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Der Marshal ist eine Lady

Der Marshal ist eine Lady

Titel: Der Marshal ist eine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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war ihre einzige Chance. Sie durfte ihre Reaktionsfähigkeit durch nichts, aber auch gar nichts beeinträchtigen.
    »Nein«, antwortete Norrish. »Ich habe nicht erwartet, dass Harris ein Versager ist.«
    Eugenia schüttelte den Kopf. »Er hat sich einfach zu überlegen gefühlt. Da können einem Mann schon mal Fehler passieren.«
    Norrish grinste schief. »Du redest wie ein altkluges Kind.«
    »Und wenn schon.« Eugenia machte sich bereit, vergewisserte sich, dass ihr Jackett sie nicht behinderte. Ihre Rechte war nun ebenfalls nur noch um Handspannenlänge vom Revolvergriff entfernt. Dennoch fragte sie wie im Plauderton: »Was hattet ihr vor?«
    »Wir wollten von dir wissen, was du mit diesem Lassiter zu tun hast.«
    »Willst du es immer noch wissen?«
    »Nein. Weil du jetzt sterben wirst. Dann spielt es sowieso keine Rolle mehr.«
    Eugenia lächelte. »Ich sag’s dir trotzdem. Lassiter ist mein Dienstpartner. Und mein Liebhaber. Vor uns beiden liegt eine grandiose Zukunft.«
    Norrish lachte verächtlich. »Ich glaube, du leidest unter Größenwahn. Schade, dass wir dir den nicht mehr austreiben können.«
    »Ihr hattet also etwas Bestimmtes mit mir vor?«
    »Natürlich. Wir hätten dich als Lockvogel für deinen Freund Lassiter einkassiert. Und damit dir die Zeit nicht zu lang geworden wäre, hätten wir dich in New Fort Kearny in unserem gemütlichen Bordell untergebracht.«
    »Tja«, seufzte Eugenia mit vorgetäuschtem Mitgefühl. »Daraus wird nun leider nichts mehr.«
    »Nein«, erwiderte Norrish hart. »Du sollst merken, was dabei herauskommt, wenn du dich mit einem Mann anlegst. Eine Frau bleibt eine Frau. Auch das wird dir hoffentlich klar – als letzte große Erkenntnis in deinem Leben.«
    »Dann muss ich dir ja dankbar sein«, antwortete Eugenia.
    »Das musst du in der Tat«, erwiderte Norrish, nur, um etwas zu sagen.
    Denn er zog, bevor er zu Ende gesprochen hatte.
    Eugenia erkannte den Ansatz seiner Bewegung an einem verräterischen Aufblitzen seiner Augen. Und sie reagierte auf der Stelle. Ihr jahrelanges regelmäßiges Training zahlte sich aus. Atemberaubend leicht und schnell flog ihr Colt geradezu aus dem Holster.
    Norrish hatte diese Phase des Ziehens ebenfalls erreicht. Doch Entsetzen verzerrte sein Gesicht, als er sah, dass er es nicht schaffen konnte. Er brachte den Lauf der Waffe nicht mehr hoch genug.
    Der Feuerstrahl aus Eugenias Sechsschüsser sprang ihn an.
    Seine Augen weiteten sich, als die Wucht des Einschlags seinen Körper erbeben ließ. Sein Zeigefinger krümmte sich noch, und die Kugel aus seinem eigenen Colt fuhr vor seinen Stiefeln in den Boden. Staunend blickte er an sich hinab und sah auf den ersten Blick nichts, was sich verändert hatte.
    Einen zweiten Blick gab es für ihn nicht.
    Er war bereits tot, als er zusammenbrach. Erst als er auf den Boden schlug, bildete sich ein Blutfleck auf seiner Jacke – exakt über dem Herzen.
    ***
    Im ersten Moment dachte Lassiter an ein wildes Tier, als er das Plätschern hörte. Irgendwo dort unten, am Fuß des bewaldeten Hügels, den er gerade in westlicher Richtung überquert hatte, befand sich ein kleiner See, eher nur ein Teich. Er hatte die Wasserfläche bereits durch die Baumreihen spiegeln gesehen, dann aber wieder aus den Augen verloren, weil das Unterholz ihm die Sicht verwehrte.
    Er brauchte nicht abzusitzen, denn das Gefälle war mäßig, und der Braune kam zügig voran. Schließlich erreichte er eine Art Vorsprung, den der Waldboden oberhalb des Sees bildete. Er zügelte das Pferd zwischen zwei Bäumen und rieb sich die Augen.
    Das Bild veränderte sich nicht, es war immer noch da, als er die Augen wieder öffnete.
    Die Frau war nackt. Sie stand bis zur Hüfte im Wasser und blickte auf den See hinaus. Nach einem Augenblick des Stillhaltens tat sie das, was sie offenbar schon die ganze Zeit getan hatte. Sie planschte im Wasser, ausgelassen wie ein übermütiges Kind.
    Lassiter saß ab, schlang die Zügel des Braunen um einen Ast und tätschelte seinen Hals, bevor er hinunterging. Er blieb auf dem schmalen Streifen von Ufersand stehen und schaute der Frau bei ihrem Vergnügen zu. Sie war eher noch ein Mädchen, schlank und beinahe zierlich, und alles an ihrem Körper war straff und jugendlich. Rechter Hand, auf einem Grasbuckel, lag ihre Kleidung, zu einem bunten Knäuel gehäuft.
    Erst als sie sich umdrehte, bemerkte sie ihn und erschrak. Schamhaft versuchte sie, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken. Es gelang ihr nur

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