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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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verbliebene Teil des Darlehens, das ich von Ricardo für neue Kleidung bekommen hatte. D a von mußte ich leben.
    Erneut war nicht mehr daran zu denken, die Hypothek für meine Wohnung zu tilgen. Und eine Chance, diese so zu verkaufen, daß ich von dem Preis jene hätte abbezahlen können, war auch nicht in Sicht. Ich mußte versuchen, meine Wohnung zu vermieten, und mir woanders eine bi l lige Bleibe suchen. Eine sehr billige. Am besten in einem Abbruchhaus oder dergleichen. Trübsinnig betrachtete ich das Schinkensandwich, das vor mir lag. So etwas würde ich mir in Zukunft auch verkneifen müssen.
    Was war das überhaupt für eine Zukunft? Ich sah ihr ohne sonderliches Interesse entgegen. Wenn Isabel dagewesen wäre oder wenn ich zumindest gewußt hätte, daß sie noch am Leben war, ja, dann hätte alles ganz anders ausgesehen. Doch die Ungewißheit über ihren Verbleib lastete schwer auf mir und versetzte mich in einen Zustand melancholischer Antriebslosigkeit. Allmählich vermochte ich nicht mehr daran zu glauben, daß sie noch lebte, und ohne diese Hoffnung sah die Zukunft grau und trostlos aus.
    Ich fuhr in die Wohnung zurück. Fast sah sie schon wieder ordentlich aus. Handwerker hatten eine Behelfstür ei n gesetzt, wo vorher die Terrassentür gewesen war. Am Nachmittag wollten sie eine richtige Tür einbauen. Zum Glück kam die Versicherung für alles auf.
    Rasch durchquerte ich die vier kleinen Räume: Küche, Wohnzimmer, Badezimmer und Schlafzimmer. Es war ein Jammer, daß ich die Wohnung aufgeben mußte. Als Joanna sie gekauft hatte, war sie uns extravagant erschienen; mir war sie dann zum Mühlstein geworden. Aber da waren all die Bücherregale, die ich in stundenlanger, nein, tagelanger Arbeit zusammengezimmert hatte und die so raffiniert konstruiert waren, daß sie zweitausend Bücher faßten. Und dann gab es noch den winzigen Garten: Ich kannte jeden Zierstrauch, ja jedes Unkrautpflänzchen in ihm.
    Blinde Wut packte mich. Daß ich meine Wohnung verlor, war Dekker Wards Schuld. Dekker Ward war auch dafür verantwortlich, daß meine akademische Karriere ruiniert war. Die Gebrüder Ross hatten dafür gesorgt. Was zum Teufel glaubten sie eigentlich, wer sie seien? Konnte ich denn nichts tun, um sie aufzuhalten? Oder um ihnen zumindest ein paar Probleme zu bereiten? Ich wollte R a che, und ich wollte sie sofort.
    Aber wie? Der Bericht über die Absprache zwischen Ricardo und Bocci hatte sie getroffen, aber nicht genug. Sie würden sich rasch wieder davon erholen. Es mußte etwas sein, was ihnen länger zu schaffen machte.
    Was konnte ich, ein stellungsloser Investmentbanker mi t z weimonatiger Berufserfahrung, schon groß tun? Nur allzu gern hätte ich die Geschichte mit der Geldwäsche aufgedeckt. Doch dazu hätte es einer umfangreichen internati o nalen Untersuchung bedurft, und es hatte nicht den Anschein, als würde die amerikanische Drogenbehörde mit solchen Nachforschungen beginnen, zumindest nicht bei Dekker Ward. Dave hatte sicher recht, wenn er von der Gleichgültigkeit der Behörden sprach.
    Dieses Gefühl der Ohnmacht gefiel mir ganz und gar nicht. Irgend etwas mußte ich doch tun können.
    Das Klingeln des Telefons riß mich aus meinem Brüten.
    »Nick? Kate hier. Ich habe die schreckliche Nachricht gehört und wollte wissen, wie es dir geht.«
    »Welche schreckliche Nachricht?«
    Ich bemerkte ein Zögern am anderen Ende der Leitung . » Nun beide, nehme ich an. Das mit Isabel und daß du deine Stellung verloren hast. Du mußt dich schrecklich fü h len.«
    »So ist es. Außerdem hat man bei mir eingebrochen und mich zusammengeschlagen.«
    »Um Gottes willen! Wann das?«
    »Gestern nacht.«
    »Bist du verletzt?«
    »Man hat mir eins auf den Kopf gegeben. Der tut immer noch weh. Und der Rücken. Und das Bein«, sagte ich und brachte das steife Bein vorsichtig in eine bequemere Lage.
    »Was machst du jetzt?«
    »Ich werde wohl die Wohnung vermieten müssen.«
    »Kannst du dir nicht eine neue Stellung suchen?«
    »Nein. Dekker Ward hat sich plötzlich dazu durchgerungen, die School of Russian Studies zu sponsern – unter der Bedingung, daß ich dort keine Stellung mehr kriege.«
    »Oh, nein! Wo willst du denn jetzt wohnen?«
    »Keinen blassen Schimmer. Ich finde schon etwas. In Camden sind die Aussichten ganz gut, glaube ich.« Ich merkte selbst, daß das alles ziemlich trübselig klang.
    Kate schwieg für einen Augenblick. Dann sagte sie : » Okay, hör auf, Trübsal zu blasen. Pack einen

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