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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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nach unten verwandeln wir uns alle in Kürbisse?«
    »Ja, alle.«
    »Hassan war in vielerlei Hinsicht eine Enttäuschung«, sagte Leila und vergewisserte sich, dass Jago wieder beschäftigt war. Der Junge wirkte nachdenklich und schien über seine bevorstehende Verwandlung zu grübeln.
    »Tatsächlich?«
    »Ich glaube, er war einfach einsam.«
    »Haben Sie …?«
    »Ihn ausgequetscht? Ja.«
    »Und?«
    »Als ich ein bisschen … kräftiger gequetscht habe, hat er die Russen erwähnt und gesagt, ihnen hätte die instabile Situation im letzten Jahr mit dem angeschlagenen Service gefallen.«
    »Da bin ich sicher. Die Russen stecken nicht dahinter.«
    »Nein.« Sie zögerte und hockte sich neben Jago. Sie hatte vergessen, wie brüsk Fielding Dinge abtun konnte.
    »Was ist das?«, fragte der Junge und zeigte fast direkt nach unten.
    »Das nennt man ein Karussell«, erklärte sie und betrachtete die kreisförmige bunte Scheibe unter ihnen. Sie hatten inzwischen fast den höchsten Punkt erreicht. Kurz vor Mitternacht. »Pferde und Musik und …«
    »Oh, ja, wir haben es unten gesehen«, sagte er und blickte nun über den Fluss hinüber zum Big Ben.
    »Es gibt da etwas, über das ich mit Ihnen reden muss«,
sagte Leila. Sie erhob sich und ging zu Fielding, der flussaufwärts schaute.
    »Fangen Sie an.«
    »Ich brauche eine Auszeit. Von England, von allem, was hier passiert ist.«
    »So weit es mich betrifft, können Sie sich so viel Zeit nehmen, wie Sie wollen. Reisen Sie ein bisschen herum, sehen Sie sich die Welt als Touristin an. Ich dachte, die Personalabteilung hätte mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Ich möchte keinen Urlaub. Nein, ich brauche Beschäftigung. Nur eben nicht hier.«
    »Wann ist Ihr nächster Auslandseinsatz fällig? Nächstes Jahr?«
    »Im Juli.«
    »Das könnte ich sicherlich ein wenig vorziehen.«
    »Ich habe an etwas anderes gedacht. An das Austauschprogramm der CIA. Die haben gerade wieder eine Stelle ausgeschrieben.«
    Er sah sie einen Moment an und betrachtete ihr Gesicht. Sie war eine umwerfende Schönheit, besonders jetzt im sanften Licht der untergehenden Sonne. »Wollen Sie das wirklich? Das überrascht mich. Langley ist kein Spaziergang, das wissen Sie.«
    »Es ist nicht in Amerika. Es ist eine dreimonatige Tour auf dem Subkontinent. Indien, Pakistan, Sri Lanka. Ich würde in der Dienststelle in Delhi anfangen.«
    Ein Gedanke schoss Fielding durch den Kopf, so flüchtig und vergänglich wie einer von Jagos sprunghaften Einfällen; doch er hinterließ eine Spur, die viel länger verweilte, als er es sich gewünscht hätte.

23

    Spiro betrachtete nochmals das körnige Bild des dunkelblauen Militär-Zweitonners, der im dichten Verkehr am Nordrand von Warschau stand. »GROM. Polnische Spezialeinheit. Wann wurde das aufgenommen?«, fragte er und zog kräftig an seiner Zigarette. »Zwanzig Uhr dreißig«, sagte Carter.
    Im Raum war es still geworden, denn alle starrten auf den Wagen.
    »Holen Sie ihn näher ran«, sagte Spiro und ging zur Wand, während das Bild größer und verschwommener wurde. »Diesen Teil hier, die Windschutzscheibe.«
    Die Windschutzscheibe des Wagens wurde von einer blinkenden Pünktchenlinie eingekreist und dehnte sich dann auf die ganze Wand aus. Auf der vom Betrachter rechten Seite konnte man deutlich den Fahrer erkennen, auf dem Beifahrersitz war nur ein Schemen sichtbar. Zwischen ihnen befand sich eine dritte Person im Profil, und genau die interessierte Spiro.
    »Können wir da noch was rausholen?«, fragte er.
    Die Atmosphäre wurde angespannter. Carter und sein Team wechselten Blicke und begriffen, Spiro wollte sie vorführen. Sie hatten sich die ganze Zeit damit beschäftigt, wohin der Wagen als Nächstes gefahren war, und
darauf konzentriert, ob er auf der Aufnahme einer der anderen unzuverlässigen Kameras in der Stadt zu finden war.
    Wenige Augenblicke später war das Bild so weit aufgearbeitet, dass es die verschwommenen Züge einer bekannten Person enthüllte. Spiro wandte sich den Männern zu, und sein Gesicht wurde von der Projektion mit scheckigem Licht beleuchtet. »Hugo Prentice, Angehöriger des Secret Service seiner Majestät, Dienststelle Warschau. Seine Mutter hat ihn bestimmt geliebt. Langley würde ihn am liebsten rösten.«
     
    Hugo Prentice schlenderte durch den Koło-Basar und hatte mindestens ein Team Verfolger bemerkt, das ihm auf den Fersen war. Bislang hatte er drei Agenten gezählt und entdeckte nun einen vierten in dem antiken Spiegel

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