Der Matarese-Bund
es weh?«
»Nein, bitte, wirklich, mir fehlt nichts. Die Salbe, die Ihr Freund, der Arzt, mir gab, ist sehr gut, sehr beruhigend. Er ist ein netter Mann.«
»Ich möchte, daß Sie jederzeit zu ihm gehen, wenn Sie Hilfe brauchen«, sagte er. »Immer, wenn Sie etwas benötigen.«
»Das klingt, als würden Sie mich verlassen«, antwortete sie. »Ich dachte, das wäre geklärt. Ich habe Ihr Anstellungsangebot angenommen, erinnern Sie sich nicht?«
Bray lächelte. »Es wäre schwierig, das zu vergessen, aber wir hatten die Stelle noch nicht genau definiert. Wir werden in Rom eine Weile zusammen sein. Dann werde ich, je nachdem, was wir feststellen, weiterziehen. Ihre Aufgabe wird es sein, hierzubleiben und Nachrichten zwischen Taleniekov und mir zu vermitteln.«
»Ich soll also eine Art Telegrafendienst verrichten?« fragte Antonia. »Was für eine Stellung ist das?«
»Eine sehr wichtige. Ich werde es Ihnen schon erklären. Kommen Sie, ich hole jetzt Ihren Mantel.« Er sah, wie sie wieder die Augen schloß. Ein Schmerz hatte sie durchzuckt. »Antonia, hören Sie mir zu. Wenn Sie Schmerzen haben, dürfen Sie nicht versuchen wollen, das zu verbergen, das hilft niemandem. Wie schlimm ist es?«
»Nicht sehr schlimm. Es geht vorbei, das weiß ich. Ich mache das nicht das erste Mal durch.«
»Wollen Sie zu dem Arzt zurück?«
»Nein. Vielen Dank, daß Sie so besorgt sind.«
Die Sehnsucht war immer noch da, aber Scofield widerstand ihr. »Meine einzige Sorge ist, daß die Schmerzen Sie beeinträchtigen könnten. Menschen machen Fehler, wenn sie Schmerzen fühlen. Und Fehler dürfen Sie keine machen.«
»Vielleicht nehme ich doch ein Glas Wein.«
»Bitte, tun Sie das«, sagte er.
Sie standen im Foyer des Restaurants. Bray war sich der Blicke bewußt, die Antonia auf sich zog. Hinter dem zarten Gitterwerk, durch das man den Speisesaal betrat, stand breit lächelnd der älteste der Crispi-Brüder. Als er Bray sah, überraschte ihn das offensichtlich; den Bruchteil einer Sekunde lang umwölkten sich seine Augen, wurden ernst, dann lächelte er wieder und kam auf sie zu.
»Benvenuto, amico mio!« rief er.
»Lange nicht gesehen«, sagte Scofield und erwiderte den festen Händedruck des anderen. »Ich bin nur ein oder zwei Tage geschäftlich hier und wollte, daß meine Freundin Ihre Fettucini probiert.«
Diese Worte bedeuteten, daß Bray sich mit Crispi an seinem Tisch unauffällig unterhalten wollte, sobald sich dazu Gelegenheit bot.
»Es sind die besten in ganz Rom, Signorina!« Crispi schnippte mit den Fingern, damit einer seiner beiden Brüder das Paar an seinen Tisch führte. »Sie werden es mir gleich bestätigen, aber zuerst sollten Sie etwas Wein nehmen, für den Fall, daß die Soße nicht perfekt ist!« Er zwinkerte den beiden zu und drückte Scofields Hand noch einmal fest, um dem anderen klarzumachen, daß er begriffen hatte. Crispi kam nie an Brays Tisch, wenn er nicht gerufen wurde.
Ein Kellner brachte ihnen eine gekühlte Flasche Pouilly Fumé, mit einer Empfehlung der Fratelli. Erst als die Fettucini gebracht und verspeist waren, kam Crispi selbst an den Tisch. Er setzte sich auf den dritten Stuhl, und man kam nach ein paar Belanglosigkeiten gleich zur Sache.
»Antonia arbeitet mit mir zusammen«, erklärte Scofield, »aber sie darf nie erwähnt werden. Gegenüber niemandem, verstehen Sie?«
»Natürlich.«
»Und ich auch nicht. Wenn jemand aus der Botschaft – oder von sonstwo – nach mir fragt, haben Sie mich nicht gesehen. Ist das klar?«
»Klar, aber ungewöhnlich.«
»Tatsächlich soll niemand wissen, daß ich hier bin. Oder hier war.«
»Auch Ihre eigenen Leute nicht?«
»Ganz besonders meine eigenen Leute. Meine Anweisungen gehen über die Interessen der Botschaft hinaus. Deutlicher kann ich es nicht sagen.«
Crispi hob die Brauen und nickte langsam. »Überläufer?«
»So könnte man sagen.«
Crispis Augen wurden ernst. »Also gut, ich habe Sie nicht gesehen, Brandon. Warum sind Sie dann hier? Werden Sie Leute zu mir schicken?«
»Nur Antonia. Wenn sie Hilfe braucht, um mir Telegramme zu schicken… und jemand anderen.«
»Warum sollte sie meine Hilfe brauchen, um Telegramme zu schicken?«
»Ich möchte, daß sie von verschiedenen Orten aus aufgegeben werden. Können Sie das machen?«
»Wenn die blöden Communisti nicht wieder den Telefondienst stören, ist das kein Problem. Ich kann einen Vetter in Florenz anrufen. Der tut mir jeden Gefallen, ebenso wie Exporteure in Athen,
Weitere Kostenlose Bücher