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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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r W ard und meine Versuche, all das Neue zu verarbeiten, das auf mich einstürmte, die komplizierten Bedingungen des Favela -Deals, die Faxe an Martin Beldecos.
    Ich wußte noch immer nicht, was ich von ihnen halten sollte, und bedauerte, daß sich vor meiner Abreise keine G e legenheit ergeben hatte, die Angelegenheit mit Jamie zu besprechen. Es hatte den Anschein, als würde bei Dekker Trust Geld gewaschen. Ich hatte keine Ahnung, ob Ricardo und Eduardo davon wußten. Ebenso unklar war, was ich eigen t lich damit zu tun hatte. Mein Instinkt sagte mir, daß ich besser die Finger davon ließ, zumindest solange, bis ich mich ein wenig mehr bei Dekker Ward eingelebt hatte. Jedenfalls konnte die Angelegenheit warten, bis ich zurück war.
    Es klopfte. Isabel.
    »Kommen Sie herein«, sagte ich. »Möchten Sie ein Bier?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ich trat wieder auf den Balkon hinaus, und sie folgte mir.
    »Das ist einfach überwältigend«, sagte ich.
    »Rio ist schön«, sagte sie nüchtern. »Und wenn Sie bei Dekker Ward arbeiten, landen Sie meist in den hübschesten Hotelzimmern.«
    Sie trug ein schlichtes, schwarzes Sommerkleid und lehnte sich an das Balkongeländer. Ich bekam eine trockene Ke h le. Rasch nahm ich einen Schluck Bier.
    »Ich habe versucht, Jack Langton zu erreichen, meinen Kontaktmann beim World Development Fund, ohne Erfolg«, sagte sie. »Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen, er soll mich morgen im Finanzministerium anrufen.«
    »Okay.«
    »Ich esse mit ein paar alten Freunden zu Abend. Kommen Sie allein zurecht?«
    »Natürlich.«
    »Nehmen Sie nicht zuviel Geld mit, wenn Sie ausgehen, und wenn es jemand von Ihnen haben will, dann geben Sie es ihm.«
    »Ja, Mama.«
    Sie lächelte und errötete. »Tut mir leid, aber die Stadt kann für Fremde sehr gefährlich sein.«
    »Es ist nett, daß Sie mich darauf hinweisen. Aber keine Angst, ich passe schon auf mich auf.«
    Sie wollte gehen, zögerte dann aber. »Am Samstag esse ich mit meinem Vater zu Mittag. Haben Sie Lust mitz u kommen? Er liebt russische Romane. Ich glaube, er würde sich freuen, Sie kennenzulernen.«
    Ich versuchte, meine Überraschung zu verbergen. »Sehr gern, vielen Dank.«
    »Gut«, sagte sie und ging.
    Ich saß auf dem Balkon und sah dem Abend zu, wie er sich auf den Strand senkte. Dann nahm ich mir ein paar Reais und reihte mich in den Strom der Passanten auf der Avenida Atlântica ein.
    D ie Besprechungen mit den Ratingagenturen am Freitag verliefen reibungslos. Sie schienen mit der Art, wie sich alles ineinanderfügte, zufrieden zu sein. Nur der Umstand, daß wir nichts vom WDF hörten, machte uns ein bißchen Sorge. Daher rief Isabel während der Mittagspause an und erfuhr, daß Jack Langton den ganzen Tag über unterwegs war und am Montag zurückrufen würde.
    Am Samstag morgen versuchte ich ohne viel Hoffnung, Pedro Hattori in der Firma zu erreichen. Doch ich hatte Glück. Aufgrund unbestätigter Gerüchte über einen Generalstreik, der in der kommenden Woche stattfinden sollte, waren meine argentinischen Discounts um einen Punkt abgesackt. Pedro sagte mir, ich solle mir keine Sorgen m a chen, an den Gerüchten sei nichts dran. Doch das tröstete mich nicht.
    Am Morgen sah ich mir Rio an. Es war ein überwältigender Eindruck. Nie habe ich, was die natürliche Umgebung angeht, eine schönere Stadt gesehen. Eine schier u n glaubliche Mischung aus Meer, Strand, Wald und Bergen, und da s a lles so dicht zusammengedrängt, daß es unmöglich erschien, darin auch noch eine Stadt unterzubringen. Egal, wo ich mich befand, immer schien ich einen Strand vor mir und einen Berg hinter mir zu haben. Die Gebäude selbst waren nicht besonders ansprechend: Alles, was in Rio alt ist, sieht heruntergekommen und schäbig aus, aber selbst die schmucklosesten modernen Gebäude profitieren von dem Zauber, der sie umgibt.
    Um ein Uhr kehrte ich ins Hotel zurück; Isabel erwartete mich schon. Wir sprangen in ein Taxi und ließen uns nach Ipanema fahren, wo ihr Vater wohnte. Der Strand von Ipanema unterschied sich etwas von der Copacabana. Zwar hatte er den gleichen weißen Sand und war von ähnlichen tiefgrünen Bergen umgeben, aber die Apar t menthäuser schienen neuer und besser instand zu sein, und die Menschen am Strand wirkten anders, gelassener. Etwa alle hundert Meter wölbten sich die runden Kuppeln einer Gruppe von Telefonzellen wie riesige gelbe und orange n farbene Motorradhelme. In den meisten standen lachende und scherzende

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