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Der Marshal ist eine Lady

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Titel: Der Marshal ist eine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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Mittagsschlaf hielten, konnten absoluter Ruhe sicher sein. Auch durch Straßengeräusche wurden sie nicht gestört, da die Zimmer mit doppelten Fenstern ausgestattet waren, wie Eugenia bereits festgestellt hatte.
    Die weiß gestrichenen Türen waren mit erhabenen Ziffern aus massivem Messing gekennzeichnet. Eugenia blieb vor der Tür mit der Nummer drei stehen, zog den Schlüssel aus der Tasche und prüfte den Knauf, bevor sie den Schlüssel ins Schloss schob. Es war abgeschlossen, niemand hatte die Tür aufgebrochen.
    Drinnen herrschte Halbdunkel, da die Vorhänge der beiden Fenster bis auf einen schmalen Spalt zugezogen waren. Es roch nach Bohnerwachs, obwohl es nur wenige Stellen gab, an denen die Fußbodendielen nicht mit Teppichen bedeckt waren. Das Reinigungspersonal hatte es gut gemeint mit dem Wachs, vielleicht auch, um der Inhaberin zu beweisen, dass hier ordentlich gearbeitet worden war.
    Eugenia drückte die Tür hinter sich zu und legte den Schlüssel auf die Kommode gleich links. Wegen der sommerlichen Außentemperaturen war es warm in dem Zimmer. Sie zog das Jackett aus und hing es an den Garderobenhaken. Den Mann im Sessel sah sie erst jetzt, als sie die Schließe des Revolvergurts schon öffnen wollte. Eugenia hörte schlagartig auf, sich zu bewegen.
    Der Mann benutzte den rechten der beiden Sessel. Er saß im Gegenlicht, denn er hatte die Rückenlehne so gedreht, dass sie zum Fenster wies. Weil sein Gesicht im Schatten lag, erkannte sie ihn erst auf den zweiten Blick.
    Er hatte die Beine übereinander geschlagen. Den Revolver hielt er in der rechten Hand, wobei der Kolben auf dem rechten Knie ruhte. Er wollte es also in Ruhe angehen, wollte sich Zeit lassen. Ausgesprochen praktische Überlegungen, das musste Eugenia ihm zubilligen. So ein Sechsschüsser wog mehr als ein Kilogramm. Ihn längere Zeit freihändig zu halten, war eine ziemliche Anstrengung.
    Nichtsdestoweniger war der Lauf der Waffe präzise auf Eugenias Oberkörper gerichtet, zwischen ihre Brüste.
    »Jake Norrish«, sagte sie kopfschüttelnd und wie tadelnd. »Diesmal willst du auf Nummer sicher gehen, was?«
    Er nickte stolz. »Ja, da staunst du, was? Dass ich hier reingekommen bin, ohne was kaputt zu machen!«
    »In der Tat«, hauchte Eugenia. »Ich habe nichts gemerkt. Wie hast du das bloß geschafft?« Er bemerkte nicht, dass sie ihn verspottete.
    »Die Zimmermädchen sind total unterbezahlt«, antwortete er mit überlegener Miene. »Wenn du denen ein paar Dollars in die Hand drückst, tun sie alles, was du verlangst. Und das Praktische ist ja, dass sie so einen Schlüssel haben, der für alle Türen passt.«
    »Einen Generalschlüssel.«
    »Heißt der so? Na gut, wieder was dazugelernt.«
    »Und du hast keine Verstärkung mitgebracht?«, staunte Eugenia.
    »Himmel, nein!« Er lachte. »Glaubst du, ich will dich mit jemandem teilen?« Er schüttelte energisch den Kopf. »Auf keinen Fall. Ich will dich ganz für mich allein haben.«
    Eugenia lachte mit geschlossenem Mund. Dann sagte sie: »Und du glaubst, du schaffst das? Mit mir fertigzuwerden, meine ich.«
    »Wart’s ab«, erwiderte er. »Als erstes machst du mal da weiter, wo du gerade anfangen wolltest. Lass den Revolvergurt fallen.«
    »Ist das ein Befehl?«
    »Was denn sonst?«, fauchte er.
    »Und wie willst du mich dazu zwingen?«
    Er hob den Revolver an und ließ ihn wieder auf das Knie sinken. »Denkst du, den habe ich hier zum Spaß? Denkst du, das ist ein Spielzeug?«
    »Nein, denke ich nicht. Ich frage mich nur, was du damit erreichen willst, wenn du mich erschießt.«
    Er lachte abermals. »O Mann! So was Dummes habe ich lange nicht mehr gehört. Glaubst du im Ernst, ich würde dich töten? Dann hätte ich doch nichts mehr von dir. Nein, nein, wenn du nicht parierst, werde ich dir nur ein bisschen wehtun. Dann noch ein bisschen und noch ein bisschen, wenn es sein muss. Bis ich habe, was ich will.«
    »Und was wäre das?«
    »Lass dich überraschen.«
    »Also gut.« Eugenia öffnete die Gurtschließe, dann zögerte sie. »Aber meinst du nicht, dass man die Schüsse draußen hört?«
    »Kaum. Und wenn, dann nicht besonders laut. Hörst du hier was von draußen?«
    »Nein«, musste Eugenia zugeben.
    »Na also. Dann hörst du auch nichts von drinnen.« Er knurrte grimmig, wie, um sich selbst zu bestätigen. »Und jetzt ist Schluss mit dem Gequatsche. Jetzt will ich was sehen.«
    »Was gibt es hier schon zu sehen?«, entgegnete Eugenia wegwerfend. »Ist doch nur ein

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