Der Marktmacher
alle lateinamerikanischen Städte einbezogen. Andrea Geller von einem kleinen, risikofreudigen Investmentfonds in New York kaufte weitere zwanzig. Und Alejo orderte fünfzig.
Alejo war Jamies größter Kunde, ein wirklich bedeutender Spekulant. Er saß in Miami, verwaltete aber das Geld e i ner der reichsten Familien Mexikos. Überflüssig zu e r wähnen, daß seine Geschäfte auf einem Nummernkonto von Dekker Trust verbucht wurden. Anscheinend hatte Jamie Alejo schon bei Gurney Kroheim, seinem früheren Arbeitgeber, betreut und ihn dann zu Dekker Ward mitg e nommen.
Alejo bekam seine fünfzig zu einem Kurs von achtundsechzigeinhalb.
»Du hast doch gesagt, der Kurs würde klettern«, meinte ich zu Jamie.
»Keine Sorge«, sagte er. »Entspann dich. Das ist gut so. Damit haben wir unsere Kunden zu einem guten Kurs ins Geschäft gebracht.«
Ich sah mich im Börsensaal um. Der barst vor Aktivität. Die Menschen waren aktiv, die Telefone waren aktiv, die Bonds waren aktiv. Es war irgendwie schwindelerregend. Die Dekker-Ward-Maschine lief auf Hochtouren und schien sich nicht mehr stoppen zu lassen.
Doch es stellte sich heraus, daß Dekker Ward an diesem Tag nicht die einzige Maschine war, die auf vollen Touren lief.
»Bei den Discos werden achtundsechzig geboten!«
Es war Pedro. Wir wandten ihm die Köpfe zu. Er sprach rasch auf Ricardo ein, der ein finsteres Gesicht machte.
»Was ist los?« rief Dave.
»Weiß nicht!« sagte Pedro und fuhr sich mit der Hand über das kurzgeschnittene Haar. »Ich werde von allen Seiten mit Bonds bombardiert.« Er schnappte sich den Hörer. Ich beobachtete, wie er sich über ihm zusammenkrümmte und ihn dann wütend auf die Gabel knallte.
»He, Pedro! Für wieviel bietest du zehn Discos an?«
Pedro rieb sich das Kinn. »Siebenundsechzigeinhalb.«
Der Kurs fiel. Pausenlos ging Pedro mit seinem Kurs herunter, und immer mehr Bonds wurden ihm verkauft. Alle sahen wir die grünen Zahlen auf dem Bildschirm vor un s b linken. Siebenundsechzigeinhalb. Siebenundsechzig. Sechsundsechzigeinhalb.
Jamie pfiff leise durch die Zähne. »Himmel, wir müßten jetzt bereits fünfhundert Millionen haben.«
Fünfhundert Millionen! Und ein Verlust von zwei Punkten. Ich rechnete. »Dann haben wir zehn Millionen verl o ren.«
Jamie nickte grimmig.
Ricardo kam herüber. Er beugte sich zu Jamie hinunter . » Ich weiß nicht, was hier läuft. Kent hat mit dem Shiloh -F onds gesprochen. Die haben nichts mehr. Irgend jemand anders muß diese Bonds verkaufen. Und wir müssen h e rausfinden, wer das ist.«
»Ich schau mal, was ich tun kann«, sagte Jamie. Er dachte einen Augenblick nach und rief dann Frewer bei Colon i al and Imperial an.
Chris Frewer war stocksauer. »Was ist los? Heute morgen wollte ich bloß ein paar Bonds verkaufen, und plötzlich hatte ich dann zwanzig Millionen mehr, und nun ist der Kurs um zwei Punkte gefallen. Ich hoffe, daß ich ke i nen Fehler gemacht habe.«
»Nur die Ruhe. Ricardo kümmert sich darum, ich verspreche es. Aber können Sie mir einen Gefallen tun?«
»Nichts da«, sagte Frewer. »Ich will aus Argentinien raus.«
»Sie sind bald draußen. Noch zwei Tage. Ich muß rausfinden, was da läuft.«
»Es ist Ihre verdammte Pflicht, zu wissen, was da läuft!«
»Vertrauen Sie mir, Chris! Rufen Sie Bloomfield Weiss an und fragen Sie, was die Leute dort von den Discos halten. Behaupten Sie, daß Sie ein paar kaufen wollen.«
Frewer schwieg. Offenbar überlegte er. Krampfhaft hielt Jamie den Hörer umklammert, die Stirn in sorgenvolle Fa l ten gelegt. »Okay, okay«, meinte Frewer schließlich. »Ich melde mich gleich wieder.«
»Hoffentlich geht das nicht in die Hose«, sagte Jamie un d s tarrte das Telefon an, ohne es zu berühren. Im Augenblick war nichts so wichtig wie Frewers Anruf. Fünf Minuten warteten wir. Uns kamen sie wie eine Stunde vor. Dann leuchtete die Direktverbindung zur Imperial and Colonial auf, Jamie stürzte sich auf den Hörer. »Ja?«
»Bloomfield Weiss hält gar nichts davon. Offenbar haben die dort irgendein beschissenes Computermodell, nach dem die Discos einen halben Prozentpunkt weniger abwerfen, als es den Anschein hat. Das wird mir jetzt rübergefaxt.«
»Könnten Sie mir eine Kopie faxen?« fragte Jamie.
»In Ordnung«, sagte Frewer. »Aber was mache ich mit meinen Discos?«
Jamie zwinkerte mir zu. »Nun, sie sind zwei Punkte billiger. Warum kaufen Sie nicht noch ein paar? Von Bloo m field Weiss.«
»Sind Sie sicher?« fragte
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