Der Marathon-Killer: Thriller
sprach. Leila hatte ihn in London gut kennengelernt - zu gut. Er ließ sich keine Gelegenheit zum Flirten entgehen und gab sich keine Mühe, seine Blicke auf ihren »süßen Arsch« zu verbergen. Aber ihr war keine andere Wahl geblieben, als sich mit seiner Aufmerksamkeit abzufinden. Spiro war ihr amerikanischer Mittelsmann, der nach dem Marathon ihren Bericht entgegengenommen hatte. Außerdem war er ihr wichtigster Verbündeter, der Fieldings Behauptungen einer Iran-Connection William Straker, dem DCIA, gegenüber energisch zurückgewiesen hatte. Er hatte sie auch verteidigt, als David Baldwin, der Leiter der CIA-Niederlassung in Delhi, Bedenken gegen ihre herausragende Rolle beim Präsidentenbesuch geäußert hatte.
Deshalb hatte sie laut mit den anderen applaudiert, als Spiro am heutigen Morgen direkt vom Flughafen in die Botschaft marschiert war. Seine Rückbeorderung nach Langley war beim Fußvolk nicht gut angekommen, denn seine markigen Sprüche hatten bei den Mitarbeitern stets ein Gefühl der Sicherheit erzeugt. Selbst Johnson hatte sich über seine Anwesenheit gefreut. Spiro schien es sich als sein Verdienst anzurechnen, dass der US-Botschafter in London beim Marathon keinem Selbstmordanschlag zum Opfer gefallen war.
»Noch Fragen?«, wollte Johnson wissen.
»Könnte POTUS außerhalb des Lotustempels auf die Leute am Straßenrand zugehen wollen?«, fragte Baldwin. »Meiner Erfahrung nach sind Menschenansammlungen
in Indien entweder extrem zurückhaltend oder extrem gewalttätig.«
Baldwin spielte genauso gern wie Spiro mit den Muskeln, war über dessen Ankunft jedoch nicht erfreut. Baldwin war Südasienexperte und spürte, dass Spiro ihm ins Gehege kommen würde. Obwohl er kein ausgesprochener Indienfan war, verstand Baldwin die Mentalität der Menschen und fühlte sich beinahe für sie verantwortlich. Und anders als Spiro machte er keine Anstalten, Leila an die Wäsche zu gehen.
»Keine Chance«, sagte Johnson und ging hinüber zu der Projektion des Tempelgartens. »Wir müssen ihn dort unbedingt in Bewegung halten.« Er zeigte auf die Zahlen in Rot, die entlang des Zugangswegs zum Hauptgebäude standen. »Er hat sieben Minuten für die vierhundert Meter über den Hauptweg durch den hübschen Garten. Wir dürfen die Wagen nicht näher heranbringen. Ich kann das gar nicht oft genug betonen: Das ist die heikelste Stelle während des ganzen Aufenthalts in Delhi, deshalb werden alle Einheiten dicht an ihm dran sein. Um 17:35 wird er am Fuß der Treppe, die zum Tempel hinaufführt, von einer Delegation hochrangiger Bahai begrüßt. Die wurden alle überprüft. Einer von ihnen wird dem Präsidenten einen Blumenkranz auf den Kopf setzen, in dem Moment werden wir uns für ein paar Sekunden zurückhalten, nicht länger. Das genügt der Presse für das Foto, das um die Welt gehen soll. Hässliche Agenten vom Sicherheitsdienst, die ihnen durchs Bild laufen, können sie dabei nicht gebrauchen.«
»Können wir ihn nicht dichter ranbringen und den langen Fußmarsch abkürzen?«, fragte ein junger Mann mit glatt rasiertem Schädel.
»Ich würde mit Marine One mitten auf dem verfluchten Bau landen und den Präsidenten durch ein Loch im Dach abseilen, wenn ich könnte, aber das Weiße Haus braucht den Weg mit dem Tempel im Hintergrund als Symbol des Friedens. Mit dieser Reise sollen Herzen gewonnen werden, klar? Neuer Präsident, neuer Anfang. Sobald er diese Stufen erreicht hat, sind wir durch.« Johnson zeigte erneut auf das Luftbild. »Hier und hier gibt es hohe Wände.« Fünf schmale Treppenabsätze, seitlich von hohen Wänden abgeschirmt, führten zum Haupteingang hinauf unter eines der siebenundzwanzig »Blütenblätter«, die das unverwechselbare Dach des Gebäudes bildeten.
»Im Inneren wird er zusammen mit einigen Hundert Bahai an einer kurzen Zeremonie teilnehmen, und dann wird er mit dem Helikopter von der Südseite direkt zurück zum Luftwaffenstützpunkt Palam fliegen. Die wollten den Tempel mit Menschen füllen, aber die Inder konnten keine umfassenden Sicherheitsüberprüfungen garantieren.«
»Haben die bei dieser Reise überhaupt irgendetwas garantiert?«, fragte Spiro. Im Saal wurde höflich gelacht.
»Das ist ein Bahai-Tempel, nicht wahr?«, fragte ein anderer Beamter vom Sicherheitsdienst.
»Richtig«, bestätigte Johnson.
»Und wenn die Bahai aus dem Iran kommen, sind sie dann Moslems?«
»So was Ähnliches«, antwortete Johnson und blickte Spiro an.
»Im Prinzip nicht«, mischte sich
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