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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Kader politischer Meuchelmörder, um sich an der Macht zu halten. Er nannte sie die Fida'is.«
    Mikovsky ließ seine Brille auf den Schreibtisch fallen; ein scharfes Geräusch. »Die Fida'is? Die Assassinen? Mir ist dieser Begriff bekannt, aber die Vorstellung ist doch lächerlich. Die Fida'is – die Meuchelmörder von Sabbah – hatten ihre Basis in den Vorschriften einer stoischen Religion. Sie tauschten ihre Seele, ihren Verstand und ihren Körper für einen sicheren Platz im Paradies. Heutzutage sind solche Verlockungen nicht mehr glaubwürdig.«
    »Heutzutage?« fragte Wassili. »Das ist doch die richtige Zeit.
    Ein größeres Haus, ein fettes Bankkonto oder der Gebrauch einer Datscha über einen längeren Zeitraum hinweg, die luxuriöser ausgestattet ist als die der Genossen; eine größere Luftflotte oder ein noch schlagkräftigeres Schlachtschiff, das Ohr eines Vorgesetzten oder eine Einladung zu einem Ereignis, dem andere nicht beiwohnen können. Das ist schon die Zeit dafür, Janov. Die Welt, in der Sie und ich leben – persönlich, beruflich, vielleicht sogar nur in unseren Träumen –, ist eine globale Gesellschaft, die vor Habgier birst. Neun von zehn Bewohnern dieser Welt tragen faustische Züge. Ich glaube, Karl Marx hat das nie begriffen.«
    »Absichtlich und für den Augenblick, mein Freund. Er hat es voll und ganz begriffen; es gab nur andere Dinge, die zuerst in Angriff genommen werden mußten.«
    Taleniekov lächelte. »Das klingt aber verdächtig nach einer Entschuldigung.«
    »Würdest du Worte vorziehen, wie ›eine Nation zu regieren, ist etwas zu Wichtiges, als daß man es dem Volk überlassen könnte‹?«
    »Eine monarchistische Aussage. Die paßt hier kaum. Sie könnte vom Zaren stammen.«
    »Tut sie aber nicht. Sie kommt von Amerikas Thomas Jefferson. Wieder eine Übergangslösung. Du mußt wissen, daß beide Länder gerade ihre Revolutionen hinter sich gebracht hatten; beide waren neu, Nationen, die erst ihren Weg finden mußten. Was damals gesagt und entschieden wurde, mußte praktisch sein.«
    »Ihr Übermaß an Bildung ändert mein Urteil nicht. Ich habe zuviel gesehen, zuviel gebraucht.«
    »Ich will nicht, daß du etwas änderst, zuallerletzt deine Beobachtungstalente. Ich möchte nur, daß du die Dinge weiterhin in der richtigen Perspektive siehst. Vielleicht befinden wir uns alle in einem Übergangsstadium.«
    »Einem Übergang, wohin?«
    Mikovsky setzte die Brille auf. »In den Himmel oder die Hölle, Wassili. Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Mein einziger Trost ist, daß ich nicht hier sein werde, um es herauszufinden. Wie wirst du nach Essen kommen?«
    »Auf dem Weg, auf dem ich gekommen bin – über Helsinki.«
    »Wird es schwierig sein?«
    »Nein. Es gibt da einen Mann aus Vyborg, der mir helfen wird.«
    »Wann reist du ab?«
    »Morgen früh.«
    »Du kannst gerne bei mir übernachten.«
    »Nein, das könnte gefährlich für Sie sein.«
    Der Gelehrte hob überrascht den Kopf. »Aber ich dachte, du hast gerade gesagt, meine schauspielerische Leistung am Telefon sei überzeugend gewesen.«
    »Das finde ich auch. Ich glaube, daß Tage vergehen werden, bis jemand etwas sagt. Am Ende wird man natürlich die Polizei rufen. Aber bis dahin ist dieser Vorfall – soweit er Sie betrifft – zu einem unangenehmen Verfahrensfehler verblaßt.«
    »Wo liegt dann das Problem?«
    »Darin, daß ich mich geirrt habe. Es könnte uns beide das Leben kosten.«
    Mikovsky lächelte. »Darin ist so etwas Endgültiges.«
    »Ich mußte tun, was ich getan habe. Es gab keinen anderen Weg. Es tut mir leid.«
    »Das braucht es nicht.« Der Gelehrte stand. auf und ging unsicher um den Schreibtisch herum. »Dann mußt du gehen; ich werde dich nicht wiedersehen. Umarme mich, Wassili Wassiliewitsch. Himmel oder Hölle – welches von beiden wird es sein? Ich glaube, du weißt es. Die Hölle ist es, und du hast sie erreicht.«
    »Ich bin schon lange dort«, sagte Taleniekov und hielt den sanften alten Mann umfaßt, den er nie wiedersehen würde.
    »Oberst Maletkin?« fragte Wassili und wußte, daß die zögernde Stimme am anderen Ende der Leitung tatsächlich dem Verräter aus Vyborg gehörte.
    »Wo sind Sie?«
    »In einer Telefonzelle, nicht weit entfernt. Haben Sie etwas für mich?«
    »Ja.«
    »Gut. Ich habe auch etwas für Sie.«
    »Ebenfalls gut«, sagte Maletkin. »Wann?«
    »Jetzt. Verlassen Sie das Hotel durch den Vordereingang, biegen Sie nach rechts und gehen weiter. Ich werde Sie

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