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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Sie dafür, daß ich Zutritt zum Grundbuchamt bekomme.«
    Der Deutsche schüttelte den Kopf. »Nein. Das tue ich nicht. Sie würden nicht wissen, wonach Sie suchen müssen. Aber Sie können mich begleiten.«
    »Sie würden es selbst machen. Warum?«
    »Ich verabscheue Extremisten, die Unschuldige in ihren terroristischen Wahn hineinziehen. Ich erinnere mich noch gut an das Dritte Reich. Ich werde dort nachsehen, und wenn wir das finden, was Sie suchen, können Sie mir sagen, was Sie wissen möchten.« Kassels Stimme klang jetzt wieder leicht, aber Taleniekov hörte die Trauer in ihr. »Außerdem kann jemand, den Moskau zum Tode verurteilt hat, nicht ganz schlecht sein. Jetzt sagen Sie mir den Namen.«
    Taleniekov starrte den Anwalt an und sah ein weiteres Todesurteil. »Voroschin«, sagte er.
    Der Beamte im Grundbuchamt von Essen war ungemein höflich zu Heinrich Kassel. Kassels Firma war eine der bedeutendsten in der Stadt. Er ließ keinen Zweifel daran, daß seine Kollegin, eine streng gekleidete Frau um die Fünfzig, mit glanzlosem Haar, das sie zu einem Schöpf zusammengebunden hatte, sich ein Vergnügen daraus machen würde, Kopien jeder beliebigen Akte herzustellen, die der Herr Rechtsanwalt etwa wünschen sollte. Die Frau blickte unfreundlich auf; man sah ihrem Gesichtsausdruck an, daß sie dieses Angebot mißbilligte.
    Die stählernen Aktenschränke in dem riesigen Saal, der die Grundbuchakten beherbergte, sahen aus wie graue Roboter. Sie säumten den ganzen Raum und starrten auf die Tische herunter, wo die Anwälte und Notare ihre Recherchen anstellten.
    »Alles ist nach Datum registriert«, sagte Kassel. »Jahr, Monat, Tag. Bemühen Sie sich, so exakt wie möglich zu sein. Was ist das früheste Datum, an dem Voroschin sich in Essen Land gekauft haben kann?«
    »Wenn man bedenkt, wie langsam man in jener Zeit reiste, würde ich sagen, Ende Mai oder Anfang Juni 1911. Aber, wie gesagt, er hat bestimmt nicht unter eigenem Namen gekauft.«
    »Wir werden nicht nach seinem Namen oder auch nur einem Decknamen suchen. Wenigstens am Anfang nicht.«
    »Warum nicht unter einem Decknamen? Warum konnte er verfügbares Land nicht unter einem anderen Namen kaufen, wenn ihm die Mittel dazu zur Verfügung standen?«
    »Wegen der Zeiten, und die haben sich nicht so sehr geändert, Ein Mann zieht nicht einfach mit seiner Familie in eine Stadt und kauft einen großen Besitz, ohne Neugierde zu erwecken. Dieser Voroschin, so wie Sie ihn beschrieben haben, hätte das bestimmt nicht gewollt. Ich glaube, daß er zuerst sehr langsam eine falsche Identität aufgebaut hat, sehr langsam und sehr vorsichtig.«
    »Wonach suchen wir dann?«
    »Einen Kauf, der durch Anwälte getätigt wurde, für einen Käufer, der selbst nicht zugegen war. Oder durch eine Bank, vielleicht auch durch Bevollmächtigte einer Firma oder einer Gesellschaft, die zu diesem Kauf gegründet wurde. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, um das zu tun, aber irgendwann läuft die Zeit ab, und die Besitzer wollen das, was sie gekauft haben, auch in Besitz nehmen. So verläuft das immer, ob es nun um einen Lebensmittelladen oder einen Konzern oder um Land geht. Hinter allen juristischen Manövern steht die Natur des Menschen.« Kassel hielt inne und warf einen Blick auf die grauen Kästen. »Kommen Sie. Wir beginnen mit dem Mai 1911. Wenn hier etwas ist, fällt es wahrscheinlich nicht schwer, es zu finden. Es gab damals höchstens dreißig oder vierzig solche Anwesen an der ganzen Ruhr, vielleicht zehn oder fünfzehn in der Region Rellinghausen-Stadtwald.«
    Taleniekov fühlte eine ähnliche Erregung wie mit Janov Mikovsky in den Archiven von Leningrad. Dasselbe Gefühl, jetzt zugegen zu sein, wie eine Schicht Zeit nach der anderen abgelöst wurde, auf der Suche nach einem Hinweis in Dokumenten, die vor Jahrzehnten erstellt worden waren. Jetzt freilich beeindruckten ihn die ihm unbedeutend erscheinenden Dinge, die Heinrich Kassel entdeckte und den dicken Wälzern entnahm. Der Anwalt war wie ein Kind in einem Süßwarengeschäft; ein junger Experte, dessen Augen über Bonbons, Milchkaramellen und Schokolade schweiften.
    »Hier. Passen Sie auf und lernen Sie etwas, Herr internationaler Spion. Dieses Stück Land in Bredeney, achtzehn Hektar im Baldeneytal – ideal für jemanden wie Voroschin. Es wurde von der Duisburger Bank für minderjährige Mitglieder einer Familie in Remscheid gekauft. Lächerlich!«
    »Wie ist der Name?«
    »Der hat nichts zu sagen. Ein Dreck.

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