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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Keine Dummheiten!«
    Ich lächelte.
    »Ah ja, Jamie, bevor ich es vergesse. Ich habe da ein Fax für Martin Beldecos bekommen, über das ich gern mit dir sprechen würde. Ich weiß nicht so recht, was ich damit a n fangen soll …«
    Das kleine rote Licht seiner Telefonanlage begann zu blinken. Er nahm den Hörer ab. »Hallo, Robert. War doc h e in erfolgreiches Treffen heute nachmittag, finden Si e n icht?«
    Während er aufmerksam zuhörte, formte er mit seinen Lippen lautlos ein »Später«; das war für mich bestimmt.
    Ich sah, daß das Gespräch ihn noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Es hatte keinen Zweck zu warten und zu riskieren, das Flugzeug zu verpassen, daher vera b schiedete ich mich mit der Andeutung eines militärischen Grußes und ging.
    FÜNF
    H umberto Novais Alves, seines Zeichens Finanzsenator von Rio de Janeiro, sprang auf und breitete die Arme aus. »Isabel!« rief er. » Tudo bem? « Er küßte sie auf beide Wangen und redete in hektischem Portugiesisch auf sie ein.
    Isabel befreite sich aus seiner Umarmung und wandte sich mir zu. »Humberto, darf ich dich mit meinem Kollegen Nick Elliot bekanntmachen? Er spricht kein Portugiesisch, aber Englisch macht dir ja keine Schwierigke i ten.«
    »Überhaupt keine!« sagte Humberto und schüttelte mir die Hand. Auf seinem runden Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. »Setzt euch, setzt euch.« Er wies auf eine Sit z gruppe. »Kaffee?«
    Während Humberto den Kaffee organisierte, sah ich mich in seinem Büro um. Es war groß und repräsentativ eingerichtet, wie es seiner Stellung entsprach. An den Wänden hingen Zeugnisse und Fotos der neuesten Wohnungsbauprojekte. Auf dem ausladenden Schreibtisch lag nicht ein einziges Blatt Papier. Es roch nach neuen Teppichen. In kurzen Abständen dröhnte unten auf der Straße ein Preßluftbohrer. Ich sah zum Fenster hinaus. Wir b e fanden uns im zehnten Stock. In hundert Meter Entfe r nung erhob sich der Amtssitz des Bürgermeisters, ein B ü rohaus, das noch etwas höher war als das der Finanzb e hörde. Und dahinter breiteten sich das Meer, die Berge und das dichtgedrängte Stadtbild von Rio de Janeiro aus.
    Vom Flughafen waren wir direkt hierher gefahren – durch die chaotischen, verdreckten Vororte in Rios Norden in da s s chäbige Verwaltungszentrum der Stadt. Der Vorplatz der Finanzbehörde, auf dem unser Taxi gehalten hatte, sah aus wie eine Trutzburg. Vier Verteidigungslinien von Sicherheitsbeamten, Empfangsdamen und Sekretären mußten wir überwinden, bevor wir endlich in das Allerheiligste vorgelassen wurden: Humbertos Büro.
    Eine Frau mit einem Tablett und drei kleinen Tassen Kaffee kam herein und servierte. Humberto schaufelte sich mehrere Löffel Zucker in seinen Kaffee, Isabel nahm ein paar Tropfen aus einer kleinen, blauen Plastikflasche. Ich trank meinen schwarz; vorsichtig nippte ich an der dicken, dunklen Brühe. Sie war stark und bitter.
    »Und wie geht es Ihrem lieben Vater, Isabel?« fragte Humberto, während er sich an den Konferenztisch setzte. Er mochte etwa fünfzig sein und wirkte auf mich eher wie ein Engländer als ein Brasilianer, klein und ein bißchen aufgeschwemmt, mit dunklem Haar, das sich schon deu t lich lichtete. Er trug einen eleganten grauen Anzug und e i nen gestreiften Schlips. In Whitehall wäre er überhaupt nicht aufgefallen.
    »Gut«, erwiderte sie. »Er arbeitet viel, wie immer.«
    »Nicht ohne Erfolg. Man hört, daß sich die Banco Horizonte sehr gut macht. Ihr Ruf ist hervorragend. Wann wu r de sie gegründet? Vor acht Jahren?«
    »Zehn Jahre sind es im Oktober.«
    »Er hat wirklich viel erreicht in zehn Jahren. Bestellen Sie ihm bitte meine herzlichsten Grüße.«
    »Gern.« Isabel lächelte ein wenig gequält. Ich hatte den Eindruck, daß viele ihrer geschäftlichen Besprechungen in Brasilien mit ihrem Vater begannen.
    Humberto nahm einen Schluck Kaffee und zündete sich eine Zigarette an. »Nun, Isabel, meine Liebe, es gibt gute Nachrichten. Sehr gute Nachrichten. Endlich fügt sich alles zum Besten. Gestern ist der Rio de Janeiro Favela Bairro Trust offiziell gegründet worden. Und mir wurde die Ehre zuteil, zum Vorsitzenden gewählt zu werden.« Er legte die Hand auf die Brust und machte eine ironische Verbeugung.
    »Der Bürgermeister befürwortet das Projekt vorbehaltlos, wirklich vorbehaltlos. Zehn Abteilungen der Stadtverwaltung arbeiten daran.« Er zählte sie an seinen fle i schigen Fingern auf: »Finanzen, Gesundheit, Stadtplanung, Erzi e

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