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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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einholen.«
    Am anderen Ende herrschte einen Augenblick lang Schweigen. »Es ist fast Mitternacht.«
    »Es freut mich, daß Ihre Uhr so genau geht. Sie war bestimmt sehr teuer. Ist es einer dieser Schweizer Chronometer, die die Amerikaner so gern haben?«
    »Hier ist eine Frau.«
    »Sagen Sie, daß sie warten soll. Befehlen Sie es, Oberst. Sie sind KGB-Offizier.«
    Sieben Minuten später erschien Maletkin vor dem Hoteleingang. Er wirkte klein und unbedeutend und schien nach mehreren Richtungen gleichzeitig zu sehen, ohne dabei den Kopf zu wenden. Obwohl es kalt und finster war, konnte Wassili fast den Schweiß am Kinn des Verräters erkennen. In ein oder zwei Tagen würde es kein Kinn mehr geben. Nur noch eine Leiche in einem Hof in Vyborg.
    Maletkin ging nach Norden. Auf der Brodsky-Straße waren nicht viele Fußgänger, einige Paare, die Arm in Arm gingen, und das unvermeidliche Trio junger Soldaten, die irgendwo Wärme suchten, ehe sie in die Sterilität ihrer Kaserne zurückkehrten. Taleniekov wartete, beobachtete die Straßenszene und hielt Ausschau nach jemandem, der nicht dazu paßte.
    Da war niemand. Der Verräter hatte weder versucht, ihn hereinzulegen, noch hatte ihn ein Soldat der Matarese geortet. Wassili trat aus dem Schatten der Türnische und eilte den Häuserblock entlang; sechzig Sekunden später hatte er Maletkin eingeholt. Er begann »Yankee Doodle Dandy« zu pfeifen.
    »Da ist Ihr Telegramm!« sagte der Verräter und stieß die Worte heraus, als bereiteten sie ihm Schmerz. »Das ist das einzige Duplikat. Und jetzt Sie – wer ist der Informant in Vyborg?«
    »Der andere Informant, das meinen Sie doch?« Taleniekov schnippte sein Feuerzeug an und sah sich die Kopie des Codetelegramms an. Es war richtig. »Sie bekommen den Namen in einigen Stunden.«
    »Ich will ihn jetzt! Woher weiß ich denn, ob nicht schon jemand in Vyborg nachgefragt hat. Ich will meinen Schutz, Sie haben ihn mir garantiert! Ich reise gleich morgen früh ab.«
    »Wir reisen ab«, unterbrach Wassili. »Sogar noch vor dem Morgen.«
    »Nein!«
    »Doch. Sie werden beim Frührapport zugegen sein.«
    »Ich will nichts mit Ihnen zu tun haben. Ihr Foto hängt an jedem Anschlagbrett des KGB; im Ligovsky-Hauptquartier waren sogar zwei davon! Mir brach der Schweiß aus.«
    »Das hätte ich nicht gedacht. Aber sehen Sie, Sie müssen mich zum See zurückfahren, und mir den Kontakt mit den Finnen ermöglichen. Meine Geschäfte hier in Leningrad sind abgeschlossen.«
    »Warum gerade ich? Ich habe genug getan!«
    »Weil ich mich, wenn Sie es nicht tun, nicht an einen Namen werde erinnern können, den Sie in Vyborg kennen sollten.« Taleniekov tätschelte die Wange des Verräters; Maletkin zuckte zurück.
    »Gehen Sie zu Ihrer Frau zurück, Genosse, und machen Sie Ihre Sache gut. Aber sehen Sie zu, daß es nicht mehr allzu lang dauert. Ich möchte, daß Sie das Hotel bis halb vier verlassen haben.«
    »Halb vier?«
    »Ja. Fahren Sie mit Ihrem Wagen zur Anitschkov-Brücke, und seien Sie um spätestens vier Uhr dort. Fahren Sie zweimal über die Brücke hin und zurück. Ich erwarte Sie auf der einen oder anderen Seite.«
    »Die Militsianyera. Sie halten verdächtige Fahrzeuge an. Ein Wagen, der um vier Uhr früh über die Anitschkov hin- und zurückfährt, ist kein normaler Anblick.«
    »Genau. Wenn Militsianyera da sind, so möchte ich das wissen.«
    »Und wenn sie mich aufhalten?«
    »Muß ich Sie immer wieder daran erinnern, daß Sie ein Oberst im KGB sind? Sie sind in amtlicher Funktion hier. Sehr amtlich und sehr geheim.« Wassili wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. »Da fällt mir gerade ein«, sagte er, »es ist Ihnen doch nicht etwa in den Sinn gekommen, sich eine Waffe auszuleihen und mich in einem günstigen Augenblick niederzuschießen? Einerseits könnten Sie behaupten, Sie hätten mich dingfest machen wollen; andererseits könnten Sie schwören, Sie hätten unter großem persönlichem Risiko versucht zu verhindern, daß ich getötet wurde. Solange Sie bereit wären, auf den Namen des Mannes in Vyborg zu verzichten, könnte das sehr vernünftig sein. Sehr geringes Risiko und Belohnungen von beiden Seiten. Aber Sie sollten wissen, daß jetzt jeder Schritt, den ich hier in Leningrad in Ihrer Gegenwart unternehme, von einem anderen überwacht wird.«
    Maletkin schüttelte den Kopf und sagte eindringlich: »Ich schwöre Ihnen, daß mir das nie in den Sinn gekommen ist!«
    Sie sind wirklich ein verdammter Narr,

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