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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Bonds von einem freundlich gesinnten Inhaber ausliehen, um sie zu verkaufen. Wenn dieser Inhaber seine Bonds zurüc k forderte, mußte Bloomfield Weiss sie natürlich auf dem Mark t k aufen. Bloomfield Weiss setzte darauf, daß der Kurs bis dahin so weit gefallen sein würde, daß die Firma einen satten Profit einstreichen konnte. Bis dahin, so hoffte Bloomfield Weiss, würde Dekker Ward aus dem Markt g e drängt sein.
    Es ging dabei nicht nur um fünfzehn oder zwanzig Millionen Dollar, obwohl auch das kein Pappenstiel war, es ging um Dekker Wards Zukunft in Lateinamerika.
    Meine Gedanken rasten. In den letzten Tagen hatte ich einige alte Artikel aus Börsenzeitungen gelesen, in denen es um die Verhandlungen über Argentiniens Brady-Plan g e gangen war. Besonders intensiv hatte ich mich mit der En t stehung der Discounts beschäftigt.
    »Es könnte die US Commerce Bank sein.« Meine Stimme war heiser, sie kippte fast.
    Alle sahen sie mich an. Sie hörten zu.
    Ich räusperte mich. »Die US Commerce Bank war 1992 der wichtigste Gläubiger Argentiniens. Während der Verhandlungen über den Brady-Plan bestand die Commerce Bank darauf, daß die gesamte Bankschuld in Discounts umgewandelt wurde, die sie aus irgendwelchen buchha l tungstechnischen Gründen allen anderen Anleihekategor i en vorzog. Es könnte gut sein, daß sie sie noch hat.«
    Alles schwieg. Ricardo sah mich nachdenklich an.
    »Hey, Carlos! Kommen Sie her!« Carlos hob den Kopf, stand von seinem Schreibtisch auf und eilte herüber. »Die US Commerce hat vor einiger Zeit versucht, in unserem Markt Fuß zu fassen, nicht wahr?«
    »Ja, aber man hat ihr nicht genügend Vertrauen entgegengebracht. Letztes Jahr haben sie nur zwei Mandate b e kommen.«
    »Wie würde die Bank reagieren, wenn wir sie an der Plazierung der größten Anleihe des Jahres beteiligen?«
    »Sie würde das Angebot mit Kußhand annehmen.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht«, sagte Ricardo grimmig und nahm den Hörer ab.
    Ich beeilte mich, das Bloomfield-Weiss-Fax für Charlotte zu kopieren. Sie war sich ziemlich sicher, daß es keiner ernsthaften Prüfung standhalten würde, und sagte, ihr Lieblingsphysiker werde den Nachweis dazu schon liefern. Ich eilte in das Quadrat zurück. Dort herrschte gedämpfte Stimmung. Alles wartete. Frewer und Alejo riefen zurück und wollten wissen, was los sei. Liebenswürdig vertröstete Jamie sie. Pedro wurde weiter mit Anleihen bombardiert. Wir anderen hielten uns zurück.
    Ricardo hatte einige Telefongespräche zu führen. Pedro hielt den Kurs bei Sechsundsechzig, aber er litt.
    Dann, gegen sechs Uhr, legte Ricardo den Hörer auf und klatschte in die Hände. Die Telefongespräche erstarben, es wurde totenstill.
    »Wie sich herausstellt, hatte Nick recht. Die US Commerce Bank hat argentinische Discounts im Wert von si e benhundert Millionen Dollar, die sie Bloomfield Weiss freundlicherweise geliehen hat. Bis heute. In einer Stunde wird Bloomfield Weiss die Aufforderung erhalten, Discos für siebenhundert Millionen Dollar bis morgen, zwölf Uhr mittags, zurückzuerstatten. Und es gibt nur einen einzigen Ort, wo sie diese bekommen können. Hier.«
    Man sah, wie sich überall die Gesichter aufhellten.
    Bis in die tiefe Nacht hinein kaufte Dekker Ward argentinische Anleihen.
    Am nächsten Morgen um sieben Uhr fünfzehn hatte ich wenig geschlafen und vermutete, daß es den anderen nicht anders ergangen war. Aber wir fühlten uns alle frisch und freuten uns auf die Arbeit, als wir uns um Ricardo ve r sammelten . » Okay, Compañeros , wir haben jetzt eine Milliarde zwei«, sagte er. Deutlich war zu hören, wie ein Ra u nen durch die Reihen ging. Das war eine gewaltige Posit i on, selbst nach Dekker-Ward-Maßstäben. »Die Bonds hängen noch immer bei siebenundsechzig. Bloomfield Weiss hat uns mit dem allergrößten Vergnügen soviel ve r kauft, wie wir haben wollten. Doch kurz bevor gestern abend der Markt in New York schloß, wurde es plötzlich still bei Bloomfield Weiss. Mal sehen, was heute morgen passiert.«
    Alles in der Runde grinste.
    »Was ist mit dem Mexiko-Geschäft?«
    »Nach allem, was man hört, soll die Rendite bei zehn und einem Viertel Prozent liegen«, sagte Miguel. »Und Bloomfield Weiss tönt sehr zuversichtlich.«
    »Dieses Geschäft müssen wir machen«, sagte Ricardo.
    Charlotte hüstelte.
    Ricardo hob die Hand. »Keine Sorge, Charlotte. Ich weiß, daß Mexiko im Augenblick ein bißchen angeschlagen aussieht und daß es eigentlich nicht der

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