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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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möchten, dann rufen Sie mich doch bitte an, und ich gebe Ihnen den Namen und die Telefonnummer meiner Kontaktperson.
    M it freundlichen Grüßen
    Donald Winters
    Vizepräsident

    I ch starrte auf das Fax.
    Geldwäsche. Das war, soweit ich wußte, das Recycling illegal erworbener Gelder durch das Finanzsystem. Jetzt e r innerte ich mich auch wieder daran, daß es im ersten Fax geheißen hatte, dieses Unternehmen – International Was - auch-immer, Panama – habe eine Geldsumme auf ein Konto von Dekker Trust überwiesen. Und der Anwalt, der die Überweisung veranlaßt hatte, arbeitete mit jemandem zusammen, der im Verdacht der Geldwäsche stand. Mit a n deren Worten, eines der Konten von Dekker Trust en t hielt möglicherweise gewaschenes Geld.
    Daran hatte Martin Beldecos also gearbeitet, bevor er starb! Kein Wunder, daß Eduardo großen Wert darauf legte, die für Martin bestimmten Nachrichten persönlich zu erhalten, bevor sie jemand anders sah.
    Ich nahm das Fax, ging hinüber zu Eduardos Eckbüro und versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen.
    »Er ist heute nicht da«, sagte eine Frau mittleren Alters, die eine Gruppe von Schreibtischen vor dem Büro beau f sichtigte. »Morgen müßte er wiederkommen. Kann ich I h nen weiterhelfen?«
    Ich überlegte, ob ich ihr das Fax geben sollte. Eduardo hatte gesagt, ich dürfe Martins Nachrichten niemandem zeigen. Andererseits war sie seine Sekretärin. Das hier war aber eindeutig eine sehr wichtige Nachricht. Ich erinnerte mich an die versteckte Drohung in Eduardos Stimme und kam zu dem Ergebnis, am sichersten sei es, wenn ich wartete, bis ich Eduardo die Nachricht persönlich übergeben konnte.
    »Nein, schon gut«, sagte ich und umrundete das Quadrat der Trader-Tische auf dem Weg zu meinem eigenen Platz.
    »Jawoll!« Dave schmiß den Hörer auf die Schreibtischplatte, sprang triumphierend auf und riß die Arme hoch, so daß sich sein Bauch weit vorwölbte. Dafür erntete er nur einige flüchtige Blicke der anderen Trader. Ein weiterer kleiner Sieg über den Markt. Wieder ein paar Dollar mehr in der Kasse.
    Plötzlich lief es mir eiskalt über den Rücken. Vielleicht hatte Dave recht gehabt. Vielleicht war Martin tatsächlich von gekauften Mördern umgebracht worden. Wenn er von der Geldwäsche bei Dekker Ward gewußt hatte, dann hatte ihn möglicherweise jemand zum Schweigen bringen wo l len.
    Nein. Die Phantasie ging mit mir durch. Ich kehrte, das Fax in der verkrampften Hand, an meinen Schreibtisch z u rück. Am besten, ich gab es Eduardo und vergaß das Ga n ze. Sollte er sich doch darum kümmern.
    Aber Eduardo? Vielleicht wußte er Bescheid? Wenn jemand mit Hilfe von Dekker Ward Geld wusch, hätte es mich nicht überrascht, wenn Eduardo eingeweiht gewesen wäre.
    Was um Himmels willen sollte ich nur tun?
    Ich blickte mich suchend nach Jamie um, aber der war noch immer bei seiner Präsentation.
    Dann sah ich Ricardo auf mich zukommen.
    »Wollen Sie die argentinische Position noch halten? Sie ist gegenüber dem Markt ein wenig ins Hintertreffen ger a ten, nicht wahr?«
    Ich ließ das Fax auf meinen Schreibtisch fallen und zwang meine Gedanken, sich wieder dem Markt zuzuwenden . » Die Situation, die uns zum Kauf der Anleihen bew o gen hat, ist unverändert«, sagte ich. »Ich bin für Ha l ten.«
    »Sie sind der Boß . Warten wir ab, was passiert. Und womit beschäftigen Sie sich im Augenblick?«
    Das Fax an Martin Beldecos lag direkt vor ihm, die Schrift nach oben, lediglich teilweise von meinem linken Arm verdeckt. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, um Ricardo davon in Kenntnis zu setzen. Es ihm zu übergeben und die ganze Sache zu vergessen.
    Doch irgend etwas hinderte mich daran. Wahrscheinlich der Umstand, daß ich die Folgen nicht absehen konnte, von denen ich lediglich wußte, daß sie schwerwiegender Natur sein würden. Ich brauchte Zeit, um über alles nac h zudenken.
    Also behielt ich meinen Arm auf dem Tisch, verdeckte Martin Beldecos ’ Namen auf der ersten Seite und sagte nur : » Lesen.«
    »Aha. Meinen Sie nicht, daß es an der Zeit wäre, etwas Richtiges zu tun, anstatt nur immer zu lesen?«
    »Das wäre toll.«
    »Gut. Isabel fliegt heute abend nach Rio, um den Favela - D eal zum Abschluß zu bringen. Sie könnte ein wenig U n terstützung gebrauchen. Wollen Sie sie nicht begle i ten?«
    »Natürlich.« Mein Puls beschleunigte sich bei der Aussicht, so eng mit Isabel zusammenzuarbeiten. Abgesehen davon war es eine große Chance.

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