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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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Gepäck an der Rezeption abstellten und sich zu den berühmten Stränden von Gokarna aufmachten, um sich dort Bongs und Bhang Lassis , mit Cannabisblättern angereicherte Joghurtgetränke, zu genehmigen. Sollte er in dem Hotel einchecken und sich über Om Beach umhören? Onkel K hatte explizit das Namaste Café erwähnt.
    Er entschied sich dagegen. Falls man die Suche nach ihm ausdehnen würde, könnte sich die Polizei auf Orte konzentrieren, die bei Rucksacktouristen beliebt waren. Stattdessen ging er in Richtung Tempel und kam an einer großen Stallung vorbei, deren nietenbeschlagene Türen offen standen. In der Dunkelheit entdeckte Marchant einen riesigen Zeremonienwagen, der wenigstens acht Meter hoch war.
    Er ging weiter und schaute sich die einheimischen Frauen an. Sie trugen Ringelblumen im Haar und nichts unter ihren Sari-Tops. Zwei Brahmaninnen blieben an einem Stand stehen, an dem Votivlampen und Ghee , Lampenöl aus Butterschmalz, verkauft wurden, und eine einzelne Schnur hing zwischen ihren nackten, eingeölten Schultern. Marchant spürte, wie die Säfte in Gokarna stiegen.
    Vorhin hatte er einen shivaitischen Baba gesehen, der mit gekreuzten Beinen im Eingang zum Tempelhof saß. Er hatte ihm ein paar Rupien in den Schoß fallen lassen
und nach dem Weg zum Om Beach gefragt. Sujit hatte solche Leute erwähnt, die gern mit naiven jungen Menschen aus dem Westen über die östlichen Philosophien diskutierten - im Austausch gegen ein paar Rupien, versteht sich.
    »Weißt du, was ›Om‹ bedeutet?«, hatte ihn der Baba gefragt und mit klaren Augen durch den Haschischrauch hindurch angeblickt. Über ihm baumelte eine Neonröhre an der bemalten Tempeltür.
    »Es ist der Urklang des Universums?«, schlug Marchant vor und erinnerte sich an Monikas Worte in Polen. Er trug immer noch den Anhänger, den sie ihm geschenkt hatte.
    »Der nicht angeschlagene Klang. Woher kommst du?«
    »Aus Irland. Ich muss mich mit jemandem am Om Beach treffen.«
    »Das ist nicht weit von hier. Zehn Minuten mit einer Rikscha. Frag einen der Fahrer.« Er zögerte und raffte seine safrangelbe Robe zusammen. »Einmal war ich in England, mit meiner Frau und meinem Sohn. In Nottingham.«
    Marchant überraschte es, dass er Familie hatte. »Vor Kurzem?«
    Der Baba lächelte. »Ehe meine Frau gestorben ist. Om Namah Shiva.«
    »Und dein Sohn?« Wieder lächelte der Baba , doch diesmal sah Marchant Traurigkeit in den wässrigen Augen. »Wie lang bist du schon hier in Gokarna?«, fuhr Marchant fort und fühlte sich schuldig, weil er den inneren Frieden des Mannes gestört hatte.
    Der Baba hob eine Hand, die Fläche nach oben, und
bewegte sie hin und her, als würde er etwas abwiegen. »Zwanzig Jahre, vielleicht länger. Es gibt fünf Strände: Gokarna, Om, Kootlee, Half-Moon und Paradise. Om ist geformt wie das Devanagari-Zeichen. Der Strand ist bei den westlichen Touristen am beliebtesten. Paradise ist am weitesten entfernt. Aber es gibt noch einen sechsten, wohin nur sehr wenige gehen. Shanti Beach. Frag die Fischer.« Er zögerte, und sein Blick schweifte kurz zu Marchants Tasche. »Der Bund zwischen Vater und Sohn wird nie gebrochen.«
    Marchant gab ihm einige Rupien und setzte seinen Weg fort.

38

    Die Uhr in Fieldings Büro zeigte sieben Uhr dreißig.
    »Entschuldigen Sie den frühen Überfall, aber ich fürchte, diese Sache kann nicht warten«, sagte Sir David Chadwick und donnerte an Otto vorbei, der in der Tür stand und schmerzlich die Miene verzog, weil er versagt hatte.
    Fielding hatte es noch nie leiden können, wenn Chadwick beim MI6 auftauchte, und schon gar nicht, wenn er Harriet Armstrong im Schlepptau hatte. Die beiden verströmten stets die Aura von Immobilienmaklern, die eine Wohnung in Augenschein nehmen. Es war kein Geheimnis, dass das Büro des MI6-Chefs größer war als das der Generaldirektorin in Thames House. Außerdem war, sehr zu Armstrongs Verärgerung, die Aussicht besser.
    Aber darum ging es heute nicht. Der Besuch war nicht angekündigt und fand viel zu früh statt für die Taschenträger und Prinzipienreiter von Whitehall. Außerdem fehlte der Neid. Es erinnerte Fielding an den Tag, an dem sie wegen Stephen Marchant gekommen waren.
    Fielding nickte Otto beruhigend zu und bat Chadwick und Armstrong in das benachbarte Speisezimmer. Denton folgte ihnen.
    »Nehmen Sie doch Platz«, sagte Fielding. Die Sonne
schaffte es nicht, die Temperatur im Raum zu erhöhen. Denton blickte Fielding an, doch der schaute einige

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