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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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der anderen Seite der breiten Straße, etwas rechts von dem mit Ketten versperrten Tor des Piers, der zu den Touristenbooten führte, hielt ein weißhaariger Mann die Flamme an die Zigarette einer blonden Frau; beide lehnten an der Mauer und blickten auf das Wasser hinaus. Scofield studierte die Gestalt und das, was er von dem Gesicht sehen konnte; er mußte an sich halten, um nicht loszurennen. Taleniekov war eingetroffen.
    Bray bog nach rechts und ging auf seiner Straßenseite so weit, bis er parallel zu dem Russen und der blonden Frau stand. Er wußte, daß Taleniekov ihn gesehen hatte, und fragte sich, weshalb der KGB-Mann die Frau nicht wegschickte, ihr das bezahlte, was sie vereinbart hatten, um sie loszuwerden. Es war unsinnig – möglicherweise sogar gefährlich –, wenn eine nur zur Tarnung angeheuerte Person beide Gruppen an einer Kontaktstelle sah. Scofield wartete am Bürgersteig und sah jetzt, daß Taleniekov den Kopf herumgedreht hatte und ihn anstarrte.
    Er hatte den Arm um die Hüften der Frau gelegt. Bray machte eine Handbewegung nach links und dann nach rechts, das war ganz eindeutig zu verstehen. Schaff sie weg! Gehen Sie nach Süden; dort treffen wir uns dann.
    Taleniekov machte keine Bewegung. Was tat der Russe? Jetzt war nicht die Zeit für Huren!
    Huren? Die Hure des Kuriers? Oh, mein Gott!
    Scofield trat vom Bürgersteig. Eine Automobilhupe heulte auf, als ein Wagen ihm ausweichen mußte. Bray hörte das Geräusch kaum, bemerkte kaum etwas; er konnte nur die Frau neben Taleniekov anstarren.
    Der Arm um ihre Hüfte sollte nicht eine Zuneigung vortäuschen, die nicht bestand. Der Russe stützte sie. Taleniekov sagte der Frau etwas ins Ohr; sie versuchte, sich herumzudrehen; der Kopf fiel ihr nach hinten, ihr Mund stand offen, so, als wollte sie einen Schrei oder eine Bitte ausstoßen, aber es war nichts zu hören.
    Das gequälte Gesicht war das Gesicht seiner Liebe. Unter der blonden Perücke war Toni. Jetzt verlor er völlig die Kontrolle über sich; er rannte über die breite Straße. Wagen bremsten, Hupen kreischten. Seine Gedanken folgten einander jetzt ganz dicht, wie das Stakkato einer Gewehrsalve; ein Gedanke, eine Beobachtung war schmerzlicher als alle anderen.
    Antonia wirkte eher tot als lebendig.
30
    »Sie steht unter Drogen«, sagte Taleniekov.
    »Warum, zum Teufel, haben Sie sie hierher gebracht?« fragte Bray. »In Frankreich gibt es Hunderte von Orten und in Paris Dutzende, wo sie in Sicherheit gewesen wäre! Wo man sich um sie gekümmert hätte! Sie kennen diese Plätze genausogut wie ich!«
    »Wenn ich hätte sicher sein können, dann hätte ich sie dort gelassen«, erwiderte Wassili ruhig. »Fragen Sie jetzt nicht. Ich habe andere Alternativen erwogen.«
    Bray begriff, sein kurzes Schweigen war ein Ausdruck seiner Dankbarkeit. Taleniekov hätte Toni leicht töten können, hätte sie sicher getötet, wäre Ost-Berlin nicht gewesen. »Ein Arzt?«
    »Das hätte vielleicht etwas Zeit gespart, war aber nicht notwendig.«
    »Um was für eine Chemikalie handelt es sich?«
    »Skopolamin.«
    »Wann?«
    »Gestern am frühen Morgen. Über achtzehn Stunden.«
    »Achtzehn…?«. Jetzt war nicht die Zeit für Erklärungen. »Haben Sie einen Wagen?«
    »Das war zu riskant. Ein einzelner Mann mit einer Frau, die nicht aus eigener Kraft stehen kann; die Spur wäre zu deutlich gewesen. Der Pilot hat uns von Ashford hierhergefahren.«
    »Können Sie ihm vertrauen?«
    »Nein, aber er hat zehn Minuten vor London gehalten, um zu tanken und ist auf die Toilette gegangen. Ich habe einen Liter Öl in sein Benzin gegossen; das sollte auf dem Rückweg nach Ashford wirken.«
    »Nehmen Sie ein Taxi.« Scofields Blick drückte das Kompliment aus, das er nicht aussprechen wollte.
    »Wir haben viel zu besprechen«, fügte Taleniekov hinzu und löste sich von der Mauer.
    »Dann beeilen Sie sich«, sagte Bray.
    Antonias Atem ging regelmäßig, ihre Gesichtsmuskeln waren vom Schlaf entspannt. Wenn sie später erwachte, würde ihr übel sein, aber das würde sich im Verlauf des Tages geben. Scofield zog die Decke über ihre Schultern, beugte sich über sie, küßte ihre blassen weißen Lippen und richtete sich dann auf.
    Er verließ das Schlafzimmer und ließ die Tür halb offenstehen. Er wollte hören, wenn Toni sich regte; Skopolamin erzeugte häufig Hysterie. Das war der Grund, weshalb Taleniekov nicht hatte riskieren können, sie alleine zu lassen, selbst die paar Minuten nicht, die er brauchte, einen Wagen

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