Es war kein Name gefallen, kein Maulwurf entlarvt worden, aber immerhin wusste Fielding nun, dass die Reise aus privaten Gründen stattgefunden hatte und nichts mit der nationalen Sicherheit zu tun hatte. Das würde Stephens Ruf in den Augen mancher Leute beschädigen, doch Fielding sah darin vor allem die Entlastung

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