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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Straße hinaus und schlängelte sich zwischen dem Verkehr durch. In diesem Tempo rannte er drei Straßen weit. Unterwegs hielt er zweimal inne, um, geschützt von einem Ladeneingang, zu sehen, ob ihm jemand folgte. Das war nicht der Fall; so konnte er nach zwei Minuten seinen Lauf verlangsamen und das mächtige bronzegeränderte Portal von Harrods durchschreiten.
    Drinnen angelangt, beschleunigte er sein Tempo wieder und suchte unauffällig nach einem Telefon. Er mußte Taleniekov in der Wohnung in der Rue de Bac erreichen, ehe der Russe nach Cap Gris abfuhr. Er mußte, denn sobald Taleniekov englischen Boden betreten hatte, würde er nach London eilen und dort eine billige Pension in Knightsbridge aufsuchen. Wenn der KGB-Mann das tat, würde er den Matarese in die Hände laufen.
    »Durch die Drogerieabteilung und dann links«, sagte ein Verkäufer unbeirrt. »Dort ist eine ganze Reihe von Telefonen.«
    Er kam ohne Verzögerung durch.
    »Ich wollte in ein paar Minuten gehen«, sagte Taleniekov, dessen Stimme seltsam stockend klang.
    »Gott sei Dank, daß Sie es nicht getan haben. Was ist denn los mit Ihnen?«
    »Nichts. Warum?«
    »Ihre Stimme klingt so seltsam. Wo ist Antonia? Warum hat sie nicht abgenommen?«
    »Sie ist gerade einkaufen gegangen. Sie kommt gleich wieder. Wenn meine Stimme seltsam klang, dann, weil ich mich an diesem Apparat ungern melde.« Die Stimme des Russen klang jetzt wieder normal; seine Erklärung war logisch. »Was ist denn mit Ihnen? Warum dieser außerplanmäßige Anruf?«
    »Das sage ich Ihnen, wenn Sie hier sind, aber gehen Sie nicht nach Knightsbridge.«
    »Wo werden Sie sein?«
    Scofield wollte gerade das Connaught angeben, als Taleniekov ihn unterbrach.
    »Nein, ich habe es mir anders überlegt. Wenn ich nach London komme, rufe ich Tower Central. Sie erinnern sich doch, oder?«
    Tower Central? Bray hatte den Namen seit Jahren nicht mehr gehört, erinnerte sich aber. Es war eine Codebezeichnung für einen KGB-Briefkasten am Victoria Embankment, den sie aufgegeben hatten, als die Consular Operations ihn Ende der sechziger Jahre ausfindig gemacht hatten. Die Touristenschiffe, die die Themse auf und ab fuhren, waren damit gemeint. »Ich erinnere mich«, sagte Scofield etwas verwirrt. »Ich werde mich melden.«
    »Dann gehe ich jetzt…«
    »Augenblick«, unterbrach Bray. »Sagen Sie Antonia, ich rufe noch einmal an.«
    Taleniekov zögerte eine Weile, ehe er antwortete. »Tatsächlich hat sie gesagt, sie würde vielleicht in den Louvre gehen; er ist ja ganz in der Nähe. Ich kann in einer guten Stunde in Cap Gris sein. Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, ganz bestimmt nicht.« Es klickte in der Leitung und dann war sie tot. Der Russe hatte aufgelegt.
    Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, ganz bestimmt nicht. Die Worte hallten wie Donner in seinen Ohren; er war wie geblendet, als hätte der Blitz, der die Nachricht in sein Bewußtsein getragen hatte, ihn geblendet. Da war etwas, worüber er sich Sorgen machen mußte; es betraf Antonia Gravet.
    Tatsächlich hat sie gesagt, sie würde vielleicht in den Louvre gehen… Ich kann in einer guten Stunde in Cap Gris sein… Keine Sorgen machen.
    Drei voneinander losgelöste Aussagen und vorher eine Unterbrechung, durch die er daran gehindert wurde, die Kontaktstelle in London preiszugeben. Scofield versuchte, die Sequenz zu analysieren; wenn da eine Bedeutung verborgen lag, dann in der Folge. Der Louvre war nur ein paar Straßen von der Rue de Bac entfernt, auf der anderen Seite der Seine, aber nicht weit. Cap Gris war nicht in einer guten Stunde zu erreichen; eher in zweieinhalb oder drei. Wirklich keine Sorgen machen, ganz bestimmt nicht; warum dann die Unterbrechung? Warum hatte er den Treffpunkt nicht erwähnen dürfen?
    Sequenz. Folge. Weiter zurück?
    Weil ich mich an diesem Apparat ungern melde. Worte, die der andere mit fester Stimme gesprochen hatte, fast ärgerlich. Das war es. Plötzlich begriff Bray. Die Erleichterung, die er empfand, war wie kaltes Wasser auf einem schweißdurchtränkten Körper. Taleniekov hatte etwas gesehen, was ihn störte – ein Gesicht auf der Straße, ein zufälliges Zusammentreffen mit einem ehemaligen Kollegen, ein Wagen, der zu lange auf der Rue de Bac blieb – irgendein Zwischenfall, der ihn beunruhigte, oder eine Beobachtung. Der Russe hatte beschlossen, Toni von der Rive Gauche zu entfernen, sie auf die andere Seite des Flusses, in eine andere Wohnung zu bringen. Sie würde

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