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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sagen das. Alle wollen ihn.«
    »Dann habe ich mich nicht klar ausgedrückt, Mrs. Appleton. Der Bericht aus Europa ist vernichtend; ich brauche Informationen. Ehe Ihr Sohn sich um das Präsidentenamt bewarb, wie eng hat er da mit seinem Vater in den AppletonUnternehmungen zusammengearbeitet? Ist er häufig mit Ihrem verstorbenen Gatten nach Europa gereist? Wer waren seine engsten Freunde hier in Boston? Das ist schrecklich wichtig. Leute, die vielleicht nur Sie kennen, Männer und Frauen, die ihn in Appleton Hall besucht haben.«
    »›Appleton Hall… ganz oben auf Appleton Hill‹«, unterbrach ihn die alte Frau mit einem Singsang ohne erkennbare Melodie. »›Mit Blick über Boston… so herrlich und still.‹ Joshua I. hat das vor mehr als hundert Jahren geschrieben. Es ist nicht besonders gut, aber es hieß immer, er hätte die Melodie auf einem Cembalo gespielt. Typisch für Joshua, ein Cembalo. Typisch für uns alle eigentlich.«
    »Mrs. Appleton? Nachdem Ihr Sohn aus Korea zurückkam…«
    »Wir sprechen nie über diesen Krieg!« Einen Augenblick lang wurden die Augen der alten Frau starr, feindselig. Dann kehrten die Wolken zurück. »Natürlich, wenn mein Sohn Präsident ist, werden sie mich nicht herausrollen, wie Rose oder Miß Lillian. Man spart mich für ganz besondere Gelegenheiten auf.« Sie hielt inne und lachte, ein weiches, gespenstisches Lachen, mit dem sie sich selbst verspottete. »Nach sehr speziellen Sitzungen beim Arzt.« Wieder hielt sie inne und hob den linken Zeigefinger an die Lippen. »Sie müssen wissen, junger Mann, Nüchternheit ist nicht meine stärkste Eigenschaft.«
    Scofield musterte sie. Das, was er sah, tat ihm weh. Das verwüstete Gesicht war einmal schön, die Augen früher klar und lebendig gewesen und nicht tot in ihren Höhlen, wie heute. »Es tut mir leid. Es muß Schmerz bereiten, das zu wissen.«
    »Im Gegenteil«, erwiderte sie geheimnisvoll. Jetzt war sie es, die ihn studierte. »Halten Sie sich für clever?«
    »Darüber habe ich nie nachgedacht.« Instinkt. »Wie lange sind Sie schon… krank, Mrs. Appleton?«
    »Solange ich mich zurückerinnern will, und das ist eine lange Zeit, vielen Dank.«
    Bray sah wieder auf die verschiedenen Karaffen. »War der Senator in letzter Zeit hier?«
    »Warum fragen Sie das?« Sie schien amüsiert. Oder war sie nur vorsichtig?
    »Nur so«, sagte Scofield; er durfte sie nicht erschrecken. Nicht jetzt. Er war nicht sicher, weshalb das so war, aber irgend etwas geschah hier. »Ich erwähnte der Pflegerin gegenüber, daß mich vielleicht der Senator hierher geschickt hätte, daß er vielleicht selbst kommen würde.«
    »Nun, da haben Sie es!« rief die alte Frau; ihre gequälte, alkoholisierte Stimme klang triumphierend. »Kein Wunder, daß sie versucht hat, Sie aufzuhalten!«
    »Wegen all dem da?« fragte Bray leise und deutete auf die Karaffen. »Flaschen, die – offensichtlich jeden Tag – neu gefüllt wurden. Vielleicht hätte Ihr Sohn etwas dagegen.«
    »Oh, seien Sie doch kein Narr! Sie wollte Sie aufhalten, weil Sie gelogen haben.«
    »Gelogen?«
    »Natürlich! Der Senator und ich, wir sehen uns nur zu ganz besonderen Gelegenheiten – nach sehr speziellen Behandlungen –, dann führt man mich hinaus, damit sein ihn anbetendes Publikum seine ihn ebenfalls anbetende Mutter sehen kann. Mein Sohn ist nie in diesem Hause gewesen und würde auch nie hierher kommen. Das letztemal, daß wir miteinander alleine waren, liegt mehr als acht Jahre zurück. Selbst beim Begräbnis seines Vaters haben wir kaum miteinander gesprochen, obwohl wir nebeneinanderstanden.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Das dürfen Sie nicht. Aber ich kann Ihnen sagen, daß es nichts mit dem Unsinn zu tun hat – soweit ich es überhaupt begriff –, von dem Sie geredet haben.«
    »Warum haben Sie gesagt, daß Sie nie über den Koreakrieg sprechen?«
    »Werden Sie nicht anmaßend, junger Mann!« Mrs. Appleton hob ihr Glas an die Lippen; ihre Hand zitterte und das Glas fiel. Brandy ergoß sich über ihren Morgenrock. »Verdammt!« Scofield sprang auf. »Lassen Sie nur«, befahl sie.
    »Ich hebe es auf«, sagte er und kniete vor ihr nieder. »Sonst stolpern Sie darüber.«
    »Dann heben Sie es auf. Geben Sie mir bitte ein anderes.«
    »Gerne.« Er trat an einen Tisch ganz in der Nähe und schenkte ihr Brandy in ein frisches Glas. »Sie sagen, Sie würden nicht gerne über den Krieg in Korea sprechen…«
    »Ich sagte«, unterbrach ihn die alte Frau, »daß ich nie

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