Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
griff in die Tasche nach einem Lireschein.
    »Prego«, antwortete der Kellner.
    Scofield schloß die Tür und riß den Umschlag auf. Zwei goldgeprägte Karten hingen an einem Zettel. Er entfernte sie und las Crispis Nachricht, deren Schrift ebenso verschnörkelt war wie ihre Sprache.
    Graf Scozzi hat von dem Unterzeichneten Nachricht erhalten, daß ein Amerikaner namens Pastor sich in der Villa d'Este vorstellen wird. Der Graf hat erfahren, daß dieser Pastor umfangreiche Verbindungen in den OPEC-Ländern hat und häufig als Einkaufsagent für Ölscheichs tätig ist. Über diese Dinge sprechen solche Männer nie; also lächelt man bloß und informiert sich, wo der Persische Golf liegt. Der Graf weiß auch, daß Pastor Ferien macht und eine angenehme Ablenkung sucht, ist durchaus möglich, daß der Graf dergleichen anbietet. Ich küsse die Hand der bella signorina.
    Ciao, Crispi.
    Bray lächelte. Crispi hatte recht; niemand, der als Agent für die Scheichs tätig war, sprach je über die Dienste, die er ihnen leistete. Man war in diesem Geschäft sehr zurückhaltend, weil es um hohe Einsätze ging. Er würde mit Graf Guillamo Scozzi über andere Dinge sprechen.
    Er hörte, wie die Klinke der Schlafzimmertür niedergedrückt wurde. Antonia zögerte einen Augenblick, ehe sie sie öffnete. Bray begriff, warum. Sie stand in einem schwarzen Unterkleid, den er ihr in einem der Hotelläden gekauft hatte, unter der Tür.
    Sie hatte den Büstenhalter abgelegt und ihre Brüste dehnten die Seide. Ihre langen Beine zeichneten sich undeutlich unter dem halb durchsichtigen Stoff ab. Sie war barfuß; die bronzefarbene Haut ihrer Waden und Knöchel stand in perfektem Einklang mit ihren Armen und ihrem Gesicht. Ihrem lieblichen Gesicht, das auffallend war und doch sanft, mit dunklen Augen, die ihn verständnisvoll ansahen.
    »Sie müssen sie sehr geliebt haben«, sagte sie.
    »Ja. Das liegt lange zurück.«
    »Nicht lange genug anscheinend. Sie haben mich Toni genannt. War das ihr Name?«
    »Nein.«
    »Dann bin ich froh. Ich möchte nicht mit jemand anderem verwechselt werden.«
    »Das haben Sie mir klargemacht. Es wird nicht wieder geschehen.«
    Antonia stand schweigend und reglos unter der Tür. Ihre Augen waren immer noch voller Verständnis. Als sie wieder sprach, war es eine Frage: »Warum sind Sie so abweisend?«
    »Weil ich kein Tier im Laderaum eines Frachters bin.«
    »Das wissen wir beide. Ich habe bemerkt, wie Sie mich angesehen haben und dann den Blick abwandten, als wäre es nicht erlaubt. Sie sind verkrampft, aber Sie suchen keine Entspannung.«
    »Wenn ich die Art von… Entspannung… suche, dann weiß ich, wo ich sie finden kann.«
    »Ich biete sie Ihnen an.«
    »Ich werde das Angebot in Betracht ziehen.«
    »Hören Sie auf!« rief Antonia und trat vor. »Sie wollen eine Hure? Dann müssen Sie in mir eine Kuriers-Hure sehen!«
    »Das kann ich nicht.«
    »Dann sehen Sie mich nicht so an! Ein Teil von Ihnen ist bei mir, ein anderer in weiter Ferne. Was wollen Sie?«
    Bitte, tun Sie das nicht. Lassen Sie mich dort, wo ich war, tief in der Erde, im Schütze der Dunkelheit. Berühren Sie mich nicht, denn wenn Sie das tun, sterben Sie. Können Sie das nicht verstehen? Männer werden Sie zu sich rufen und Sie töten. Lassen Sie mich bei den Huren und den Profis – so wie ich ein Profi bin. Wir kennen die Regeln. Sie kennen sie nicht.
    Sie stand vor ihm, er hatte sie nicht auf sich zukommen sehen, sie war einfach da. Er blickte auf sie hinunter, ihr Gesicht, das ihm zugewandt war, ihre Augen, die so nah waren, ihre Tränen, ihre geöffneten Lippen.
    Ihr ganzer Körper zitterte; die Angst hielt sie umfaßt. Die Narben waren weggerissen worden, er hatte sie weggerissen, weil sie die Qual in seinen Augen gesehen hatte.
    Sie konnte seine Qual nicht stillen. Wie kam sie darauf, daß er ihre Qual stillen konnte?
    Und dann, als könnte sie seine Gedanken lesen, flüsterte sie wieder.
    »Wenn du sie so geliebt hast, dann lieb mich ein wenig. Vielleicht hilft es.«
    Sie hob die Hand, legte sie an sein Gesicht. Ihre Lippen waren wenige Zoll von den seinen entfernt. Jetzt, da sie so nahe war, zitterte sie noch stärker. Er legte die Arme um sie; ihre Lippen berührten sich, und der Schmerz löste sich. Er wurde wie in einen Wirbel hineingezogen; er spürte, wie ihm selbst die Tränen in den Augen aufstiegen, ihm über die Wangen rollten und sich mit den ihren mischten. Er umschlang sie, liebkoste sie, zog sie an sich, hielt sie. Bitte,

Weitere Kostenlose Bücher