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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ich ursprünglich wollte.«
    »Aber Sie sagten doch selbst, Sir«, wandte Congdon ein, »daß die Umstände die neue Haltung rechtfertigten.«
    Winthrop nickte. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin nicht naiv. Ich habe mit den Russen in Jalta, Potsdam und Casablanca verhandelt. Ich war Zeuge ihrer Brutalität in Ungarn, damals, sechsundfünfzig. Ich habe die Schrecken in der Tschechoslowakei und in Griechenland gesehen. Ich glaube, ich weiß, wozu die Sowjets fähig sind, und zwar ebensogut wie jeder Stratege im Geheimdienst. Ich habe jahrelang zugelassen, daß diese aggressiveren Stimmen sich Gehör verschafften. Ich habe die Notwendigkeit eingesehen. Dachten Sie, ich hätte das nicht?«
    »Natürlich nicht. Ich meinte nur…«, Congdon zögerte.
    »Sie haben einfach eine Verbindung zwischen dem Mord an Scofields Frau und meinem Rücktritt hergestellt«, sagte der andere freundlich.
    »Ja, Sir, das habe ich. Es tut mir leid, ich wollte nicht neugierig sein. Es ist nur, daß die Umstände…«
    »Eine Änderung rechtfertigten«, führte Winthrop den Satz für ihn zu Ende. »Das ist es auch, was geschah, wissen Sie. Ich habe Scofield eingestellt; ich bin sicher, daß das in seiner Akte steht. Ich nehme an, daß Sie deshalb heute hier sind.«
    »Dann wäre die Verbindung…?« Congdon zögerte.
    »Zutreffend. Ich fühlte mich verantwortlich.«
    »Aber es hat doch ganz bestimmt andere Vorfälle gegeben, andere Männer… und Frauen.«
    »Das ist nicht dasselbe, Mr. Congdon. Wissen Sie, weshalb Scofields Frau an jenem Nachmittag in Ost-Berlin als Ziel ausgewählt wurde?«
    »Ich vermute, das war eine Falle, die für Scofield selbst bestimmt war. Nur, daß sie erschien und nicht er. Das kommt vor.«
    »Eine für Scofield bestimmte Falle? In Ost-Berlin?«
    »Er hatte Kontakte im Sowjetsektor. Er war häufig dort, er hatte seine eigenen Zellen aufgebaut. Ich nehme an, sie wollten ihn mit seinen Kontaktlisten fangen. Man hat ihre Leiche durchsucht und ihre Handtasche weggenommen. Das ist nicht ungewöhnlich.«
    »Und Sie vermuten, daß er seine Frau in der Operation eingesetzt hatte?« fragte Winthrop.
    Congdon nickte. »Auch das ist nicht ungewöhnlich, Sir.«
    »Nicht ungewöhnlich? Ich fürchte, daß es im Falle Scofield unmöglich war. Sie war zwar in der Botschaft Teil seiner Tarnung, hatte aber mit seinen Untergrundaktivitäten nie auch nur das geringste zu tun. Nein, Mr. Congdon, Sie irren. Die Russen wußten, daß sie Bray Scofield in Ost-Berlin nie in die Falle locken konnten. Er war zu gut, zu gewandt… zu schlau. Also brachten sie seine Frau durch einen Trick dazu, den Checkpoint zu überschreiten und töteten sie aus einem anderen Grund.«
    »Wie bitte?«
    »Ein wütender Mann ist auch ein unvorsichtiger Mann. Das ist es, was die Sowjets erreichen wollten. Aber sie haben Scofield, ebenso wie Sie, falsch eingeschätzt. Mit seiner Wut erwuchs in ihm eine neue Entschlossenheit, dem Feind auf jede ihm nur mögliche Art und Weise Schaden zuzufügen. War er vor dem Tode seiner Frau auf brutale Weise professionell, so war er es nachher auf eine bösartige und gemeine Weise.«
    »Ich bin immer noch nicht sicher, daß ich richtig verstehe.«
    »Versuchen Sie es, Mr. Congdon«, sagte Winthrop. »Vor zweiundzwanzig Jahren lief mir in der Harvard-Universität ein junger Absolvent der Volkswirtschaft über den Weg. Ein junger Mann mit Sprachtalent, von dem eine gewisse innere Autorität ausging, die darauf hindeutete, daß er eine große Zukunft hatte. Mein Büro rekrutierte ihn und schickte ihn auf die Maxwell School in Syracuse. Anschließend wurde er nach Washington gebracht, um sich den Consular Operations anzuschließen. Ein guter Anfang für eine möglicherweise brillante Laufbahn im State Department.« Winthrop hielt inne. Seine Augen schweiften durch den Raum, als verlöre er sich in seinen persönlichen Träumen. »Ich habe nie erwartet, daß er in Cons Op bleiben würde; seltsamerweise sah ich darin eher ein Sprungbrett für ihn. Ich glaubte, seine Zukunft würde im Diplomatischen Korps liegen, vielleicht als Gesandter oder Botschafter. Seine Talente schrien förmlich danach, an den internationalen Konferenztischen eingesetzt zu werden…
    Aber dann geschah etwas«, fuhr der alte Herr fort und sein Blick wandte sich abwesend wieder dem neuen Direktor zu. »In dem Maße, wie Cons Op sich veränderte, veränderte sich auch Brandon Scofield. Je wichtiger diese hochspezialisierten Fluchtoperationen wurden, desto

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