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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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nützlich sein, falls Marchant sich nicht mehr an die Spielregeln hält.«
    »Ich denke, Spiro hat sie gebeten, Marchant reinzulegen«, sagte Fielding. »Sie hat ihm während des Marathons sein altes TETRA-Handy untergeschoben.«

    »Leider habe ich keine Einzelheiten darüber, wie sie rekrutiert wurde und welche Rolle sie innerhalb der Agency spielt, Marcus. Sagen wir einfach, ihr Bericht an Spiro nach dem Marathon hat einige weiterführende Fragen aufgeworfen.«
    »Mit anderen Worten, sie hat ihm erzählt, was er hören wollte. Dass Daniel genauso schuldig ist wie sein Vater.« Fielding zögerte. »Nur um das zu klären: Wer hat den ersten Zug getan? Spiro oder Leila?«
    Carter hatte die Anweisung erhalten, die Schelte für die Operation mit Leila auf sich zu nehmen, aber er hatte von einem so offensichtlichen Kopfmenschen wie Fielding nicht solche Emotionen erwartet. Er stellte Fragen wie ein Ehemann, der seine Frau eines Seitensprungs verdächtigt.
    »Spiro hat nach jemandem gesucht, der Daniel Marchant nahestand«, sagte er in der Hoffnung, das Thema zu beenden.
    »Moskauer Regeln?«
    »Geld. Ihre Mutter ist krank, und sie braucht teure Medikamente. Wir unterstützen gern Menschen wie Leilas Mutter. Sie ist eine Bahai und gehört zu den Guten, die im Iran verfolgt werden.«
    »Aber Sie vertrauen Leila?«
    »Das haben Sie doch auch getan. Ich habe die Berichte gelesen. Die hatten Hand und Fuß. Das einzige Problem war, dass Ihre Sicherheitsleute nicht mitbekommen hatten, dass Leilas Mutter in den Iran zurückgegangen war. Natürlich hätte Leila es Ihnen erzählen sollen, aber sie hat um ihren Job gefürchtet. Spiro hat das herausgefunden und sie damit unter Druck gesetzt, als er sie angeworben hat.«

    Carter war nicht hergekommen, um sich mit Fielding zu streiten. Er hatte sich darauf gefreut, einen Mann kennenzulernen, der in Langley fast als Legende galt. Fielding war eine ganz andere Sorte Spion als Stephen Marchant. Auch er glaubte an die Spionage, und trotz der intellektuellen Arroganz, die alle MI6-Beamten an den Tag gelegt hatten, die Carter bislang getroffen hatte, konnte Fielding einiges vorweisen: Er hatte dabei geholfen, Muammar al-Gaddafi von seinen atomaren Ambitionen abzubringen, wobei er sein beneidenswertes Wissen über die arabische Welt eingesetzt hatte, um eine heikle Situation zu entschärfen. Wenn ihr ehemaliger Präsident nur eine ähnliche Taktik bei Saddam Hussein verfolgt hätte.
    »Überrascht Sie Ihr Beruf zuweilen, Alan?«, fragte Fielding. Er war vom Tisch aufgestanden, hatte Carter den Rücken zugewandt und schaute nun aus dem vorspringenden Erkerfenster. Unten auf der Terrasse standen zwei Angestellte bei ihrer Zigarettenpause, und über ihnen wehte die britische Flagge.
    »Jeden Tag.«
    »Stephen war manchmal entsetzt. Er verachtete die Menschen, die er umgedreht hatte, die Menschen, auf denen er seinen Ruf aufbaute. Treue war etwas, was er höher schätzte als alles andere, und deshalb waren Verräter die niedrigsten Wesen, selbst wenn sie den Feind verrieten.«
    Carter stand auf und gesellte sich zu Fielding ans Fenster. Draußen in der Londoner Nacht funkelten die Lichter eines vorbeifahrenden Partyschiffes auf der Themse. Es war fast Mitternacht. Legoland schlief nicht, genauso wie Langley. Oben auf dem Dach stellten die Antennen und
Satellitenschüsseln eine Verbindung zwischen dem Gebäude und allen Zeitzonen der Welt her.
    »Soll ich Ihnen sagen, warum Stephen meiner Meinung nach diesen Flug nach Kerala unternommen hat?«, fragte Carter.
    »Ich bitte darum.«
    »Er war dort, weil er, so glaube ich, in Salim Dhar das sah, wonach wir alle suchen: ein hochrangiges Al-Kaida-Mitglied, das man vielleicht umdrehen kann. Sicherlich hätten wir ihn uns schnappen und in irgendeinem fernen Lager in die Mangel nehmen können. Beim Waterboarding hätten wir herausgefunden, was er wusste oder auch nicht wusste. Das hatte Spiro vor. Doch Stephen Marchant hatte andere Vorstellungen.«
    »Um ehrlich zu sein, ich glaube, er wollte nur einen Namen - den Namen des Maulwurfs im MI6, der ihm das Leben zur Hölle gemacht hatte.«
    »Ach, kommen Sie, Marcus, er wollte viel mehr, das wissen Sie. Er wollte seinen eigenen Mann ganz oben bei Al Kaida.«
    Carter hatte jede Akte über Stephen Marchant gelesen und wusste, er bedauerte es zutiefst, dass der MI6 während seiner Dienstzeit Al Kaida nicht infiltrieren konnte. Er war schließlich der Chef, dessen brillante Karriere darauf aufbaute, dass er

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