Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
und einem ordentlich aufgeräumten Zimmer. Zu ordentlich; jemand hatte die Landkarte vom Tisch genommen, die Gläser gewaschen und sie auf das silberne Tablett zurückgestellt, die Aschenbecher abgewischt. Es gab keinerlei Hinweise, daß der Raum bewohnt gewesen war. Dann sah er es – sie-, und die Lähmung kehrte zurück.
    Auf dem Boden neben dem Tisch standen sein Aktenkoffer und seine Reisetasche ordentlich nebeneinander aufgebaut, so wie ein Zimmermädchen oder ein Page sie aufstellen würde. Und ordentlich gefaltet lag sein dunkelblauer Regenmantel auf der Reisetasche. Ein Gast, der zur Abreise bereit war.
    Zwei Besucher waren bereits abgereist. Antonia und Taleniekov.
    Die Schlafzimmertür stand offen, das Bett war gemacht, vom Waschtisch fehlte der Wasserkrug und der Aschenbecher, der noch vor einer Stunde voll halbgerauchter Zigaretten gewesen war – Zeugnis einer von Sorge und Angst gequälten Nacht.
    Schweigen. Nichts.
    Plötzlich wurde sein Blick auf etwas gezogen – wieder auf den Boden –, was nicht zu der Ordnung im Raum paßte; ihm wurde übel. Auf dem Teppich, links vom Tisch, war ein Kreis aus Blut – immer noch feucht, glänzend. Dann blickte er auf. Eine kleine Glasscheibe war aus dem Fenster gefegt worden.
    »Toni!« Er schrie; der Schrei zerriß das Schweigen, aber das war alles, wozu er fähig war, er konnte nicht denken, sich nicht bewegen.
    Das Glas zersplitterte; eine zweite Fensterscheibe wurde aus dem Holzrahmen gefegt. Er hörte das Pfeifen einer Kugel, die sich hinter ihm in die Wand bohrte. Er ließ sich zu Boden fallen.
    Das Telefon klingelte. Das Schrillen der Glocke war irgendwie ein Beweis des Wahnsinns! Er kroch unter dem Sichtwinkel des Fensters zum Schreibtisch.
    »Toni?… Toni!«. Er schrie es und hatte doch noch nicht den Schreibtisch erreicht, das Telefon nicht berührt.
    Er hob die Hand und zog den Apparat neben sich auf den Boden. Dann nahm er den Hörer ab und hielt ihn sich ans Ohr.
    »Wir können Sie immer finden, Beowulf«, sagte die präzise, englische Stimme am anderen Ende der Leitung. »Das sagte ich Ihnen doch, als wir das letztemal sprachen.«
    »Was haben Sie mit ihr gemacht?« schrie Bray. »Wo ist sie?«
    »Ja, wir haben uns gedacht, daß Sie so reagieren würden. Recht seltsam aus Ihrem Munde, nicht wahr? Nach der Schlange erkundigen Sie sich nicht einmal.«
    »Hören Sie auf! Sagen Sie es mir!«
    »Das ist meine Absicht. Nebenbei gesagt, Sie haben einen schweren Fehler gemacht – recht seltsam, für jemanden mit Ihrer Erfahrung. Wir brauchten nur Ihrem Freund Symonds von Belgravia aus folgen. Ein schneller Blick ins Hotelregister – auch in bezug auf Zeit und Methode der Eintragung – verriet uns Ihr Zimmer.«
    »Was haben Sie mit ihr gemacht?… Mit ihnen?«
    »Der Russe ist verwundet, aber er wird wahrscheinlich überleben. Zumindest lange genug für unsere Zwecke.«
    »Das Mädchen!«
    »Sie ist zum Flugplatz unterwegs, ebenso wie die Schlange.«
    »Wohin schaffen Sie sie?«
    »Wir glauben, daß Sie das wissen. Das war das letzte, was Sie aufgeschrieben haben, ehe Sie den Korsen benannten. Eine Stadt im Staate Massachusetts.«
    »O Gott… Symonds?«
    »Tot, Beowulf. Wir haben sein Notizbuch. Es lag in seinem Wagen. Roger Symonds, MI-6, ist nach allgemeiner Ansicht verschwunden. Angesichts seines Terminkalenders kann es sogar sein, daß man ihn mit den Terroristen in Verbindung bringt, die den Außenminister von England und seine Familie massakriert haben.«
    »Ihr…Schweine.«
    »Nein. Nur Profis. Ich würde meinen, daß Sie dafür Verständnis haben. Wenn Sie das Mädchen zurückhaben wollen, werden Sie uns folgen. Sie müssen nämlich wissen, es gibt jemanden, der sich mit Ihnen treffen möchte.«
    »Wer?«
    »Seien Sie kein Narr«, sagte der gesichtslose Bote.
    »In Boston?«
    »Ich fürchte, wir können Ihnen nicht dabei behilflich sein, dort hinzukommen, aber wir haben volles Vertrauen zu Ihnen. Tragen Sie sich im Ritz-Carlton-Hotel unter dem Namen… Vickery ein. Ja, das ist ein guter Name, er klingt sympathisch.«
    »Boston«, sagte Bray erschöpft.
    Wieder war das Klirren von Glas zu hören; eine dritte Fensterscheibe wurde aus ihrem Rahmen gefegt.
    »Dieser Schuß«, sagte die Stimme am Telefon, »ist ein Symbol unserer guten Absichten. Wir hätten Sie schon mit dem ersten Schuß töten können.«
31
    Er erreichte die französische Küste auf demselben Wege, auf dem er sie vor vier Tagen verlassen hatte: per Motorboot und des Nachts. Die

Weitere Kostenlose Bücher