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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Meine erste Geschäftsre i se für Dekker Ward und gleich ein Geschäft dieser Gr ö ßenordnung. Eines, an dem Ricardo persönlich interessiert war. Obwohl ich zugeben mußte, daß er eigentlich an j e dem Geschäft persönlich interessiert zu sein schien.
    Ich blickte zu ihr hinüber. Sie saß zurückgelehnt in ihrem Stuhl und telefonierte, aber sie hatte Ricardo bei mir gesehen und schenkte mir ein flüchtiges, aufmunterndes Lächeln.
    »Gut. Ich möchte erst einmal sehen, wie Sie sich in den Märkten schlagen, in denen wir heimisch sind, bevor ich Sie auf Rußland ansetze«, sagte Ricardo. »Schauen wir mal, was Sie ausrichten können.«
    Eine Stimme unterbrach uns. »Ricardo! Wassili Iwanow vom russischen Finanzministerium auf der Zwölf.«
    »Sieh da, die Russen kommen.« Ricardo lächelte und ging an seinen Tisch zurück, um den Anruf entgegenzunehmen.
    Isabel legte den Hörer auf. »Ziehen Sie sich einen Stuhl heran«, sagte sie. »Ich erzähle Ihnen, worum es geht.«
    »Einen Augenblick«, sagte ich, nahm das Fax und studierte es noch einmal kurz. Dann öffnete ich die unterste Schublade meines Schreibtischs, die noch immer leer war, und deponierte es dort. Ich würde mich später damit befassen, wenn ich Zeit hatte, über alles nachzudenken.
    Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich neben sie. Ihr Parfüm stieg mir in die Nase. Konzentriere dich! Ich mußte mich zur Ordnung rufen.
    »Ich habe gesagt, das Ganze würde leichter sein, sobald Sie mit der Praxis in Berührung kommen. Erinnern Sie sich?« Sie lächelte, und flüchtig sah ich ihre Zähne aufblitzen. »Nun, das war vielleicht ein wenig vorschnell von mir. Die Sache hier eignet sich kaum für einen Anfänger.«
    »Ich werde mir alle nur erdenkliche Mühe geben.«
    »Okay. Lassen Sie mich vor allem anderen die Geschichte erzählen. Wissen Sie, was eine Favela ist?«
    »Eine Art Elendsviertel, soweit ich weiß?«
    »Richtig. In Brasilien hat es in den letzten vierzig Jahren eine massive Landflucht gegeben. Die Leute kommen in die Stadt und wissen nicht, wo sie wohnen sollen. Daher suchen sie sich irgendein unbebautes Grundstück und e r richten dort eine Notunterkunft. Die zimmern sie sich aus Holzresten, verrosteten Eisenteilen und ähnlichem zusammen. Dann siedeln sich immer mehr Menschen an, die Hütten werden ein bißchen stabiler, und schließlich entst e hen groß e S tadtviertel, in denen mitunter mehrere tausend Menschen leben. Das sind die Favelas. «
    »Das hört sich grausig an.«
    »Das ist grausig«, sagte Isabel. »Es gibt keine sanitären Einrichtungen. Offene Abwasserkanäle laufen durch die Straßen. Kein fließendes Wasser. Keine Müllabfuhr. Wenn ein Feuer ausbricht, kommt die Feuerwehr nicht durch. Es gibt kaum Schulen oder Krankenhäuser. Dafür gibt es Drogen und Bandenkriege. Es ist schrecklich. Kein Mensch sollte unter solchen Bedingungen leben müssen.«
    »Und warum wird nichts unternommen?«
    »Man hat es versucht. Doch immer, wenn man die Bewohner vertreibt, errichten sie irgendwo anders eine neue Favela . Manchmal baut die Stadt billige Wohnungen für eine begrenzte Anzahl von Menschen. Doch die werden durch viele tausend andere ersetzt. Sie wissen ja, wie wenig Geld heute in Brasilien zur Verfügung steht.«
    »Gut. Und wie sieht die Lösung aus?«
    »Nun, die Stadtverwaltung von Rio de Janeiro glaubt, eine gefunden zu haben. Sie nennt es das Favela-Bairro-Projekt. Bairro heißt Nachbarschaft. Der Grundgedanke ist, die Favelas zu verändern, statt sie aufzulösen und die Bevölkerung zu vertreiben. Man will sie in ganz normale Stadtviertel verwandeln, mit Straßen, Gesundheitszentren, Schulen, Parks, Wasserleitungen, Elektrizität. Vor allem aber sollen die Einwohner Rechte an den Grundstücken der Favelas erhalten.«
    »Sollen sie Eigentümer werden?«
    »Nicht ganz, aber sie bekommen lange Pachtverträge, was auf das gleiche hinausläuft. Das wird viel verändern. Sobald die Menschen wissen, daß sie nicht mehr jederzeit vertrieben werden können, werden sie sich bemühen, sie instand zu setzen. Und genauso wichtig, sie haben einen Grund, Neuankömmlinge daran zu hindern, auf ihrem Land zu bauen. So würde alles anders werden. Es würden richtige Bairros daraus.«
    Diese Argumente kannte ich. »Klingt ein bißchen nach Margaret Thatcher und dem Verkauf der kommunalen Wohnsiedlungen.«
    Isabel lächelte. »Richtig.«
    Ich dachte einen Augenblick lang nach. »Wird das wirklich funktionieren?«
    »Es sollte

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