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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die den beiden anderen fehlte, ein Gefühl des Selbstbewußtseins, der Überzeugung. Abgesehen von der Größe und der Breite glichen sich diese athletischen Männer überhaupt nicht, aber sie waren sich auch nicht unähnlich. Beide hatten scharfgeschnittene, wenn auch völlig unterschiedliche Gesichtszüge – ein kräftiges Kinn, eine breite Stirn, große Augen und dichtes dunkles Haar – Gesichter, wie man sie zu Dutzenden in den Jahrbüchern der Ivy-League-Universitäten fand.
    Aber an den Fotos war etwas, das ihn störte. Bray wußte nicht, was es war – aber es war da. Instinkt.
    »Sie sehen aus als wären sie Vettern«, sagte er.
    »Sie taten jahrelang so als wären sie Brüder«., meinte die alte Frau. »Im Frieden wären sie Partner gewesen, im Krieg zusammen Soldaten! Aber er war ein Feigling, er hat meinen Sohn verraten. Mein schöner Joshua ist alleine in den Krieg gegangen; man hat ihm dort schreckliche Dinge angetan. Er rannte weg nach Europa in die Sicherheit, die ein Schloß ihm bot. Aber die Gerechtigkeit geht oft seltsame Wege; er ist in Gstaad gestorben, an den Folgen eines Skiunfalls. Soweit ich weiß, hat mein Sohn seitdem nie wieder seinen Namen erwähnt.«
    »Seitdem?… Wann war das?«
    »Vor fünfundzwanzig Jahren.«
    »Wer war er?«
    Sie sagte es ihm.
    Scofield konnte nicht atmen; in dem Zimmer war keine Luft, nur Schatten in einem Vakuum. Er hatte den Hirtenjungen gefunden, aber sein Instinkt drängte ihn, etwas anderes zu suchen, ein Fragment, das ebenso furchtbar war, wie alles, das er bis jetzt erfahren hatte. Er hatte es gefunden. Das wichtigste Stück des Puzzlespiels hatte seinen Platz, der Quantensprung seine Erklärung gefunden. Jetzt brauchte er nur noch einen Beweis, denn die Wahrheit war so ungewöhnlich.
    Er stand tatsächlich in einem Mausoleum, die Toten waren fünfundzwanzig Jahre in Finsternis gereist.
34
    Er führte die alte Frau zu ihrem Schlafzimmer, schenkte ihr dort einen letzten Brandy ein und verließ sie. Als er die Türe schloß, saß sie auf dem Bett und sang ohne erkennbare Melodie vor sich hin. Appleton Hall… way up on Appleton Rill.
    Klänge eines Cembalos vor mehr als hundert Jahren. Verlorene Klänge, so verloren wie sie, ohne je zu wissen, weshalb.
    Er kehrte in den schwach beleuchteten Raum zurück, der der Ruheplatz der Erinnerungen war, und trat an die Wand mit den Fotografien. Er nahm eine ab und zog den kleinen Bilderhaken aus der Wand, glättete die Tapete rings um das Loch; das würde vielleicht die Entdeckung verzögern, sicher nicht sie verhindern. Er schaltete das Licht ab, schloß die Tür und ging hinunter in die Eingangshalle.
    Die Nurse war immer noch besinnungslos; er ließ sie liegen. Es brachte ihm nichts ein, sie verschwinden zu lassen oder sie zu töten. Er schaltete sämtliche Lichter aus, auch die Kutschenlampen vor dem Eingang, öffnete die Tür und trat auf den Louisburg Square hinaus. Dort bog er nach rechts und ging schnellen Schrittes auf die Ecke zu, wo er wieder nach rechts abbiegen mußte, um den Beacon Hill hinunter in die Charles Street zu gehen. Dort konnte er ein Taxi finden. Er mußte noch sein Gepäck aus dem Schließfach in Cambridge holen. Während er den Hügel hinunterging, konnte er nachdenken, konnte er die Fotografie aus dem Glasrahmen nehmen und sie sorgfältig zusammenfalten und in seiner Tasche verstauen, so daß keines der beiden Gesichter beschädigt wurde. Morgen gab es einiges zu tun, so einen Besuch im Massachusetts General Hospital und in der Boston Public Library.
    Das Zimmer unterschied sich durch nichts von einem beliebigen anderen Zimmer in einem sehr billigen Hotel in einer sehr großen Stadt. Das Bett war durchgelegen und das einzige Fenster bot den Ausblick auf eine heruntergekommene Steinmauer, die keine zehn Fuß von den zerbrochenen Glasscheiben entfernt war. Der Vorteil freilich war derselbe wie überall an solchen Orten; niemand stellte Fragen. Billige Hotels hatten ihren Platz auf dieser Welt, gewöhnlich für Leute, die keinen Wert darauf legten, sich der Welt zu zeigen. Einsamkeit war eines der Grundrechte des Menschen, eines, an das man nicht leichten Herzens rühren sollte.
    Scofield war sicher; er konnte sich jetzt auf seine Arbeit konzentrieren.
    Um 4.35 Uhr früh hatte er siebzehn Seiten gefüllt. Fakten, Annahmen, Wahrscheinlichkeiten. Er hatte die Worte sorgfältig geschrieben, gut lesbar, damit man sie leicht reproduzieren konnte. Für Interpretationen blieb kein Raum; die Anklage

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