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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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SMS, als sie den Tisch verlassen hatte, um Zucker zu holen, hatte den Eindruck verstärkt, aber es war ihm bereits in ihrer Wohnung aufgefallen: sein Rucksack, den sie aus dem Hostel geholt hatte; seine extreme Schläfrigkeit; ihre Bemühungen, ihn im Haus zu halten; das Umbuchen seines Fluges. Und schließlich hatte sie verkündet, dass sie noch ein Ticket für den gleichen Flug erwischt hätte und ihn nach Indien begleiten würde.
    Er wusste, so weit würde es nicht kommen, doch das konnte er ihr nicht offen sagen, denn es könnte ihre Einsatztarnung gefährden: Unter Umständen hatten die Amerikaner sie bereits seit Tagen unter Beobachtung. Ein wenig wünschte er sich sogar, sie würde ihn tatsächlich begleiten. Es schmeichelte ihm, dass sie ihm zutraute, das Spiel zu beherrschen, und er bewunderte sie für ihre Einsatzbereitschaft: Seit seinem Reisejahr hatte er nicht mehr so guten Sex gehabt.
    Also blieb er David Marlowe, und sie blieb Monika, und sie unterhielten sich darüber, wie sehr sie die kleinen menschlichen Tragödien bei Ankunft und Abflug beeindruckten und ob es auf indischen Flughäfen andere sein würden.
    »Die Schlange am Check-in ist kurz. Wir sollten jetzt gehen«, sagte sie und legte die Hand auf seine.
    »Okay«, erwiderte Marchant, blickte hinüber zu den Schaltern und suchte kurz die Halle ab, aber inzwischen war er sicher, dass sein Abflug von Polen nach Indien mit Zwischenlandung in der Golfregion in den sicheren Händen der AW lag.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.

    »Alles in Ordnung.« Er zögerte. »Ist leider das Ende meiner europäischen Abenteuer. Ich habe Polen richtig lieb gewonnen.«
    »Echt?«, fragte sie. »Selbst nach deinem Erlebnis mit den Amerikanern?«
    Einen Moment lang fielen die Masken von ihnen ab. Während er sie anblickte, fragte er sich, wie sie wohl in Wirklichkeit hieß und ob sie einen Freund hatte. Und ob sie sich im Bett anders verhielt, wenn sie nicht ihre Rolle spielte.
    »Ist doch erstaunlich, wie schnell solche Dinge von einem abperlen«, sagte er und dachte an Stare Kiejkuty. »Wie Wasser von den Federn einer Ente.«
     
    Spiro schaute auf dem großen Bildschirm zu, wie Prentice seine Zeitung las, und fragte sich, aus welcher Richtung Marchant kommen würde. In gewisser Weise beneidete er Prentice um seinen Ruf als Außenseiter; er selbst hätte niemals die Dreistigkeit besessen, sich Befehlen zu widersetzen und eigene Ziele zu verfolgen, so wie Prentice es bei vielen Gelegenheiten in den vergangenen Jahren getan hatte. Die CIA schränkte die Freiheiten der Agenten immer stärker ein. Die glorreichen Tage in Afghanistan waren vorbei, als er und andere mit Koffern voller Hundertdollarscheine nach Kabul reisten und den Krieg gegen den Terror gewinnen sollten. Jetzt musste alles mit Belegen der Buchhaltung vorgelegt werden, und zwar so penibel, wie es vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Hatte Prentice seine Anweisungen aus London vorsätzlich missachtet, fragte sich Spiro, oder hatte London gelernt, ihm keine allzu genauen Befehle zu erteilen, weil
man inzwischen wusste, dass er sich nicht daran halten würde?
    So oder so, Prentice hatte die besseren Karten, und deshalb ärgerte Spiro sich nur noch mehr über das, was jetzt passierte. Prentice faltete seine Zeitung zusammen, sah auf die Uhr und trank den letzten Schluck Kaffee.
    »Das könnte es sein«, sagte Spiro unbestimmt in den Raum, und Carter konzentrierte sich noch stärker auf die Leiste mit den Übertragungen vor sich.
    Der gesamte Raum beobachtete, wie Prentice ein Handy aus der Jackentasche holte und eine Nummer wählte.
    »Haben wir davon eine Aufnahme?«, fragte Spiro.
    Auf dem Hauptbildschirm erschien eine Nahaufnahme von Prentice und seinem Handy. Die Bilder wurden in Zeitlupe wiederholt. Carter nannte die Ziffern, während Prentice’ Finger von einer Taste zur anderen wanderten. Dann jedoch verstummte er, als der Klingelton von Spiros Telefon durch den Raum hallte.

25

    Prentice schickte die SMS ab, die er schon vorher verfasst hatte, während er die Hand mit dem Handy noch in der Tasche ließ, aber weder Spiro noch Carter oder jemand von ihrem Team kam auf die Idee, er könne etwas anderes vorhaben als einen Anruf. Die einzige Person, die darüber Bescheid wusste, war Monika, deren Handy in ihrer Gesäßtasche brummte, während sie zu dem Check-in-Schalter für ihren Flug nach Dubai gingen.
    Spiro nahm das Gespräch nicht sofort an, sondern ließ das Telefon fünfmal

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