Der Marktmacher
der Geschichte mit Isabel. Und der Mexiko-Deal wächst sich zu einem echten Problem aus. Natürlich wissen sie, daß wir befreundet sind, daher reden sie nicht mit mir darüber. Aber ich vermute, sie werden den Mund halten. Ricardos Botschaft war eindeutig. Wenn du loyal bist, kümmere ich mich um dich. Läßt du mich im Stich, bist du in Schwierigkeiten.«
Vorwurfsvoll sah Kate ihren Mann an. Jamie vermied ihren Blick und musterte statt dessen eingehend die Käsereste und Brotkrümel auf seinem Teller.
»Ein bißchen übertrieben ist es schon, die School of Russian Studies zu sponsern, nur damit ich keine Stellung kriege«, sagte ich.
»Klar, aber gerade deshalb ist es so wirkungsvoll. Das ist eine Warnung an den Rest des Teams, die deutlich macht, wie weit Ricardo geht, um Leute abzustrafen, von denen er glaubt, sie hätten ihn verraten. Gleichzeitig ist es keine schlechte Idee. Wir brauchen für das kommende Rußland -G eschäft Informationen und Kontakte. Dein altes Institut kann uns da ein paar wichtige Türen öffnen.«
»Und daß man mich zusammengeschlagen hat? Meine Wohnung verwüstet hat? Hat Ricardo das auch erzählt?«
»Ich bezweifle, daß er es überhaupt weiß. Das trägt für mich die Handschrift von Eduardo«
»Jamie, du mußt da aufhören!« sagte Kate. »Nach allem, was sie Nick angetan haben. Du solltest kündigen, bevor es zu spät ist.«
Jamie seufzte. »Es ist schon zu spät. Besonders jetzt. Ricardo wird mich im Auge behalten.«
»Zum Teufel mit ihm!« sagte Kate. »Geh einfach.«
»Das ist gar nicht so leicht«, sagte Jamie. »Das Haus muß abbezahlt werden. Und ich brauche zwei Jahre gute Bonusse, um die Hypothek ein Stück weit abzutragen. Und wenn ich die Firma verlasse, was soll ich dann tun? Ricardo hat man besser nicht zum Feind. Der lateinamerikan i sche Markt ist klein: Jeder kennt jeden.«
»Du könntest für Bloomfield Weiss arbeiten«, sagte Kate . » Dort nimmt man dich mit Kußhand.«
»Ja, und wenn Bloomfield Weiss den Krieg gegen Dekker Ward verliert, wonach es gegenwärtig aussieht, dann braucht man mich nicht mehr, und ich sitze auf der Str a ße.«
»Ach, Jamie!« rief Kate. Verärgert warf sie die Serviette auf den Tisch und ging hinaus.
Jamie und ich blieben in unbehaglichem Schweigen zurück. Schließlich raffte sich Jamie auf. »Tut mir leid«, sagte er mit einem bedauernden Achselzucken.
»Mach dir keine Gedanken. Wenn ich meine Karriere in den Sand setze, dann mußt du nicht das gleiche tun, nur um mir deine Solidarität zu beweisen. Schließlich mußt du für Kate und Oliver sorgen.« Und für deinen Ehrgeiz, dachte ich. Denn der war das eigentliche Problem, das wußten wir beide. Für Jamie entwickelten sich die Dinge hervorragend bei Dekker Ward, und wenn er nicht aus der Reihe tanzte, würde er in wenigen Jahren Millionen machen. Und einzig und allein das war sein sehnlichster Wunsch.
Aber er war ein alter Freund von mir. Ich wollte nicht, daß er seine ehrgeizigen Pläne meinetwegen aufgab.
Ich half Jamie beim Abwasch und ging ins Bett. Katie ließ sich an diesem Abend nicht mehr blicken.
A m nächsten Tag sprach ich mit ihr. Jamie war in der Firma, und Oliver hatte sie in den Kindergarten gebracht. Das Wetter war herrlich, sonnig mit einer leichten Brise. Wir saßen im Garten und tranken Kaffee aus großen Bechern.
»Hast du gewußt, daß dein Patensohn eine Freundin hat? « f ragte Kate.
»Wirklich? Ist er nicht noch ein bißchen jung dafür?«
»Ich glaube, in diesem Alter sind sie ziemlich scharf auf das andere Geschlecht. Wenn sie ein bißchen älter werden, läßt es dann wieder etwas nach.«
»Wie heißt sie denn?«
»Jessica.«
»Ist sie hübsch?«
» Ich finde sie ein bißchen unförmig. Aber sie spielt wie er gern mit Raketen, da ist das Aussehen völlig nebensäc h lich. Er hat mich gefragt, ob sie zum Spielen kommen darf. Es war ihm schrecklich peinlich. Einfach süß.«
»Jedenfalls freue ich mich darauf, der Dame vorgestellt zu werden.«
Schweigend tranken wir unseren Kaffee. Irgend etwas störte die Krähen in einem nahegelegenen Wäldchen. In einer kreischenden schwarzen Wolke stoben sie auf. Es dauerte eine Zeitlang, bis sie sich wieder niederließen.
»Glaubst du, man findet sie?« fragte Kate.
»Isabel?«
»Ja.«
Ich überlegte einen Augenblick. »Ja. Ich muß einfach daran glauben.«
»Sie scheint sehr nett zu sein.«
»Das ist sie.«
»Aber ich hasse Frauen mit einer solchen Figur. Die sehen auch in Lumpen noch
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