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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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doch eigentlich nicht, oder?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Es kann doch sein, daß dieser Bericht von dem Mann selbst geschrieben wurde oder einem Mitglied seiner Familie; später hat man ihn dann durch korrupte Kanäle in die Archive eingeschleust.«
    »Durchaus möglich, aber ich verstehe immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, das muß ich einräumen, aber haben Sie bitte Geduld mit mir. Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, daß ein Klient, wenn man ihn bittet, seinen Fall zu schildern, sich selbst immer im besten Licht darstellt, das ist verständlich. Aber ebenso sicher schließt er immer triviale Einzelheiten zu Dingen ein, die ihm viel bedeuten. Sie kommen fast unbewußt: Eine reizende Frau, oder ein schönes Kind, oder ein ertragreiches Geschäft, oder ein… schönes Heim. Jeder Zentimeter des umfangreichen Gutes.‹ Das war die Leidenschaft seiner Familie, nicht wahr? Land. Besitz.«
    »Ja.« Wassili erinnerte sich an die Beschreibung, die Mikovsky von den Ländereien Voroschins gegeben hatte. Sie waren absolute Herrscher über das Land gewesen, was so weit ging, daß sie selbst Gericht hielten. »Man könnte sagen, daß sie geradezu besitzsüchtig waren.«
    »Könnte es sein, daß sie diese Sucht mit nach Deutschland gebracht haben?«
    »Durchaus. Warum?«
    Die Augen des Anwalts wurden kalt. »Ehe ich diese Frage beantworte, muß ich dem alten Verschwörer eine sehr ernste Frage stellen. Handelt es sich bei dieser Suche um ein sowjetisches Vergeltungsmanöver irgendeiner Art? Sie sagten, Sie seien stellungslos, seien nicht in Ihrem ehemaligen Beruf tätig, aber welche Beweise habe ich dafür?«
    Taleniekov atmete tief. »Ich könnte sagen, das Wort eines KGB-Strategen, der vor zwölf Jahren die Akte eines Feindes abgeändert hat, aber ich will noch weitergehen. Wenn Sie Beziehungen zur Abwehr in Bonn haben und dort diskrete Erkundigungen einziehen können, dann fragen Sie sie nach mir. Moskau hat mich zum Tode verurteilt.«
    Die Kälte in Kassels Augen taute auf. »So etwas würden Sie nicht sagen, wenn es nicht wahr wäre. Ein Anwalt, der jeden Tag mit internationalen Stellen zu tun hat, könnte das zu leicht überprüfen. Aber Sie waren ein überzeugter Kommunist.«
    »Das bin ich immer noch.«
    »Aber dann hat man doch einen schweren Fehler begangen.«
    »Einen manipulierten Fehler«, sagte Wassili.
    »Dies ist also keine Operation Moskaus, nicht im Interesse der Sowjets?«
    »Nein. Es ist im Interesse beider Seiten, aller Seiten, und das ist alles, was ich sagen werde. So, und jetzt habe ich Ihre sehr ernsthafte Frage sehr ernsthaft beantwortet. Beantworten Sie jetzt die meine. Weshalb betonen Sie die ›Sucht‹ dieser Familie nach Landbesitz?«
    Der Anwalt schürzte die dicken Lippen. »Nennen Sie mir den Namen. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    »Wie?«
    »Im Grundbuchamt. Es gab Gerüchte, daß einige der größeren Besitztümer in Rellinghausen und am Stadtwald – am Nordufer des Baldeneysees – vor Jahrzehnten von Russen gekauft wurden.«
    »Die haben aber bestimmt nicht unter ihrem eigenen Namen gekauft, da bin ich ganz sicher.«
    »Wahrscheinlich nicht. Ich sagte ja, die Chance ist nicht sehr groß, aber versteckte Grundstückstransaktionen sind wie Aussagen vor Gericht, es gibt oft Fehler. Besitz von Grund und Boden spiegelt das Wesen eines Menschen wider; in manchen Kulturen ist der Mann das Land.«
    »Warum kann ich nicht selbst nachsehen? Wenn die Akten zugänglich sind, brauchen Sie mir doch bloß zu sagen, wo ich sie finden kann.«
    »Das würde Ihnen nichts nützen. Nur bei Gericht zugelassene Anwälte, Notare und dergleichen, dürfen dort Auskunft erhalten. Sagen Sie mir den Namen.«
    »Es könnte gefährlich sein…«, sagte Taleniekov.
    »Ach, hören Sie doch auf.« Kassel lachte und in seinen Augen funkelte es wieder amüsiert. »Ein Landkauf, der siebzig Jahre zurückliegt.«
    »Ich glaube, daß es zwischen diesem Kauf und den terroristischen Handlungen, die heute überall gang und gäbe sind, eine direkte Verbindung gibt.«
    »Terroristische Handlungen…« Der Anwalt verstummte und sah den anderen ernst an. »Vor einer Stunde habe ich am Telefon die Baader-Meinhof-Gruppe erwähnt. Ihr Schweigen war recht vielsagend. Wollen Sie andeuten…«
    »Ich würde lieber gar nichts andeuten«, unterbrach Wassili. »Sie sind eine prominente Persönlichkeit, ein Mann, der vieles bewirken kann. Geben Sie mir eine Vollmacht und sorgen

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