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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ärger an der amerikanischen Botschaft ausließ; die Botschaft hatte sein Telefon gar nicht angezapft. Das waren die Matarese.
    Aber wenn er dem anderen die ganze Wahrheit offenbarte, so bedeutete das, daß er Symonds mit hineinzog. Dieser würde nicht stumm bleiben. Er würde andere aufsuchen; die wiederum würden zu ihren Vorgesetzten gehen. Es war nicht die Zeit, von einer so umfassenden Verschwörung zu sprechen, die gleichzeitig so widersprüchlich war, daß man sie als das Produkt von zwei abgeschriebenen Abwehrbeamten abtun würde, die beide in ihren jeweiligen Ländern wegen Hochverrats gesucht wurden. Die Zeit würde kommen, aber jetzt war sie noch nicht reif. In Wahrheit besaßen sie nämlich nicht einmal die Spur eines Beweises. Alles, was sie als wahr erkannt hatten, ließ sich so leicht als paranoides Geschwätz von Verrückten und Verrätern abtun. Von außen betrachtet, lag die ganze Logik auf der Seite ihrer Feinde. Warum sollten die Anführer mächtiger Gesellschaften, deren Erfolg auf Stabilität beruhte, das Chaos finanzieren?
    Chaos. Formlose Materie, Körper, die im Weltraum gegeneinander prallten…
    »In ein paar Minuten werden wir unser erstes Ziel erreichen«, sagte Israel Isles.
    »Erstes Ziel?«
    »Ja. Unsere Fahrt verläuft in zwei Etappen. Wir wechseln dort vorne die Fahrzeuge; der Wagen hier wird nach London zurückgefahren – ein schwarzer Chauffeur mit einem weißen Passagier. Wir setzen die Fahrt in einem anderen Wagen fort. Die nächste Etappe dauert eine knappe Viertelstunde. Aber es kann sein, daß Mr. Symonds sich etwas verspätet. Er mußte viermal in städtischen Garagen die Wagen wechseln.«
    »Ich verstehe«, sagte Scofield erleichtert. Der Westinder hatte Bray gerade eine Antwort geliefert. Ebenso wie das Zusammentreffen mit Symonds in Etappen verlief, würde auch er seine Erklärung in Etappen vorbringen. Er würde Symonds einen Teil der Wahrheit berichten, aber nichts, was den Außenminister David Waverly betraf. Waverly mußte auf höchst vertraulichem Wege Informationen erhalten. Die Entscheidungen in der Außenpolitik konnten davon beeinträchtigt werden, wenn bekannt wurde, daß insgeheim große Kapitaltransaktionen stattfanden. Das war die Information, die Scofield zugegangen war und die er überprüft hatte: umfangreiche Kapitalverschiebungen. Obwohl alle geheimen Manöver dieser Art gründlich von den jeweiligen Abwehrorganisationen überprüft wurden, gingen diese weit über die Befugnisse von MI-5 und MI-6 hinaus, ebenso über die Interessen des FBI und des CIA.
    In Washington gab es Leute, die ihn daran hindern wollten, das, was er wußte, aber nicht beweisen konnte, weiterzusagen. Die sicherste Methode, das zu erreichen, war, ihn zu diskreditieren, ihn zu töten, wenn es dazu kam. Symonds würde das begreifen. Männer töteten leicht, wenn es um Geld ging; niemand wußte das besser als Abwehrbeamte. Nur zu oft war dies der wahre Kern ihrer – Leistungen.
    Isles bremste und lenkte den Mini an den Straßenrand. Er wendete auf der Straße, so daß der Wagen in die Richtung wies, aus der sie gekommen waren.
    Binnen dreißig Sekunden näherte sich ein anderer, größerer Wagen; er hatte sich ihnen unterwegs angehängt und war ihnen in diskretem Abstand gefolgt. Bray wußte, was man von ihm erwartete; er stieg aus, ebenso wie der Westinder. Der Bentley hielt. Ein weißer Chauffeur öffnete die hintere Tür und ließ einen schwarzen Begleiter aussteigen. Niemand sagte etwas, während der Austausch stattfand; jetzt wurden beide Wagen von Schwarzen gelenkt.
    »Darf ich Sie etwas fragen?« fragte Israel Isles zögernd.
    »Freilich.«
    »Ich habe die ganze Ausbildung mitgemacht, aber ich habe noch nie einen Menschen töten müssen. Manchmal mache ich mir deswegen Sorgen. Wie ist das?«
    Scofield blickte zum Fenster hinaus, sah auf die Schatten, die an ihm vorbeiflogen. Es ist, wie wenn man durch eine Tür in einen Raum tritt, in dem man noch nie zuvor war. Ich hoffe, daß Sie nie dort hingehen müssen, denn dieser Raum ist mit tausend Augen angefüllt. Einige davon ärgerlich, aber viel mehr verängstigt, und die meisten betteln… Und alle fragen: Warum gerade ich? »Das kommt nicht oft vor«, sagte Bray. »Sie töten nur dann, wenn es absolut notwendig ist, und wissen, daß Sie viele andere Leben retten, wenn Sie das tun müssen. Das ist die Rechtfertigung, die einzige, die es je geben sollte. Sie verdrängen das einfach, schließen es irgendwo hinter einer Türe in

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