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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Pressekonferenz in New York gehalten wurde, haben wir alle gelacht. Wir nannten es ›Taleniekovs Überraschungc. Selbst ein Abteilungsleiter der Gruppe Neun sagte, er bewundere deine Tat. Du hättest diesen voreiligen Kartoffelköpfen eine Lektion erteilt. Gestern hat sich alles plötzlich geändert. Was du getan hast, galt nicht mehr als Witz, sondern als ernsthafte Behinderung der grundlegenden Politik.«
    »Gestern?« hatte Wassili seinen Freund gefragt.
    »Am späten Nachmittag. Nach vier Uhr. Dieses Miststück von einer Direktorin marschierte wie ein brünstiger Gorilla durch die Büros. Sie hat allen gesagt, sie sollten um fünf Uhr in ihrem Büro sein. Als wir hinkamen und uns anhörten, was sie zu sagen hatte, konnten wir es kaum glauben. Es war, als hättest du persönlich die Verantwortung für jede Panne, die wir in den letzten zwei Jahren erlitten haben. Diese Irren von der Gruppe Neun waren auch dort, aber nicht der Abteilungsleiter.«
    »Wieviel Zeit habe ich?«
    »Höchstens drei oder vier Tage. Man stellt jetzt belastendes Material gegen dich zusammen. Aber ganz im stillen, niemand soll etwas verlauten lassen.«
    »Gestern…?«
    »Was ist geschehen, Wassili? Das ist keine WKR-Operation. Das ist etwas anderes.«
    Es war etwas anderes. Taleniekov hatte das sofort erkannt. Gestern hatte er die beiden ehemaligen Kreml-Führer aufgesucht, die ihn aus ihren Häusern gewiesen hatten. Und dieses andere waren die Matarese.
    »Eines Tages werde ich es dir sagen, mein Freund«, hatte Wassili geantwortet. »Vertraue mir.«
    »Natürlich. Du bis der Beste, den wir haben. Der Beste, den wir je hatten.«
    »Im Augenblick brauche ich sechsunddreißig, vielleicht sogar achtundvierzig Stunden. Habe ich die?«
    »Ich denke schon. Die wollen deinen Kopf, aber sie werden vorsichtig vorgehen. Sie werden alles dokumentieren wollen.«
    »Bestimmt. Man braucht ja Material für die Leichenrede. Vielen Dank. Du hörst von mir.«
    Wassili war nicht in seine Wohnung zurückgekehrt, sondern in sein Büro gegangen. Stundenlang war er in der Finsternis dagesessen und hatte dann seinen ungewöhnlichen Entschluß getroffen. Noch vor Stunden wäre das undenkbar gewesen, aber nicht mehr jetzt. Wenn die Matarese die höchsten Kreise des KGB korrumpieren konnten, konnten sie das auch in Washington. Wenn die bloße Erwähnung des Namens Matarese bereits dazu führen konnte, daß man einen Meisterstrategen seines Ranges praktisch zum Tode verurteilte – und daran gab es keinen Zweifel: Ihr Ziel war sein Tod –, dann war die Macht der Matarese unvorstellbar. Wenn sie tatsächlich die Verantwortung an der Ermordung Blackburns und Juriewitschs trugen, dann hatte Krupskaya recht. Es gab einen Zeitplan. Die Matarese bereiteten sich zum krönenden Coup vor – der Premierminister oder der Präsident standen auf ihrer Abschußliste.
    Er mußte mit einem Mann Verbindung aufnehmen, den er verabscheute. Er mußte Brandon Alan Scofield erreichen, den amerikanischen Killer.
    Am Morgen hatte Taleniekov einige Hebel in Bewegung gesetzt. Auf Grund seiner Entscheidungsfreiheit, die man ihm allgemein zubilligte, hatte er mitgeteilt, daß er unter fremdem Namen zur Ostsee reise, um dort an einer Konferenz teilzunehmen. Dann hatte er die Mitgliederlisten der Musikergewerkschaft überprüft und darauf den Namen eines Geigers gefunden, der vor fünf Jahren in Pension gegangen und in den Ural gezogen war. Dieser eignete sich. Zu guter Letzt hatte er die Computer in Bewegung gesetzt, um sich zu vergewissern, wo Brandon Scofield sich aufhielt. Der Amerikaner war in Marseille verschwunden, aber in Amsterdam hatte es einen Zwischenfall gegeben, der deutlich den Stempel von Scofield trug. Wassili hatte eine Chiffrebotschaft an einen Agenten in Brüssel geschickt, einem Mann, dem er vertrauen konnte, weil er ihm mehr als einmal das Leben gerettet hatte.
    Scofield kontakten, Status weiß. Amsterdam. Kontakt dringend. Hohe Priorität. Bei ihm bleiben. Situation im Südwestsektor-Code melden.
    Alles war sehr schnell gegangen. Taleniekov war für die Jahre dankbar, die es ihm möglich gemacht hatten, rasche Entscheidungen zu treffen. Sewastopol war nur noch eine Stunde entfernt. In Sewastopol – und andernorts – würden jetzt diese Jahre seiner Erfahrung ihre harte Probe bestehen müssen.
    Er nahm sich ein Zimmer in einem kleinen Hotel am Chersonesus-Prospekt und rief eine Nummer im KGB-Hauptquartier an, an der kein Tonbandgerät hing. Er hatte sie selbst

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