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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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eigentlich«, sagte Isabel. »Auf jeden Fall ist es einen Versuch wert. Irgend etwas muß geschehen.«
    »Und wie soll das Ganze finanziert werden?«
    Isabel lehnte sich nach vorne, ganz von ihrem Projekt in Anspruch genommen. »Da kommen wir ins Spiel. Obwohl der World Development Fund gern bereit ist zu helfen, kann die Finanzierung dieses Projekts doch problematisch werden. Im Normalfall müßte das die Stadtverwaltung o r ganisieren. Dort könnten die Mittel aus verschiedenen Haushaltstiteln ergänzt werden, wären dann aber allen möglichen bürokratischen Auflagen unterworfen. In der Vergangenheit sind Vorwürfe laut geworden, daß Aufträge zu überhöhten Preisen gegen entsprechende Gegenleistu n gen vergeben worden sind. Außerdem könnte sich dieses Projekt durch Steuern, die man in den Favelas erhebt, teilweise selbst tragen, allerdings darf die Stadtverwaltung keine zweckgebundenen Steuern erheben. Daher hat sich die Sache festgefahren.«
    »Hört sich wie ein Alptraum an.«
    »Das war es auch, bis wir auf die Idee kamen, einen Trust zu bilden.«
    »Einen Trust?«
    »Ja. Er soll dazu dienen, das Projekt zu finanzieren. Heißen wird er Rio de Janeiro Favela Bairro Trust. Einhundert Millionen Dollar steuert die Stadtverwaltung bei, und zweihundert Millionen soll eine Zehn-Jahres-Anleihe bringen, die vom World Development Fund finanziert wird.«
    »Und von Dekker Ward auf den Markt gebracht?«
    »Genau.«
    »Und dieser Trust ist für die Finanzierung des Projekts zuständig?«
    »Richtig. Es wird Vermögensverwalter von der Stadtverwaltung, von der Favela und vom World Development Fund geben.«
    »Cool.« Ich dachte einen Augenblick nach. »Und wie soll das Geld zurückgezahlt werden?«
    »Der Trust erhält den Pachtzins. Da es sich um Pachtzins und nicht um Steuern handelt, kann er für die Bedienung der Anleihen verwendet werden. Wenn er nicht au s reicht, springen natürlich die Stadtverwaltung und der World Development Fund ein.«
    »Verstehe. Aber wird es dem Magistrat von Rio denn g e fallen, wenn er die alleinige Kontrolle über den Fonds ve r liert?«
    »Das war bis jetzt das Problem«, sagte Isabel. »Doch der gegenwärtige Bürgermeister von Rio möchte diese Viertel sanieren. Außerdem hüten sich sein Finanzsenator und er, Aufträge an Parteifreunde zu vergeben. Das wird sicherlich dazu beitragen, daß man die Sache sauber durchziehen kann.«
    »Also hat jeder etwas davon.«
    »Das zumindest ist beabsichtigt. Brasilien benötigt dringend ausländisches Kapital. Unser Modell sorgt dafür, daß es dorthin gelangt, wo es am nötigsten gebraucht wird.«
    Ich war schwer beeindruckt. »War das Ihre Idee?«
    »Ja. Oder zumindest die Trust-Struktur. Ich hatte so etwas schon seit längerem vor, aber bisher war niemand daran interessiert. Dann hat Ricardo sich dafür stark gemacht, und nun sieht es ganz danach aus, als ob es doch noch klappen würde. Wenn es uns gelingt, die brasilianischen Bürokraten zu überzeugen, dann haben wir es geschafft.«
    »Und wo liegt dann das Problem?«
    »Warten Sie ’ s ab.«
    Gegen sechs verließ ich das Büro. Früh, nach Dekker -W ard-Maßstäben. Ich mußte noch nach Hause und meine Sachen packen, bevor es in Richtung Heathrow ging. Ich freute mich auf die Reise, war aber auch irgendwie nervös. Alles ging ein bißchen schnell. Ich war kaum drei Tage bei Dekker Ward, und schon machte ich meine erste Reise! Normalerweise vertraue ich auf meine rasche Auffassung s gabe, aber in Rio, befürchtete ich, würde ich damit an meine Grenzen kommen. Hoffentlich hatte Isabel G e duld mit mir.
    Beim Hinausgehen sah ich Jamie wieder an seinem Schreibtisch. Er winkte mich heran.
    »Wie war ’ s bei der Versicherungsgesellschaft?« fragte ich aufgeräumt und aufgekratzt.
    »Großartig! Sie wollen hundert Millionen Pfund in den Schwellenländern anlegen. Und das ist nur der Anfang. Wenn sie zufrieden sind, soll noch erheblich mehr investiert werden. Ich werde schon dafür sorgen, daß sie run d um zufrieden sind. Das ist, wie du weißt, eine meiner leic h testen Übungen.«
    Dann sah er, daß ich mein Jackett anhatte und daß meine abgestoßene Aktentasche prall gefüllt war. »Wohin des Wegs zu so früher Stunde?«
    »Brasilien. Ricardo hat mich gebeten, Isabel beim Favela - D eal zu unterstützen.«
    »Das verspricht interessant zu werden. Isabel ist gut. Du kannst viel von ihr lernen. Ihr Vater ist da unten ein einflußreicher Banker. Man wird auf sie hören. Aber denke daran:

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