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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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geriet auch beim Marathonanschlag wieder unter Verdacht, obwohl Netzwerkanalysen und Abhörresultate in die Golfregion deuteten. Die Spekulationen hatten sich inzwischen zu einem handfesten Verdacht verdichtet, was man Paul Myers zu verdanken hatte, dessen Transkripte auf eine Beteiligung des Irans hindeuteten. Und auf Leila.
    »Hätten wir sie nicht früher verdächtigen müssen?«, fragte Fielding. Er machte sich Sorgen wegen Denton, der zu hart arbeitete und nur dann nicht zum Dienst erschien, wenn er ernsthaft krank war, was nicht häufig geschah. (Fielding hatte ihn überreden müssen, wenigstens seinen Resturlaub zu nehmen.) Unrasiert hatte er ihn allerdings noch nie gesehen.
    »Das hängt davon ab, wann sie unserer Einschätzung nach angefangen hat, für den VEVAK zu arbeiten«, meinte Denton.
    »Von Anfang an, fürchte ich. Sie müssen sich an sie herangemacht haben, als ihre Mutter in den Iran zurückgekehrt ist und noch bevor Leila im Fort begonnen hat.«
    »Und die Amerikaner? Wussten die von Anfang an Bescheid?«

    »Nein. Sie haben fast ein Jahr gebraucht, bis sie bemerkten, dass ihre Mutter im Iran ist.«
    »Immer noch ein Jahr früher als wir.«
    »Ungefähr. Nachdem Spiro Wind davon bekommen hat, wo ihre Mutter sich aufhält, hatte er es ausgenutzt und Leila für sich rekrutiert.«
    »Und Spiro hatte keine Ahnung, dass sie bereits mit den Iranern im Geschäft war?«
    »Nicht die geringste. Leila musste ihn überzeugt haben, dass sich durch den Umzug ihrer Mutter nichts an ihrer Loyalität geändert hat. Die CIA hat jemanden gesucht, der sich nahe an der Spitze des MI6 befindet. Wer wäre da besser geeignet gewesen als die Liebhaberin vom Sohn des Chefs? Leila hat sich einverstanden erklärt, für sie zu arbeiten. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Das war ihre Rückversicherung gegen alle zukünftigen Maulwurfsjagden in Legoland.«
    Fielding nahm ein Stück Fladenbrot und strich Labneh darauf. Er winkte Denton an den Tisch und lud ihn ein, das Frühstück mit ihm zu teilen, aber der lehnte ab. Denton bevorzugte Wurstbrote aus der Kantine.
    »Leila hat es sehr schlau angestellt, Ian«, fuhr Fielding fort. »Sie wusste, selbst wenn der Westen ihre Aktionen anzweifelt, hätten sie immer noch zu ihrer Undercover-Rolle für die Amerikaner gepasst. Warum war sie in der Nähe des amerikanischen Botschafters, eine Läuferin unter fünfunddreißigtausend? Weil sie für die CIA gearbeitet hat, die sich wegen eines Anschlags Sorgen machte. Hat sie Marchant bei dem Marathon reingelegt und ihm sein altes Handy untergeschoben? Vielleicht, aber falls sie das getan hat, dann für die CIA,
deren Misstrauen Marchant gegenüber wohlbekannt war.«
    Mit anderen Worten: Für die CIA zu spionieren, hatte Leila die perfekte Tarnung für ihre eigentliche Arbeit verschafft - Spionage für den Iran. Ein wenig bewunderte Fielding diese technische Raffinesse. Die Ausbilder im Fort quälten ihre Schützlinge wochenlang mit der Notwendigkeit guter Tarnungen. Leila hatte offensichtlich aufmerksam zugehört.
    Aber ein Punkt beunruhigte ihn mehr als alle anderen: Warum hatte sie sich nicht dagegen gewehrt, vom VEVAK vereinnahmt zu werden? Wenn ihr die Sicherheit ihrer Mutter am Herzen lag, hätte sie nicht die Amerikaner um Schutz bitten können, als diese entdeckten, dass die alte Frau im Iran lebte? Sie hatten schließlich zugestimmt, die Behandlungen in einer Privatklinik zu bezahlen. Warum zog sie die Amerikaner nicht ins Vertrauen und erzählte ihnen, dass der VEVAK drohte, die Mutter zu töten? Vielleicht hatte sie schon zu tief dringesteckt; doch Fielding vermutete noch einen anderen Grund dahinter.
    »Wir wissen bislang nicht, warum sie den Londoner Anschlag sabotiert hat«, sagte Denton und unterbrach Fieldings Gedankengang.
    »Nein.« Fielding nahm das Transkript des ersten Gesprächs zwischen Leila und ihrer Mutter am Abend nach dem Marathon und reichte es Denton. Eine Passage des Dialogs war mit grünem Marker hervorgehoben.
    Mutter (Farsi): »Du hast mir gesagt, die würden nicht kommen. Andere hier haben auch gelitten.«

    Leila (Farsi): »Es ist vorbei, Mama. Jetzt kommen sie nicht mehr. Ich verspreche es dir.«
    Mutter (Farsi): »Warum haben sie behauptet, meine Familie sei schuld? Was haben wir ihnen denn getan?«
    »Da sieht man es, der Mutter wurde explizit gesagt, die Familie - Leila - sei schuld«, stellte Fielding fest und beobachtete Denton, der die Passage las. »Als die Nachricht in Teheran eintraf, dass der

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