Der Matarese-Bund
Fahrt nach Paris nahm mehr Zeit in Anspruch als er erwartet hatte; die Drohne, die er hatte einsetzen wollen, wollte mit ihm nichts zu schaffen haben. Der Preis für seine Leiche war zu hoch, die Strafe, die darauf stand, Beowulf Agate zu helfen, war zu schwer. Der Mann stand in Brays Schuld; so zog er es vor, nur abzusagen.
Scofield fand einen Gendarme, der dienstfrei hatte und sich in einer Bar in Boulogne-sur-Mer aufhielt; die Verhandlungen liefen schnell. Er brauchte jemanden, der ihn rasch nach Paris brachte, zum Flughafen Orly. Für den Gendarme war der Betrag, der ihm dafür geboten wurde, beträchtlich; Bray erreichte Orly bei Tagesanbruch. Um neun Uhr vormittags befand sich ein Mr. Edmonton an Bord der ersten Air-Canada- Maschine nach Montreal. Das Flugzeug startete; seine Gedanken wandten sich Antonia zu.
Sie würden sie dazu benutzen, ihn in die Falle zu locken, aber natürlich nicht zulassen, daß sie am Leben blieb, sobald die Falle sich einmal geschlossen hatte. Ebensowenig wie sie Taleniekov leben lassen würden, sobald sie alles erfahren hatten, was er wußte. Selbst die Schlange konnte Skopolamin-Injektionen oder Natriumamytal nicht widerstehen; kein Mensch war imstande, sein Gedächtnis zu blockieren oder den Informationsstrom aufzuhalten, sobald einmal die Schleusen der Erinnerung auf chemischem Wege geöffnet waren.
Dies waren Dinge, mit denen er sich abfinden mußte. Sobald er sich mit ihnen abgefunden hatte, mußte er das, was er tat, auf Realität gründen. Er würde nicht mit Antonia Gravet alt werden; es würde keine Jahre des Friedens geben. In diesem Wissen blieb ihm nichts als der Versuch, den Schluß umzudrehen, im Wissen, daß die Chance dafür unendlich klein war. Um es ganz einfach auszudrücken: da er absolut nichts zu verlieren hatte, bestand umgekehrt auch kein Risiko, das nicht wert gewesen wäre, daß er es einging, keine Strategie, die zu ungewöhnlich wäre, um sie in Betracht zu ziehen.
Der Schlüssel war Joshua Appleton, soviel blieb konstant. War es möglich, daß der Senator ein solch begnadeter Schauspieler war, daß es ihm gelungen war, so viele Leute so lange Zeit zu täuschen? Offenbar war dies der Fall; jemand, der von seiner Geburt an dazu erzogen worden war, mit Hilfe unbeschränkter Geldbeträge und uneingeschränkter Hilfe ein einziges Ziel zu erreichen, konnte wahrscheinlich alles verbergen, was er verbergen wollte. Die einzige Lücke, die es zu füllen galt, basierte auf den Berichten über Josh Appleton, Offizier der Marine-Infanterie, Kurier. Sie waren wohlbekannt, von Wahlmanagern publiziert und dadurch noch betont, daß der Kandidat selbst nur ungern über sie sprach, sah man davon ab, daß er die Männer lobte, die mit ihm gedient hatten.
Captain Joshua Appleton war für Tapferkeit vor dem Feinde in fünf Einzelfällen hoch dekoriert worden, aber die Orden, die man ihm verliehen hatte, waren nur Symbole, während der Tribut, den seine Männer ihm zollten, wahre Lobgesänge echter Ergebenheit waren. Josh Appleton war ein Offizier, der ganz dem Gedanken lebte, daß kein Soldat ein Risiko eingehen sollte, zu dem er nicht auch selbst bereit gewesen wäre, daß kein Infanterist, gleichgültig, wie schwer verwundet oder wie scheinbar hoffnungslos auch die Situation sein mochte, dem Feind überlassen werden dürfte, wenn auch nur die geringste Chance bestand, ihn zurückzuholen. Mit solchen Prinzipien war er nicht nur stets der Beste aller Offiziere, sondern gleichzeitig auch der beste Soldat. Er setzte sich beständig größten Gefahren aus, um das Leben eines gemeinen Soldaten zu retten oder das Feuer von der Gruppe eines Korporals abzulenken. Er war zweimal bei der Bergung von Männern aus den Hügeln von Panmunjon verwundet worden und hätte beinahe in Chosan sein Leben verloren, als er durch die feindlichen Linien gekrochen war, um einen Rettungseinsatz eines Helikopters zu leiten. Nach dem Kriege hatte sich Appleton einem ähnlich gefährlichen Kampf ausgesetzt wie dem, den er in Korea erlebt hatte. Ein beinahe tödlicher Unfall auf der Massachusetts Turnpike. Sein Wagen war über den Mittelstreifen gerast und mit einem entgegenkommenden Schwerlaster kollidiert. Die Verletzungen, die er vom Kopf bis zu den Beinen erlitten hatte, waren so schwer, daß die Ärzte im Massachusetts General Hospital ihn schon für tot aufgegeben hatten. Als ärztliche Bulletins über diesen hochdekorierten Sohn einer prominenten Familie ausgegeben worden waren, kamen Männer
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