Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
es lösen sollte. Er wußte nur, daß er mit Brandon Alan Scofield Schluß machen wollte. Er wollte, daß man den Mann aus dem State Department entfernte. Man konnte das, was er in Amsterdam getan hatte, nicht dulden. Sein Verhalten verriet einen gefährlichen und instabilen Menschen. Wieviel gefährlicher würde er sein, wenn man ihn der Kontrolle von Consular Operations entzog? Das war eine ernsthafte Frage. Der Mann mit dem Codenamen Beowulf Agate wußte mehr über die geheimen Netze des State Department als jeder andere. Da Scofield von Robert Winthrop nach Washington geholt worden war, ging Congdon zur Quelle.
    Winthrop war sofort bereit, sich Congdon zur Verfügung zu stellen. Allerdings nicht in einem unpersönlichen Büro oder einem Besprechungszimmer. Im Laufe der Jahre hatte Winthrop gelernt, daß Männer, die Geheimaktionen durchzuführen hatten, instinktiv von ihrer Umgebung beeinflußt wurden. Kurze, geheimnisvolle Sätze traten an die Stelle freier, locker fließender Gespräche, in denen sich viel mehr übermitteln und erfahren ließ. Aus diesem Grunde hatte er den neuen Direktor zum Abendessen eingeladen.
    Das Mahl war beendet. Bis jetzt war noch über nichts von Bedeutung gesprochen worden. Congdon begriff: Der ehemalige Chefberater sondierte die Oberfläche, ehe er tiefer schürfte. Aber jetzt war der Augenblick gekommen.
    »Gehen wir in die Bibliothek?« fragte Winthrop und fuhr mit dem Rollstuhl in einen Raum, dessen Wände mit vollgestopften Bücherregalen bedeckt waren. Nun vergeudete der Botschafter keinen Augenblick mehr. »Sie wollen also über Brandon sprechen.«
    »Ja, das will ich«, erwiderte der neue Direktor von Cons Op.
    »Wie danken wir solchen Männern für das, was sie getan haben?« fragte Winthrop. »Für das, was sie verloren haben? Solche Arbeit fordert einen schrecklichen Preis.«
    »Sie würden es nicht tun, wenn sie es nicht selbst wollten«, meinte Congdon, »aber aus irgendeinem Grunde brauchen sie es. Sobald sie einmal draußen waren und überlebt haben, stellt sich eine andere Frage: Was tun wir mit ihnen? Sie sind wie Sprengladungen, die frei herumlaufen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Das weiß ich nicht genau, Mr. Winthrop. Ich möchte mehr über ihn erfahren. Wer ist er? Was ist er? Woher kam er?«
    »Der Mensch, der er ursprünglich war?«
    »So etwas Ähnliches. Ich habe seine Akte gelesen – ein paarmal sogar –, aber ich habe bis jetzt noch mit niemandem gesprochen, der ihn wirklich kennt.«
    »Ich bin nicht sicher, ob Sie so jemanden finden werden. Brandon…« Der Ältere hielt kurz inne und lächelte. »Übrigens, man nennt ihn Bray. Ich habe nie erfahren, weshalb.«
    »Ich schon«, unterbrach der Direktor und erwiderte Winthrops Lächeln, während er in einem Ledersessel Platz nahm. »Als er ein Kind war, hatte er eine jüngere Schwester, die Brandon nicht aussprechen konnte. Sie nannte ihn Bray, und so blieb der Name haften.«
    »Das muß man nach meinem Weggang in seine Akte eingetragen haben. Wie ich mir überhaupt vorstellen kann, daß man in dieser Akte noch eine Menge nachgetragen hat. Aber zu seinen Freunden – oder besser, den Freunden, die er nicht hat. Er ist einfach ein zurückgezogener Mensch. Jemand, der gerne für sich alleine ist, besonders, seit seine Frau starb.«
    Congdon sagte leise: »Sie ist getötet worden, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Genauer gesagt, im nächsten Monat werden es zehn Jahre, daß sie in Ost-Berlin getötet wurde. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Und nächsten Monat werden es auch zehn Jahre, daß Sie die Leitung der Consular Operations abgegeben haben, der hochspezialisierten Einheit, die Sie aufgebaut haben.«
    Winthrop drehte sich um und sah dem neuen Direktor gerade in die Augen. »Mein ursprünglicher Plan und das spätere Ergebnis unterschieden sich vollständig. Consular Operations war als humanitäres Instrument gedacht, um es Tausenden zu erleichtern, einem unerträglichen System zu entfliehen. Aber im Laufe der Zeit – die Umstände sprachen dafür – wurden die Ziele enger gefaßt. Aus den Tausenden wurden Hunderte. Später reduzierte man die Hunderte auf Dutzende. Wir interessierten uns nicht länger für die Männer und Frauen, die täglich an uns herantraten, sondern nur für jene, deren Talente und Informationen für besonders wichtig gehalten wurden. Die Einheit konzentrierte sich auf eine Handvoll Wissenschaftler, Militärs und Abwehrspezialisten. So, wie sie das heute noch tut. Das ist nicht das, was

Weitere Kostenlose Bücher