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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aus dem ganzen Lande. Mechaniker, Omnibusfahrer, Farmarbeiter und kleine Angestellte; die Soldaten, die unter »Captain Josh« gedient hatten.
    Zwei Tage und zwei Nächte hatten sie Wache gehalten, wobei die mehr zu Demonstrationen Neigenden öffentlich gebetet hatten, während andere einfach nur mit ihren ehemaligen Kameraden dasaßen und ihren Gedanken nachhingen oder leise von vergangenen Zeiten redeten. Als die Krise vorüber war und man Appleton von der kritischen Liste gestrichen hatte, gingen diese Männer nach Hause. Sie waren gekommen, weil sie hatten kommen wollen; sie waren wieder gegangen, ohne zu wissen, ob ihre Anwesenheit etwas bewirkt hatte, wohl aber in der Hoffnung, daß dem so war. Captain Joshua Appleton IV., USMCR, war dieser Hoffnung wert.
    Das war die Lücke, die Bray weder schließen noch begreifen konnte. Der Captain, der sein Leben so häufig und so offenkundig um anderer Männer wegen riskiert hatte; wie ließen sich diese Risiken mit einem Mann vereinbaren, der seit seiner Geburt förmlich darauf programmiert war, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden? Wie ließ sich seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod vor den Matarese rechtfertigen?
    Aber irgendwie mußte eine solche Rechtfertigung erfolgt sein, denn es bestand nicht länger Zweifel darüber, wo Senator Joshua Appleton stand. Der Mann, den man, ehe das Jahr vorüber war, zum Präsidenten der Vereinigten Staaten wählen würde, war unentrinnbar in eine Verschwörung verstrickt, die gefährlicher als jede andere in der amerikanischen Geschichte war.
    In Orly kaufte sich Scofield die Pariser Ausgabe des Herald-Tribüne, um dort nach Berichten über das Waverly-Massaker zu suchen, aber solche Berichte waren nicht zu finden. Aber auf der zweiten Seite stand etwas anderes: ein weiterer Bericht, der sich mit den Trans-Communications-Anteilen an den VeltrupWerken befaßte, mit einer teilweisen Aufsichtsratsliste des Bostoner Konzerns. Der dritte Name auf der Liste war der des Senators von Massachusetts.
    Joshua Appleton war nicht nur ein Consigliere der Matarese, er war auch der einzige Abkömmling jener Gästeliste von vor siebzig Jahren in Porto Vecchio, der ein wahrer Erbe geworden war.
    »Mesdames et messieurs, s'il vous plait. A votre gauche, les Iles de la Manche.« Die Stimme des Piloten dröhnte aus den Lautsprechern der Maschine. Sie überflogen die Kanalinseln; in sechs Stunden würden sie die Küste von Nova Scotia erreichen und eine Stunde später Montreal. Vier Stunden später würde Bray südlich von Lacolle am Richelieu-Fluß die amerikanische Grenze überschreiten.
    Dann würde der letzte Wahnsinn seinen Anfang nehmen. Er würde leben oder sterben. Wenn er nicht in Frieden mit Toni leben konnte, ohne den Schatten von Beowulf Agate vor oder hinter sich, dann legte er auch keinen Wert mehr darauf, länger zu leben. Er war angefüllt mit… Leere. Wenn sich dieses schreckliche Nichts auslöschen ließe, man es mit dem Vergnügen vertauschen konnte, mit einem anderen menschlichen Wesen zusammenzusein, dann waren ihm die Jahre, die er noch zu leben hatte, recht willkommen.
    Wenn nicht, dann zum Teufel mit ihnen.
    Boston.
    Es gibt jemanden, der sich mit Ihnen treffen möchte.
    Wer? Warum?
    Um einen Consigliere der Matarese aus Ihnen zu machen… überlegen Sie doch, was Sie einer solchen Organisation bringen würden.
    Es war nicht schwer zu definieren. Taleniekov hatte recht. Aus Moskau waren keine Schocks zu erwarten, aber in Washington würde man erstaunliche Enthüllungen machen können. Beowulf Agate wußte, wo die Leichen lagen und wie und weshalb sie nicht mehr atmeten. Er würde von unschätzbarem Wert sein.
    Die wollen Sie. Wenn sie Sie nicht haben können, werden sie Sie töten. Mochte es so sein; er würde kein Preis für die Matarese sein.
    Bray schloß die Augen; er brauchte Schlaf. In den Tagen, die vor ihm lagen, würde es nur wenig Schlaf geben.
    Der Regen trommelte gleichmäßig gegen die Windschutzscheibe und wurde von der Macht des Windes, der vom Atlantik über die Küstenstraße hereinblies, nach rechts getrieben. Scofield hatte den Wagen in Portland, Maine, gemietet und einen Führerschein sowie eine Kreditkarte vorgelegt, die er bisher noch nie benutzt hatte. Er würde bald in Boston sein, aber nicht so, wie die Matarese es erwarteten. Er würde nicht um die halbe Welt rasen und seine Ankunft verkünden, indem er sich als Vickery im Ritz Carlton eintrug und darauf wartete, daß die Matarese den

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