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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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durchziehen können als alle anderen.«
    »Das ist kaum der richtige Zeitpunkt dafür. Was für eine Rendite muß man Ihrer Meinung nach anbieten?«
    »Wir müssen wenigstens eine Zehn vor dem Komma sehen.«
    Ricardo stöhnte. »Verdammt eng.«
    »Die Konkurrenz ist groß.«
    »Okay, an alle. Fragen Sie Ihre Kunden, was man von Mexiko hört. Finden Sie heraus, an was für einen Preis die Konkurrenz denkt. Aber es muß sich herumsprechen, daß wir zehn Prozent für das Minimum halten.«
    Damit war die Besprechung zu Ende, und ich folgte Jamie zu seinem Schreibtisch.
    Er grinste mich an und rieb sich die Hände. »Heute werden wir ein bißchen Spaß haben.«
    Er griff zum Telefon und rief seine alten Stammkunden an. Er wirkte eigentlich wie immer, nur waren die Anrufe ein bißchen knapper als sonst. Weniger Geplauder.
    Mit Chris Frewer von der Colonial and Imperial, einem Londoner Fonds-Manager, ging er unsere Kurse durch.
    »Haben Sie was über ein neues Mexikogeschäft gehört? « f ragte Jamie.
    »Ja. Bloomfield Weiss meint, sie würden ein großes Ding starten.« Frewer war Engländer und, nach seiner Telefo n stimme zu urteilen, ungefähr so alt wie Jamie und ich.
    »Ah, ja? War schon von der Rendite die Rede?«
    »Knapp über zehn Prozent. Sind Sie interessiert?«
    »Ob wir interessiert sind?« Jamie schnaubte. »Klar sind wir interessiert. Wenn ich mehr weiß, laß ich von mir h ö ren.«
    »Einen Augenblick! Bevor Sie auflegen, haben Sie gesagt, ein Geldkurs von achtundsechzigeinhalb für die Argy Discos?«
    »Richtig.«
    »Gilt für zehn?«
    »Gilt für zehn, gilt für fünfzig«, sagte Jamie. Dann senkte er die Stimme zu einem Flüstern. »Aber an Ihrer Stelle würde ich heute morgen nichts überstürzen.«
    »Ah, ja?« Eine Spur von Interesse hatte sich in Frewers Stimme geschlichen. Er war nicht dumm. »Und warum nicht?«
    »Ach, ich könnte Ihnen jetzt einen Haufen wirtschaftswissenschaftlichen bullshit erzählen, aber ich will Sie nicht langweilen. Sagen wir einfach, sie steigen schon.«
    Frewer schwieg einen Augenblick. »Okay. Dann warte ich und halte die Augen offen.«
    »Vernünftige Entscheidung. Aber, Chris?«
    »Ja?«
    »Sie kaufen doch jetzt noch keine, oder?«
    Frewer lachte. »Natürlich nicht. Halten Sie mich auf dem laufenden.«
    Als Jamie den Hörer auflegte, stellte ich ihm eine Frage, die mich schon seit geraumer Zeit beschäftigte. »Ist das e i gentlich fair?«
    »Was meinst du?«
    »Daß wir uns eine Position in einer Anleihe zulegen, bevor wir sie unseren Kunden empfehlen?«
    Jamie lächelte. »Wir handeln hier nicht mit der British Telecom an der Londoner Börse. Wir erobern die wilden und unbekannten Küsten der Emerging Markets, der Schwellenländer. Hier herrscht das Faustrecht. Hier machen rauhe Pioniere wie wir das große Geld.«
    »Ach was.«
    Der Sandwichboy machte die Runde, und ich nahm mir Schinken und Avocado auf Ciabatta. Dann holte ich für un s b eide eine Tasse Kaffee, während Jamie ohne Pause weitert e lefonierte. Gegen eins ertönte das vertraute Händeklatschen. Ich blickte auf: Ricardo stand in der Mitte des Schreibtischquadrats und formte mit den Händen ein T. Time out , Pause. Langsam legte sich das Stimmengewirr, als die Telefone nach und nach verstummten. Alles wandte sich ihm zu.
    »Okay, Compañeros , wir haben dreihundertundvierzig Millionen Discos zu einem Durchschnittspreis von achtundsechzigeinhalb bekommen. Nun können wir die Katze aus dem Sack lassen. Informieren Sie zunächst Ihre besten Kunden. In einer Stunde wird Charlotte einen Marktforschungsbericht versenden. Alle Bonds, die Pedro von jetzt an bekommt, sind für die Erfüllung von Kundenaufträgen bestimmt. Unsere Freunde wollen ja schließlich auch beteiligt sein. Inzwischen dürften wir alle Bonds haben, die der Shiloh-Fonds unter die Leute gebracht hat. Sorgen wir nun dafür, daß der Kurs in Bewegung kommt.«
    Gespannte Unruhe machte sich im Saal breit.
    »Irgend etwas über Mexiko?« fragte Ricardo.
    »Es ist die Rede von knapp über zehn Prozent«, sagte Jamie.
    »Und wer ist im Spiel?«
    »Offenbar Bloomfield Weiss. Verkünden überall, sie würden das Geschäft machen.«
    Ricardo runzelte die Stirn. »Gut, bleiben Sie wachsam. Und sorgen Sie dafür, daß keiner wagt , eine Rendite von weniger als zehn Prozent zu bieten.«
    Das Treffen war zu Ende, woraufhin Jamie sofort seine besten Kunden anrief. Chris Frewer lachte und kaufte zwanzig Millionen. Jetzt wurden auch New York, Miami und

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