Der Maskenball
gestohlen worden wäre? Doch selbst wenn es ihr gelingen sollte, dieses Problem auszuklammern, wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass Zia seine Tochter war?
Es ist noch zu früh, entschied Darcy bedauernd. In sechs Monaten konnte viel passieren. Außerdem wollte sie Zia nicht als Druckmittel benutzen. Und falls aus ihrer Ehe nie eine richtige Ehe wurde, würde sie Luca bestimmt niemals erzählen, dass Zia sein Kind war. Was hätte es für einen Sinn gehabt?
Vorerst musste sie sich um wichtigere Dinge kümmern, zum Beispiel darum, wie sie Fielding's Folly retten konnte. Zur Bank konnte sie nicht gehen, und von Luca wollte sie kein Geld annehmen. Würde sie also einige der herrlichen Tudormöbel verkaufen müssen? Diese Stücke waren unersetzlich. Aber wie sollte sie sonst Geld auftreiben?
Eine Stunde später - sie trug ein eng anliegendes blaues Kleid und hochhackige Pumps - bückte sich Darcy, um Zia
hochzuheben. Als ihr Blick dabei auf eine Klatschzeitschrift fiel, die das Kindermädchen auf einem Stuhl hatte liegen lassen, hatte sie eine Idee. Zahlten Verlage nicht enorme Summen für Interviews mit reichen und berühmten Leuten? Und war Luca nicht reich und berühmt? Und hatte sie nicht eine Cousine zweiten Grades, die als Sekretärin bei einem dieser Verlage arbeitete?
Was wären ein Interview und einige Fotos von Gianluca Kaffacanis Braut wohl wert?
Darcy fand die Vorstellung zwar nicht besonders angenehm, sagte sich jedoch, dass sie sich derartige Sentimentalitäten nicht leisten konnte. Luca hatte gesagt, Untreue wäre ein
Trennungsgrund. Von Publicity war allerdings nicht die Rede gewesen ...
9. KAPITEL
Als Darcy, die im Wohnzimmer saß, Lärm in der
Eingangshalle hörte, stand sie auf und ging zur Tür. Verblüfft beobachtete sie die Szene, die sich dort abspielte.
Luca war gerade nach Hause gekommen, und die Hunde
seiner Schwester sprangen freudig an ihm hoch. Er ließ ihre Liebesbekündungen geduldig über sich ergehen und kraulte ihnen die Ohren. Dann lief er die Treppe hoch, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm, ein in Geschenkpapier
eingewickeltes Päckchen in der Hand.
Da sie auf den ungewohnt hohen Absätzen nicht schnell gehen konnte, schaffte Darcy es nicht, ihn einzuholen. Perplex beobachtete sie, wie er an ihrem Schlafzimmer vorbei-und dann die Treppe hochging, die zur Kindersuite führte. Auf der Schwelle zum Spielzimmer blieb sie stehen. Zia hatte das Geschenk bereits ausgepackt und betrachtete es hingerissen.
"Puppe!" Sie drückte den Karton so fest, dass er zerknickte.
"Hübsche Puppe!"
Alle anderen kleinen Mädchen aus Zias Spielgruppe hatten diese Puppe bereits, für die ständig im Fernsehen geworben wurde. Sie, Darcy, hatte Zias Bitten, sie ihr auch zu kaufen, bisher geflissentlich überhört, weil die Puppe sie an Maxie erinnerte. Nun hatte sie allerdings ein schlechtes Gewissen.
"Soll ich sie aus der Schachtel nehmen?" erbot sich Luca.
Während Zia darüber nachdachte, ob sie sich von der Puppe trennen konnte, betrachtete Darcy sein hartes, klassisches Profil.
Wenn er lächelte, war es noch schöner, und sie war verblüfft über den Anblick.
Zia streckte ihm die Schachtel entgegen. Er hockte sich hin und packte die Puppe aus. "Guck mal, Mummy!" rief Zia stolz.
Als Luca sich zu ihr umdrehte und sie musterte, errötete Darcy und strich sich unwillkürlich über das Kleid. "Hast du dich bedankt, Zia?"
"Kuss?" fragte Zia prompt. Dann drückte sie ihm einen feuchten Schmatzer auf die Wange und umarmte ihn.
"Was man mit Bestechung alles erreichen kann." Er lächelte amüsiert und stand wieder auf. "Nach dem gestrigen Tag musste ich ihr ein Friedensangebot machen."
"Das war nett von dir", erwiderte Darcy steif.
"Ich kann sehr nett sein, bella mia", erklärte er rau.
Als sie seinem Blick begegnete, wusste sie, dass er an Sex dachte. Sie errötete noch mehr, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Wie gebannt sah sie ihm in die Augen. Ihr war heiß und schwindelig. Nervös befeuchtete sie sich mit der Zunge die Lippen. Als er diese daraufhin betrachtete, verspürte sie ein erregendes Prickeln, das ihr Angst machte. Zum Glück brach Zia den Bann, indem sie ihr die Puppe entgegenstreckte.
"Du hast nicht viel Zeit, um ihr gute Nacht zu sagen. Meine Schwester isst mit uns zu Abend", sagte Luca, als er das Zimmer verließ. "Ich muss duschen und mich umziehen."
"Nacht, Luca!" rief Zia fröhlich.
Luca blieb stehen und drehte sich um. "Sie kann richtig süß sein,
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