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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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etwas mehr Licht auf eine aristokratische Familie wie die Scozzi-Paravacinis werfen konnte, so war dies der gesprächige Kronprinz der Narrheit, Crispi. Sie würden in dem Restaurant an der Via Frascati zu Mittag essen.
    Ein frühes Mittagessen für römische Verhältnisse, überlegte Scofield, als er seine Kaffeetasse abstellte und auf die Uhr sah. Es war kaum Mittag. Die Sonne vor dem Fenster erwärmte das Wohnzimmer der Hotelsuite. Von der Via Veneto drang der Verkehrslärm zu ihm hinauf. Der Arzt hatte das Excelsior angerufen und kurz nach Mitternacht die nötigen Arrangements getroffen. Er hatte dem Empfangschef vertraulich erklärt, daß ein wohlhabender Patient plötzlich Quartier brauchte. Man hatte Bray und Antonia am Lieferanteneingang erwartet und sie mit dem Servicelift zu einer Suite im achten Stockwerk gebracht.
    Er hatte eine Flasche Brandy bestellt und Antonia dreimal nacheinander eingeschenkt. Die gemeinsame Wirkung des Alkohols, der Medikamente, der Schmerzen und der Spannung hatten den Zustand erzeugt, von dem er wußte, daß er für sie der beste war: Schlaf. Er hatte sie ins Schlafzimmer getragen, entkleidet und zu Bett gebracht. Als er sie zudeckte und ihr Gesicht berührte, hatte er nur mühsam den Wunsch unterdrücken können, sich neben sie zu legen.
    Ins Wohnzimmer zurückgekehrt, hatte er sich der Kleider aus der Via Condotti erinnert; er hatte sie in seinen Seesack gestopft, ehe er die Pension verließ. Der weiße Hut war von dieser unsanften Packmethode wohl ruiniert, aber das Seidenkleid war weniger zerdrückt, als er angenommen hatte. Er hatte die Kleider aufgehängt, ehe er selbst schlafen gegangen war.
    Um zehn Uhr war er aufgestanden und in die Läden in der Vorhalle gegangen, um fleischfarbenes Make-up zu kaufen. Damit ließen sich Antonias Verletzungen kaschieren. Außerdem erstand er eine Gucci-Sonnenbrille, die ihn an die Augen eines Grashüpfers erinnerte. Er hatte sie mit den Kleidern auf den Stuhl neben dem Bett gelegt.
    Vor einer Stunde hatte sie die Sachen gefunden. Das Kleid war der erste Gegenstand gewesen, auf den ihr Blick fiel, als sie die Augen öffnete.
    »Sie sind meine persönliche Fanciulla!« hatte sie ihm zugerufen. »Ich bin eine Prinzessin in einem Märchen, und meine Zofen bedienen mich. Was werden meine sozialistischen Genossen von mir halten?«
    »Daß Sie etwas wissen, was sie nicht wissen«, hatte Bray geantwortet. »Die würden Marx symbolisch hängen, um mit Ihnen zu tauschen. Trinken Sie etwas Kaffee, und ziehen Sie sich an. Wir essen mit einem Schüler der Medici zu Mittag. Seine Politik wird Ihnen gefallen.«
    Sie war jetzt dabei, sich anzuziehen, und summte dabei eine Melodie, die wie ein korsisches Shanty klang. Sie hatte einen Teil ihres Wesens und einen Hauch von Freiheit gefunden; er hoffte, daß sie beides würde behalten können. Garantien gab es keine. Die Jagd würde in dem Restaurant in der Via Frascati erst richtig beginnen, und sie nahm jetzt daran teil.
    Das Summen hörte auf. An seiner Stelle war jetzt das Klappern hochhackiger Schuhe auf Marmorboden zu hören. Sie stand unter der Tür; wieder fühlte Scofield die brennende Sehnsucht. Ihr Anblick bewegte ihn; er kam sich seltsam hilflos vor. Einen Augenblick lang wollte er sie nur sprechen hören, ihrer Stimme lauschen, so als würde ihm das irgendwie ihre Gegenwart bestätigen. Doch sie sprach nicht. Sie stand da, lieblich und verletzlich, ein erwachsenes Kind, das Anerkennung suchte und zugleich darüber verstimmt war, daß sie sie brauchte. In das Muster des Seidenkleides waren rote Fäden eingewebt, die ihre von der korsischen Sonne gebräunte Haut betonten; der große, weiße Hut umrahmte die eine Gesichtshälfte, während die andere von ihrem langen, dunkelbraunen Haar umgeben war. Frankreich und Italien hatten sich in Antonia Gravet gemischt; das Resultat war atemberaubend.
    »Sie sehen gut aus«, sagte Bray und stand auf.
    »Bedeckt das Make-up meine Verletzungen im Gesicht?«
    »Ich habe sie vergessen, also wird es wohl so sein.« Seine Sehnsucht ließ ihn vergessen. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich bin nicht sicher. Ich glaube, der Brandy hat ebensoviel Schaden angerichtet wie die Brigatisti.«
    »Dagegen gibt es ein Mittel. Ein paar Gläser Wein.«
    »Ich denke, besser nicht, danke.«
    »Wie Sie meinen. Ich hole Ihren Mantel; er ist im Schrank.« Er setzte sich in Bewegung, blieb dann aber stehen, als er sie zusammenzucken sah. »Sie sind noch nicht ganz in Ordnung, wie? Tut

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