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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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unauffällig. Informationen waren aufgenommen worden, wenn Bray auch keine Ahnung hatte, worin diese Informationen bestanden.
    Nach einem solchen Zusammentreffen mit einem besonders hartnäckigen Mann nahm er Tonis Arm und ging mit ihr durch einen mächtigen Bogen in den nächsten überfüllten Saal. Bray nahm zwei Gläser Champagner vom Tablett eines Kellners, reichte eines Toni und sah sich um.
    Ohne ihn vorher gesehen zu haben, wußte Scofield, daß er soeben Graf Guillamo Scozzi gefunden hatte. Der Italiener plauderte in einer Ecke mit zwei langbeinigen jungen Frauen. Seine Augen schweiften mit gespielter Gleichgültigkeit durch den Saal. Er war ein hochgewachsener, schlanker Mann, ein Cavaliere vom ergrauten Scheitel bis zu den Sohlen seiner maßgearbeiteten Lackschuhe. Am Revers seines Fracks trug er winzige, farbige Ordensbänder und um die Taille eine schmale, goldene Schärpe mit dunkelrotem Rand. Wenn jemand die Bedeutung der Ordensbänder nicht kannte, so konnte er doch das Besondere der Schärpe nicht übersehen; Scozzi trug sein Wappen auffällig. Als Mann Ende der Fünfzig war der Graf die Verkörperung des Bello Romano; kein Siciliano war je in das Bett seiner Vorfahren gekrochen, und, per dio, die Welt tat gut daran, das zur Kenntnis zu nehmen.
    »Wie wirst du ihn finden?« fragte Antonia und nippte an ihrem Wein.
    »Ich glaube, ich habe ihn gerade gefunden.«
    »Der? Dort drüben?« fragte sie. Bray nickte. »Du hast recht. Ich habe sein Bild in den Zeitungen gesehen. Er ist das Lieblingsobjekt der Paparrazzi. Wirst du dich ihm vorstellen?«
    »Ich glaube nicht, daß das notwendig sein wird. Wenn ich mich nicht sehr täusche, sucht er mich.« Scofield deutete auf ein kaltes Büfett. »Gehen wir zu dem Tisch dort hinüber. Er wird uns sehen«
    »Aber wie wird er dich erkennen?«
    »Crispi. Unser wohlwollender Mittelsmann hat sich vielleicht nicht die Mühe gemacht, mich zu beschreiben, aber er hat es bestimmt nicht übersehen, dich zu beschreiben. Nicht bei jemandem wie Scozzi.«
    »Aber ich hatte doch die riesige Sonnenbrille auf.«
    »Du bist sehr komisch«, sagte Bray.
    Es dauerte weniger als eine Minute, bis sie eine honigsüße Stimme hinter sich hörten. »Signore Pastor, nehme ich an.«
    Sie drehten sich um. »Ich bitte um Entschuldigung? Kennen wir uns?« fragte Scofield.
    »Ich glaube, wir kennen uns«, antwortete der Graf und streckte die Hand aus. »Scozzi. Guillamo Scozzi. Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Der Titel wurde durch sein Weglassen betont.
    »Oh, natürlich. Graf Scozzi. Ich habe diesem reizenden Menschen Crispi gesagt, daß ich Sie aufsuchen würde. Wir sind vor weniger als einer Stunde hier eingetroffen, es war etwas hektisch. Ich hätte Sie natürlich erkannt, aber es überrascht mich, daß Sie mich kannten.«
    Scozzi lachte und zeigte dabei Zähne, die so weiß und so perfekt geformt waren, daß sie unmöglich Erstausstattung sein konnten. »Crispi ist in der Tat köstlich, aber ich fürchte, auch ein kleiner Schuft. Er war von la bella Signorina ganz hingerissen.« Der Graf neigte den Kopf zu Antonia. »Also sehe ich sie und finde Sie. Crispis Geschmack ist, wie immer, untadelig.«
    »Entschuldigen Sie.« Scofield berührte Tonis Arm. »Graf Scozzi, meine Freundin Antonia… vom Corner See.« Der Vorname und der See sagten alles; der Graf nahm ihre Hand und hob sie an die Lippen.
    »Anbetungswürdig. Rom muß mehr von Ihnen sehen.«
    »Sie sind zu liebenswürdig, Exzellenz«, sagte Antonia, als wäre sie dazu geboren, der Festa Villa d'Este beizuwohnen.
    »Ehrlich, Mister Pastor«, fuhr Scozzi fort, »man erzählte mir, viele meiner lästigeren Freunde hätten Sie mit Fragen geplagt. Ich bitte für sie um Nachsicht.«
    »Nicht nötig. Ich fürchte, Crispis Beschreibung war doch etwas ausführlicher und hat sich nicht nur mit alltäglichen Dingen befaßt.«
    Bray lächelte entwaffnend bescheiden. »Wenn die Leute erfahren, was ich tue, stellen sie Fragen. Ich bin daran gewöhnt.«
    »Sie sind sehr verständnisvoll.«
    »Das ist nicht schwierig. Ich wünschte nur, ich wüßte so viel, wie manche Menschen glauben. Gewöhnlich bemühe ich mich nur, Entscheidungen auszuführen, die vor meiner, Ankunft getroffen wurden.«
    »Aber in diesen Entscheidungen«, sagte der Graf, »steckt doch Wissen, oder nicht?«
    »Das hoffe ich. Andernfalls würde eine Menge Geld vergeudet.«
    »Weggeweht von den Wüstenwinden, sozusagen«, verdeutlichte Scozzi. »Warum

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