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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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man jedoch ganz offen reden, ich kenne sie alle«, scherzte er und nickte dem Brigadier zu, während er von seinem Stuhl aufstand. »Die sind viel zu sehr damit beschäftigt, das heutige Chaos beim Kricket zu diskutieren, um uns zuzuhören. Aber warum nicht? Ich führe dich herum.«
    Marchant wusste, es war zu spät, als der Mann an der Bar wieder zu ihnen herüberschaute. Ihm blieb gerade noch Zeit, sich zu ducken.

29

    Es war Alan Carters erster Besuch im MI6-Hauptquartier in London, aber nach den Ereignissen in Polen wusste er, dass er nicht zum letzten Mal hier sein würde. Spiro war nach Langley zurückberufen worden, nachdem er sich von Daniel Marchant hatte abhängen lassen. Der DCIA, der Direktor der CIA, tobte. Carter hatte übernommen und war aufgestiegen an die Spitze der Sektion Europa des National Clandestine Service, der die Einsätze sämtlicher US-Geheimdienste koordinierte. Das war ein persönlicher Erfolg für ihn, aber auch ein Sieg für das neue Denken, das sich in der Agency breitmachte, weil man sich nach den geheimdienstlichen Katastrophen vom 11. September und im Irak wieder auf das Kerngeschäft der Spionage konzentrieren wollte.
    Carter war beim Verhör von KSM dabei gewesen und auch bei der Vernehmung von Abu Zubaida, dem ersten großen Al-Kaida-Gefangenen, den man getunkt hatte. Aber Waterboarding war eigentlich nicht sein Stil. Ebenso wenig wie die inoffiziellen Söldner, aus denen die Überstellungsteams zusammengestellt wurden. Carter war in die CIA eingetreten, weil er an eine intelligente Spionage glaubte und daran, dass es besser war, die Führung des Feindes zu infiltrieren, anstatt ein paar Leute unter Wasser
zu setzen. Spiro hatte ihm immer gesagt, er solle sich deswegen keine Gedanken machen, weil die außerordentlichen Überstellungen nicht danach bewertet würden, ob sie richtig oder falsch waren, sondern danach, was der Präsident dachte. Und ihr ehemaliger Präsident hatte Unwissenheit bevorzugt.
    Carter hatte stets damit gerechnet, dass irgendwann heftiger Gegenwind auffrischen würde, und er hatte kein schlechtes Gewissen wegen der paar Einzelheiten, die er über Stare Kiejkuty gegenüber einigen handverlesenen Journalisten in Washington hatte durchsickern lassen, als es so weit war. Und da sie nun einen neuen Präsidenten hatten, bedauerte er nicht im Geringsten, Spiros Abgang beschleunigt zu haben. Langley hätte ihn vielleicht verschont, wenn Carter Marchants Abflug auf dem Frédéric-Chopin-Flughafen verhindert hätte. Doch Carter hatte den Mund gehalten, und Spiro fiel tief.
    Stattdessen hatte er den Leiter der CIA-Dienststelle in Delhi angerufen, sich anschließend in Langley gemeldet und geraten, man solle Marchant nur beschatten und nicht hochnehmen, wenn er in Indien ankomme. Langley hatte ihm gesagt, er solle mit dem Vikar reden. Carter glaubte, der abtrünnige MI6-Agent werde versuchen, Kontakt zu Salim Dhar herzustellen, und Dhar war viel wertvoller für die CIA als Marchant. Am Ende könnte man sie beide einkassieren; das allerdings würde er Fielding nicht erzählen. Noch nicht.
    »Wir haben kein Interesse an Daniel Marchant«, sagte Carter und nippte an seinem Bourbon. Er saß dem aufgerichteten Marcus Fielding im Esszimmer gegenüber, das gleich neben dem geräumigen Büro des Vikars lag. Das
Gebäude hatte Stil, und es gefiel Carter besser, als er von der wenig verheißenden Lage an einer verkehrsreichen Kreuzung erwartet hätte. Und er verstand langsam, warum man Fielding den Vikar nannte. Irgendwo im Hintergrund lief Musik: Bach, vielleicht das zweite Brandenburgische Konzert. Er hatte sogar einen eigenen Butler, was dem Amerikaner sehr britisch vorkam (obwohl der Butler kein Brite war), von der über fünfzigjährigen persönlichen Assistentin, die eine rote Strumpfhose trug, mal ganz abgesehen.
    »Spiro wollte Daniel Marchant fertigmachen«, sagte Fielding. »Ist er suspendiert, oder hat er nur ein bisschen Urlaub?«
    »Nennen wir es mal Frischzellenkur.«
    »Es ist nie einfach, wenn einer der eigenen Spieler vom Feld genommen wird.«
    Carter sah ihn einen Moment lang an. »Marchant war gut, ich weiß das. Ich hätte mich darauf nicht eingelassen.«
    »Natürlich. Was ist mit Leila? War das auch Spiros Werk? Hat er sie angeworben?«
    »Ja. Und wegen ihr tut es mir ebenfalls leid.«
    »Wie uns allen. Wo ist sie jetzt?«
    »In Neu-Delhi.«
    »Ich dachte, sie wäre Spiros Informantin. Will die Agency sie behalten?«
    »Möglicherweise könnte sie

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