Der Marktmacher
Frewer.
»Natürlich bin ich mir sicher. Ich habe doch gesagt, Ricardo kümmert sich bereits um die Angelegenheit.«
Also legte Frewer auf, um weitere zwanzig Millionen Bonds von Bloomfield Weiss zu kaufen.
Doch zunächst schickte er uns das Fax. Ich erwartete es, am Gerät stehend, und brachte es Jamie. Irgendein promovierter Wirtschaftswissenschaftler hatte es verbrochen und dabei jede Menge mathematisches Kauderwelsch benutzt, um nachzuweisen, daß die übliche Methode zur Berec h nung der Rendite von argentinischen Discounts einer soliden Grundlage entbehrte. Ich verstand nur Bahnhof, aber ich begriff, daß Bloomfield Weiss versuchte, uns fertigz u machen.
»Nichts als Bockmist!« sagte Jamie.
»Verstehst du das?«
»Natürlich nicht. Das ist ja Sinn und Zweck der Veranstaltung. Zeigen wir es Ricardo«, sagte Jamie.
Quer durch das freie Quadrat gingen wir zu Ricardos Tisch. Er telefonierte gerade, aber als er sah, was für ein Gesicht Jamie machte und wie er das Fax hielt, legte er auf. Auch Pedro hängte auf. Pedros kurzes, dunkles Haar war von Schweiß verklebt. Er hatte heute keinen guten Tag.
»Was haben Sie für mich?« fragte Ricardo.
Jamie gab ihm das Fax.
» Carajo! « murmelte Ricardo und reichte es an Pedro weiter. Und an mich gewandt, sagte er: »Können Sie Charlotte eine Kopie davon geben? Einer von ihren Leuten muß ein Gegenpapier verfassen. Wir müssen den Burschen da draußen ein paar Zahlen an die Hand geben.«
Ich nickte, zögerte aber zu gehen. Ich wollte hören, was Ricardo vorhatte. Er ließ mich bleiben.
»Okay. Bloomfield Weiss legt es also darauf an, uns in die Pfanne zu hauen. Sie überschwemmen den Markt mit Bonds und Gerüchten, um ihre Kunden zum Verkauf zu bewegen. Sie wollen uns treffen. Und sie haben dafür zehnmal soviel Kapital wie wir. Wie stehen die Discos jetzt, Pedro?«
»Sechsundsechzigeinhalb und siebenundsechzig.«
»Und wieviel haben wir jetzt, achthundertfünfzig Millionen oder mehr?«
»Achthundertsechsundfünfzig.«
Das wuchs sich zu einem gewaltigen Kräftemessen aus. Wir kauften Bonds im Wert von mehreren hundert Milli o nen Dollar, und Bloomfield Weiss verkaufte noch mehr. Der Kurs fiel. Mit anderen Worten, es gab mehr Verkäufer als Käufer. Mit anderen Worten, Bloomfield Weiss war auf der Siegerstraße.
Und Bloomfield Weiss verfügte über eine höhere Feuerkraft als wir. Mit mehr als zehnmal soviel Kapital in der Hinterhand konnten sie sich den Aufbau einer viel größ e ren Position erlauben. Ewig konnten wir den Kauf von Discos nicht fortsetzen, während Bloomfield Weiss durc h aus in der Lage schien, das Spiel noch eine Weile weiterz u spielen.
Zum erstenmal sah ich Ricardo besorgt. Seine Stirn war tief gefurcht. Und ich bemerkte, wie sein Ehering wild e K reise beschrieb. Er rief einige der anderen Trader z u sammen und berichtete ihnen, was vor sich ging. »Wir dürfen sie unter gar keinen Umständen gewinnen lassen«, sagte er . » Das Ganze ist viel zu öffentlich. Die Welt bekommt mit, was hier passiert. Deshalb hat Bloomfield Weiss auch dieses Papier in die Welt gesetzt. Alle sollen wissen, daß dies ein Kampf zwischen ihnen und uns ist. Die Bonds müssen wieder nach oben gehen.«
»Können wir nicht einfach weiterkaufen?« fragte Dave.
Ricardo schüttelte den Kopf. »Wir sind schon weit über unserem Limit. Einiges können wir bei Dekker Trust unterkriegen, aber eine noch größere Position können wir nicht für längere Zeit halten. Wenn wir noch mehr kaufen, müssen wir sicher sein, daß es sich für uns auszahlt.«
Jamie hatte mir erklärt, daß die Regulierungsbehörde für den Wertpapierhandel die Höchstgrenze für Anleihepositionen festlegt. Dekker Ward hatte alle möglichen Tricks entwickelt, um diese Grenze zu überschreiten, aber offenbar war Ricardo nicht bereit, noch weiter zu gehen.
»Da stimmt doch etwas nicht«, sagte Dave. »Das ist eine Vier-Milliarden-Dollar-Emission, und wir wissen, daß davon drei Milliarden bei Kunden sind, die ganz bestimmt nicht verkaufen. Bleibt noch eine Milliarde, von der wir den Löwenanteil haben. Also woher hat Bloomfield Weiss seine Bonds?«
»Die gehen short « , sagte Pedro. »Wenn die auf so vielen Anleihen säßen, wüßte ich das doch.«
»Also leihen sie sich diese«, sagte Ricardo. »Von wem, frage ich mich?«
Alle schwiegen. Bloomfield Weiss überschwemmte den Markt mit Bonds, die sie nicht hatten. Pedro vermutete, daß sie Leerverkäufe vornahmen, das heißt, sich die
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