Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
woher weißt du von diesem Unbekannten und dem Zeitplan?«
    Trotz des herannahenden Todesdämmers begriff Krupskaya. Ein schwaches Lächeln spielte um seine schmalen, bleichen Lippen. »Alle paar Tage«, sagte er mühsam, »kommt ein Fahrer, um mich zu besuchen. Manchmal macht er mit mir eine Fahrt aufs Land, manchmal trifft er sich in aller Stille mit jemandem. Das ist der Dank des Vaterlandes für einen pensionierten alten Soldaten, dessen Namen man benutzt hat. Man hält mich auf dem laufenden.«
    »Ich verstehe nicht, Aleksej.«
    »Der Premierminister von Sowjetrußland ist mein Gewährsmann.«
    »Der Premier! Aber warum?«
    »Er ist mein Sohn.«
    Taleniekov spürte, wie es ihm eisig über den Nacken lief. Diese Enthüllung erklärte alles. Man mußte Krupskaya ernst nehmen. Der alte Istrebiteli hatte das Wissen – die Waffen – besessen, um alle beiseite zu schaffen, die seinem Sohn auf seinem Weg zur führenden Position Sowjetrußlands im Wege standen.
    »Würde er mich empfangen?«
    »Niemals. Sobald du die Matarese erwähnen würdest, würde er dich erschießen lassen. Du mußt es verstehen. Er hätte keine andere Wahl. Aber er weiß, daß ich recht habe. Er stimmt mir zu, würde das aber nie zugeben. Das kann er sich nicht leisten. Er fragt sich nur, ob er oder der Präsident der Vereinigten Staaten vor der Waffe des Mörders stehen wird.«
    »Ich verstehe.«
    »Verlasse mich jetzt«, sagte der sterbende Krupskaya. »Tue, was du tun mußt, Taleniekov. Ich habe nicht mehr lange zu atmen. Nimm Verbindung mit Beowulf Agate auf und finde die Matarese. Sie müssen aufgehalten werden. Das Korsische Fieber darf sich nicht weiter ausbreiten.«
    »Das Korsische Fieber?… In Korsika?«
    »Die Antwort kann dort liegen. Dort muß man beginnen. Namen! Der erste Rat! Vor vielen Jahren.«
5
    Eine Herzmuskelschwäche hatte Robert Winthrop in einen Rollstuhl gezwungen. Das beeinträchtigte keineswegs seinen wachen Verstand, und seine Invalidität nahm er nicht zur Kenntnis. Er hatte sein Leben im Dienste seiner Regierung verbracht. An Problemen, die er für wichtiger hielt als seine Person, war nie Mangel gewesen.
    Gäste in seinem Haus in Georgetown vergaßen den Rollstuhl bald. Die schlanke Gestalt mit den eleganten Gesten und dem stets interessierten Gesicht standen im Einklang mit der Persönlichkeit, die er war: Ein energiegeladener Aristokrat, dem sein Privatvermögen erlaubt hatte, ein Leben im Dienste der Öffentlichkeit zu führen. Man sah in ihm nicht den kranken, älteren Staatsmann mit dünner werdendem, grauem Haar und einem immer noch perfekt gestutzten Schnurrbart. Man dachte eher an Jalta, Potsdam und einen aggressiven, jüngeren Mann aus dem State Department, der sich stets über Roosevelts Stuhl oder Trumans Schulter beugte, um etwas klarzustellen oder einen Einwand zu empfehlen.
    Es gab viele Leute in Washington – ebenso in London und Moskau –, die der Ansicht waren, daß die Welt ein besserer Ort gewesen wäre, wenn Eisenhower Robert Winthrop zum Außenminister gemacht hätte. Aber der politische Wind hatte umgeschlagen, und so kam er für den Posten nicht in Frage. Später konnte Winthrop nicht mehr in Betracht gezogen werden; er befaßte sich mit einem anderen Bereich der Verwaltung, der seine volle Aufmerksamkeit erforderte. Man hatte ihn in aller Stille als Chefberater für diplomatische Beziehungen in den Dienst des State Department gestellt.
    Vor sechsundzwanzig Jahren hatte Robert Winthrop eine Eliteabteilung des State Department aufgebaut, die sich Consular Operations nannte. Nach sechzehn Jahren treuen Dienstes war er zurückgetreten. Einige meinten aus Bestürzung darüber, was aus seiner Schöpfung geworden war. Andere waren der Ansicht, daß ihm die Richtung nur zu bewußt war, die sein Geschöpf eingeschlagen hatte, er sich aber nicht dazu entschließen konnte, gewisse Entscheidungen zu treffen. Trotzdem hatte man während der zehn Jahre seit seinem Ausscheiden regelmäßig seinen Rat gesucht. So wie an diesem Abend.
    Consular Operations hatte einen neuen Direktor. Einen Laufbahnbeamten namens Daniel Congdon, den man aus einer führenden Position in der National Security Agency auf einen geheimen Stuhl im State Department versetzt hatte. Er ersetzte Winthrops Nachfolger und war in allen Einzelheiten auf die harten Entscheidungen eingestimmt, die Cons Op erforderte. Aber er war neu; er hatte Fragen. Außerdem hatte er ein Problem mit einem Mann namens Scofield und wußte nicht, wie er

Weitere Kostenlose Bücher